Experte: Essl-Verkauf für Sanierung ungeeignet

Der Verkauf einer Kunstsammlung, wie von bauMax-Gründer Karlheinz Essl zur Sanierung der Baumarktkette geplant, ist zur Konsolidierung eines Unternehmens ungeeignet, meint ein deutscher Experte.

In wirtschaftlich schweren Zeiten sind Firmen gerne bereit, sich von ihrer Kunst zu trennen - wie aktuell bauMax-Gründer Essl, der seine 7.000 Werke umfassende und auf 86 Millionen Euro veranschlagte Sammlung von Gegenwartskunst dem Staat überantworten möchte - mehr dazu in Essl will Kunst an Republik verkaufen. Kunstverkäufe sind zur finanziellen Rettung eines Unternehmens nach Einschätzung eines deutschen Experten aber ungeeignet.

„Dazu sind sie in ihrem Umfang viel zu klein und in ihrer Bedeutung viel zu groß“, sagte der Geschäftsführer des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, Stephan Frucht, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Die Unternehmen sehen ihre Kunstsammlungen und Kulturengagements in der Regel als Beitrag ihrer eigenen gesellschaftlichen Verantwortung.“

Karlheinz Essl

APA/Hans Klaus Techt

Karlheinz Essl will seine Kunstsammlung verkaufen

Öffentlich-private Partnerschaft

Statt Kunstverkäufen sieht Frucht vielmehr Modelle nach dem Vorbild der öffentlichen-privaten Partnerschaft (PPP) als zukunftsweisend und nennt als Beispiel dafür das Museum Kunstpalast, das von der Stadt Düsseldorf und dem Energieunternehmen Eon seit 1998 gemeinsam betrieben wird. „Die Verantwortlichen müssen sich hier mit Augenmaß zwischen Erhalt und Erneuerung bewegen“, so Frucht. Beides koste Zeit, Kraft und Geld, lohne aber meist den Einsatz.

Hintergrund der auch in Deutschland aufgekommenen Debatte ist die von Eon angekündigte Versteigerung eines Gemäldes des US-Künstlers Jackson Pollock. „Number 5 (Elegant Lady)“ hing bisher als Dauerleihgabe im Museum Kunstpalast und soll bis zu 15 Millionen Euro einbringen. Damit will der von der Energiewende gebeutelte Konzern seine Kulturförderung weiterfinanzieren.

Runder Tisch

Im Falle der Sammlung Essl ist für Mittwoch ein runder Tisch unter der Leitung von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) angesetzt. Der Unternehmer will seine Sammlung an die Republik Österreich verkaufen, um die von ihm im Jahr 1976 gegründete Baumarktkette und damit auch 4.000 Jobs in Österreich zu retten. Neben Essl und den Gläubigerbanken sollen auch das Wirtschafts-, Sozial- und Finanzministerium am Verhandlungstisch sitzen - mehr dazu in Bund haftet mit Millionen für Firmen.