Notrufsäulen: Alt, aber bewährt

Auch wenn mittlerweile die meisten Autofahrer ein Mobiltelefon dabeihaben: Die Notrufsäulen, die seit 50 Jahren entlang der Autobahnen und Schnellstraßen stehen, haben nicht ausgedient. Nach wie vor bieten sie direkten Draht zur Hilfe.

Sie sind zweieinhalb Meter hoch, orange und im Abstand von zwei Kilometern entlang der Autobahnen und Schnellstraßen zu finden - und das seit fast 50 Jahren nahezu unverändert. In den 1960iger Jahren wurden die ersten Notrufsäulen entlang der Westautobahn (A1) montiert. Damals schon mit dem Telefon-Hörer als Symbol, obwohl sie nie einen Hörer hatten. In den 1970iger Jahren zeigte ein ORF-Bericht erstmals ausführlich, wie die Säulen funktionieren, darin war folgendes zu hören. „Wenn die Klappe der Notrufsäule gehoben wird, meldet sich die Autobahnmeisterei. Guten Tag. ‚Jo Grüßgott, ich hab eine Autopanne‘ - wo stehen sie denn? - ‚Knoten West‘“.

Allein in Niederösterreich wurden damals 20.000 Notrufe pro Jahr verzeichnet. „Fünf Prozent waren Unfälle, in sechs Prozent ist den Kraftfahrern das Benzin ausgegangen, 80 Prozent sind Pannen, der Rest Sonstige Notrufe - Arztanforderungen, Warnungen vor Geisterfahrern, etc..“, sagte Helmut Scharsching von der nö. Straßenverwaltung im Jahr 1979.

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Auch heute ist immer noch die Panne, Notruf-Grund Nummer 1. Am anderen Ende des Drahtes meldet sich aber nicht mehr die nächste Autobahn-Meisterei, sondern ein Verkehrs-Manager in einer der zehn Autobahn-Leitstellen, die es in ganz Österreich gibt. Für die meisten Autobahnabschnitte in Niederösterreich ist die Leitstelle Inzersdorf zuständig. Pro Tag kommen im Schnitt sechs Notrufe über die Säulen - deutlich weniger als in den 1970iger Jahren. Die Zahl der Pannen ist gesunken und außerdem verwenden viele Autofahrer lieber ihr Handy.

Direkter Kontakt zur Leitzentrale

„In der Praxis ist es oft so, dass der Autofahrer nicht weiß, wo genau er sich befindet. Wir haben auch Transitstrecken, wo viele ausländische Fahrer unterwegs sind. Da hilft die Notrufsäule besonders“, so der Christian Ebner vom ASFINAG-Verkehrsmanagement. Der Computer-Bildschirm zeigt exakt die Position des Autofahrers, im Tunnel und auf vielbefahrenen Strecken liefern Kameras Bilder vom Geschehen. Mit direkter Schaltung können in der Leitzentale je nach Bedarf Rettung, Feuerwehr, Polizei und Pannendienst alarmiert werden.

Die Notrufsäulen am Straßenrand sind alt aber bewährt. Nach 50 Jahren könnte sich ihr Aussehen nun doch geringfügig ändern. Bei den nächsten Säulen die aufgestellt werden, wird das Zeichen des Telefonhörers durch den Schriftzug SOS ersetzt, statt der Klappe wird es einen Knopf geben.