Burgtheater: Niederösterreich als Vorbild?

Der Aufsichtsrat des Burgtheaters soll heute den Jahresabschluss für die Saison 2012/13 absegnen. Dann steht der Verlust fest. Um ein derartiges Dilemma in Zukunft zu verhindern, könnte das Kulturmodell Niederösterreichs als Vorbild dienen.

Um den Verlust des Wiener Burgtheaters kreisen unterschiedliche Zahlen: Zunächst war von acht Millionen Euro die Rede, inzwischen könnte das Minus auch 19 Millionen betragen. Offen ist auch, wer an der Misere Schuld ist. Die entlassenen Manager Matthias Hartmann und Silvia Stantejsky, die Verantwortlichen in der Bundestheaterholding, oder doch alle zusammen. In der Bundestheaterholding werden aktuell drei Betriebe gelenkt: Burgtheater, Staatsoper und Volksoper.

Burgtheater Wien

APA / Georg Hochmuth

Nun wird nach neuen Konzepten gesucht und hier könnte das niederösterreichische Modell als Vorbild dienen, in dem von Grafenegg über die Schallaburg bis hin zum Tonkünstlerorchester mit einhundert Musikern 33 Kulturbetriebe zusammengefasst sind. Der Geschäftsführer der niederösterreichischen Kulturbetriebe, Paul Gessl, erklärt im Ö1-Morgenjournal, dass in Niederösterreich die künstlerischen Leiter den kaufmännischen Geschäftsführern arbeitsrechtlich unterstellt seien und sich somit ganz auf ihre künstlerische Arbeit konzentrieren könnten: „Somit wird sich die Frage erst gar nicht stellen können, ob ich heute Geschäftsführer und morgen künstlerischer Leiter bin. Bei uns ist das klar geregelt.“

„Finanzchaos in Niederösterreich schwer möglich“

Ein Finanzchaos wie in Wien wäre in Niederösterreich schwer möglich, sagt Gessl, denn die Holding übernehme die kaufmännische Gestion aller Gesellschaften. Drei Geschäftsführer nehmen jeweils mehrere Kulturbetriebe inklusive Rechnungswesen, Lohnverrechnung und Budgetierung unter ihre Fittiche. Die Holding erstellt außerdem klare Profile der einzelnen Kulturbetriebe, um inhaltliche Überschneidungen und Konkurrenzsituationen auf Kosten des Steuerzahlers zu verhindern. Derartiges wurde beispielsweise den Bundesmuseen in Wien immer wieder vorgeworfen.

Gessl nennt als Beispiel die Landeshauptstadt St. Pölten, in der etwa 50.000 Menschen leben: „Hier gibt es drei große Bühnen, die Bühne im Hof, das Landestheater und das Festspielhaus. Somit war es notwendig, mittels eines künstlerischen Rahmenkonzeptes eine Definition vorzunehmen, um zielgruppenorientiert eine Differenzierung zu erreichen. Sonst würden sich alle drei Veranstaltungsbetriebe auf die gleiche Zielgruppe stürzen.“ Die niederösterreichischen Kulturbetriebe zählen jedes Jahr übrigens 1,3 Millionen Besucher, genauso viele wie die Bundestheater. Allerdings kommen die Niederösterreicher mit etwa einem Drittel der Subventionen aus.

Links: