Keine Reha für Kinderkrebspatienten

Am Samstag ist internationaler Kinderkrebstag. Für die Patienten wäre nach der Therapie auch eine Rehabilitation wichtig, die es in Österreich aber nicht gibt. noe.ORF.at hat mit einer Betroffenen gesprochen, die nach Deutschland ausweichen musste.

Jährlich erkranken in Österreich 250 Kinder und Jugendliche an Krebs. Acht von zehn Betroffene haben eine reelle Überlebenschance - mehr dazu in Krebs: Heilungschancen für Kinder groß. Doch Experten sind überzeugt, dass nach der Therapie auch eine Rehabilitation wichtig ist.

In Österreich gibt es aber kein Reha-Zentrum für krebskranke Kinder und Jugendliche. Seit Jahren streiten Bund und Länder wegen der Finanzierung. Betroffene müssen etwa nach Deutschland ausweichen und den Aufenthalt oft selbst finanzieren. 110 Euro kostet ein Rehatag, mehrere Wochen sind nötig, für eine mehrköpfige Familie ist das in der Regel unleistbar. In Niederösterreich gibt es Unterstützung durch die Krankenkasse.

Julia, Leukämie-Betroffene

ORF

Für Julia war die Rehabilitation in Deutschland eine große Hilfe.

Die 19-jährige Julia aus dem Bezirk Tulln ist vor drei Jahren an Leukämie erkrankt. Ende 2013 war sie in Deutschland zur Rehabilitation. Heute ist sie stabil, auch dank der Reha.

noe.ORF.at: Nach der Chemotherapie bist du im vorigen November in den Schwarzwald auf Rehabilitation gefahren. Doch anfangs warst du skeptisch.

Julia: Ja, ich wollte eigentlich am Anfang überhaupt nicht dorthin, weil die Entfernung für mich ein großes Problem war, weil ich nicht von der Familie wegwollte. Wir waren eben gerade so zusammengewachsen.

noe.ORF.at: Aber du hast dich dann doch entschlossen, auf Reha zu fahren. In Österreich gibt es bislang kein Reha-Zentrum. Wie wichtig war diese Nachsorge-Therapie für dich? Was lernt man dort?

Julia: Man lernt einfach, wieder in den gewöhnlichen Alltag zurückzukommen. Man hat das vollkommen verlernt. Man ist einfach aufgestanden, wann man wollte, wenn man krank war, weil ja nichts Aufregendes passiert ist. Du bist untersucht worden - so wie jeden Tag - und dort hast du deine Zeit-Termine, wo es heißt, um 8 Uhr Frühstück, um 12 Uhr Mittagessen usw.

noe.ORF.at: Du hast dort junge Menschen getroffen, die dasselbe Schicksal haben. Wie wichtig war das?

Julia: Vorher konnte ich mit niemandem darüber reden. Und die dort wissen genau, wie du dich fühlst, und was du durchgemacht hast. Das ist einfach viel leichter und ich brauch’s nicht mehr runterschlucken, sondern ich hab’ den Mund aufgemacht. Ich habe erzählt, was mein Problem ist, und die kennen das.

noe.ORF.at: Während der Therapie warst du auch künstlerisch aktiv: Eine ungewöhnliche Fotostrecke unter dem Namen „Lady Cancer“ ist entstanden. Auf den Bildern posierst du sehr selbstbewusst. Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Julia: Ja, ich habe überlegt, ob ich etwas Künstlerisches mache, aber ich bin noch unentschlossen. Auf jeden Fall gebe ich jetzt Vollgas – denn jetzt habe ich ja zwei Jahre Pause gemacht.

Das Gespräch führte Doris Henninger, noe.ORF.at

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