Bewohner eröffnen Greißlerei

In Rossatz (Bezirk Krems-Land) hat der letzte Greißler vor eineinhalb Jahren zugesperrt. Jetzt hat ein Verein eine neue Einkaufsmöglichkeit geschaffen. Die Bewohner können mit einem kleinen Betrag zum Erhalt ihres Geschäftes beitragen.

Es war viel los im Ort, zur Eröffnung gab es Würstel und Getränke. Doch nicht nur deswegen kamen viele Menschen. Sie wollten ihr neues Geschäft begutachten. Immerhin hatte die 1.200 Einwohner-Gemeinde eineinhalb Jahre lang keinen Nahversorger mehr, die Bewohner mussten ins einige Kilometer entfernte Mautern zum Einkaufen fahren.

„Ich musste immer warten, bis mir der Sohn etwas gebracht hat, weil ich mit meinem Kreuz ja nicht in den Autobus hinein komme“, sagt Maria Schatzl aus Rossatz. „Es ist angenehm, dass ich nicht immer so weit fahren muss, wenn ich nur eine Kleinigkeit brauche. Betrieben wird das Geschäft von einem Verein. Die Bewohner konnte Bausteine zu je 100 Euro kaufen oder sich mit zehn Euro pro Jahr beteiligen“, sagt die Rührsdorferin Edith Fischer.

Greißler

ORF

Für Erich Polz, den Bürgermeister von Rossatz-Arnsdorf steht fest, dass sich die Kunden mit ihrem Geschäft ganz anders identifizieren. „Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass das gut laufen wird.“ Abgeschaut hat man sich das Modell übrigens in Reinsberg (Bezirk Scheibbs). Seit fast zwei Jahren ist das Geschäft dort ein voller Erfolg. „Die Idee ist, dass die Gemeinde insgesamt eingebunden wird. Hier ist ein sozialer Zusammenhalt geschaffen worden. Man identifiziert sich mit der Idee von ‚Unser G´schäft in Reinsberg‘“, so der Initiator dieser Idee, Robert Hörhann.

Reinsberg: Geschäft wurde zur „sozialen Drehscheibe“

In Reinsberg sei das Geschäft mittlerweile eine soziale Drehscheibe im Ort. Es ist ganz wichtig für den sozialen Kontakt und das ist ganz toll. Bestellt wird nur das, was auch wirklich gebraucht wird, so der dortige Bürgermeister Franz Faschingleiter. Verkäuferin Gerlinde Gerstl sieht darin eine Lebensaufgabe. „Es ist kleiner, familiärer, man kann speziell auf die Kunden eingehen, was sie wollen kriegen sie im Normalfall von uns. Wir sehen das nicht als unseren Job, wir sehen das als Lebensaufgabe. Wir haben eine riesige Freude alle miteinander.“ Der tägliche Einkauf war hier lange Zeit nicht selbstverständlich - und die Bevölkerung schätzt ihr Geschäft jetzt umso mehr.