Maibaumstehlen: Brauch oder Strafe?

Maibäume werden geschmückt, dann bewacht und trotzdem immer wieder gestohlen. Doch ist das Maibaumstehlen ein Diebstahl im klassischen Sinne und sind die, die den Maibaum stehlen Diebe, die rechtlich zu bestrafen sind?

„Brauchtum kann ein Rechtfertigungsgrund sein und damit die Strafbarkeit beseitigen. Im Einzelnen ist es aber ein Graubereich und der Täter hat jedenfalls nur dann eine Chance davon zu kommen, wenn er keinen schweren Schaden angerichtet hat“, sagt der Korneuburger Staatsanwalt Friedrich Köhl.

Maibaum

APA/Robert Jäger

Begehrter Baum: Der Maibaum.

Gerichtsprozess für Maibaumdieb

Ein Diebstahl kann vor allem dann unangenehme Konsequenzen mit sich ziehen, wenn Diebe die Regeln des Brauchtums nicht kennen. Im Jahr 2009 landete so ein Fall vor Gericht. „Da ist ein knapp 21-jähriger Bursche mit seiner Freundin in eine Nachbarortschaft gefahren und hat begonnen, mit einer Motorsäge den Maibaum anzuschneiden. Die ortsansässigen Burschen haben das gehört, die haben im Feuerwehrhaus Wache gehalten, und haben ihn verjagt“, so Köhl. Weil eine Motorsäge im Spiel war, und keine Handsäge, wie im Brauchtum vorgesehen, erstatteten die Bewacher Anzeige. Es kam zu einer Gerichtsverhandlung. „Die Richterin hat ein salomonisches Urteil gefällt. Sie hat das Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt, und den Angeklagten ersucht, er möge doch eine Kiste Bier für die Bewacher spenden.“

Kurz gesagt, neben der Technik spielt beim Maibaumstehlen auch die Zeit eine Rolle. Der Maibaum darf nämlich nur in der Nacht auf den 1. Mai gestohlen werden und die Diebe müssen sich verjagen lassen, wenn sie von den Maibaumbewachern entdeckt werden. Maibaumdiebe anzuzeigen, davon hält kaum jemand etwas. „Alles was in einem gewissen Rahmen mit Brauchtum zu tun hat, und wo niemand verletzt wird, gehört dazu zum Leben“, sagt ein Passant in Korneuburg. „Das ist einfach ein Spaß, oder?“, fragt eine Frau. An eine Anzeige wegen Diebstahls denken dabei die wenigsten.

Maibaumdieb stellt sich nach 40 Jahren

Für große Aufruhr sorgte das Maibaumstehlen auch vor 40 Jahren in Furth bei Göttweig (Bezirk Krems-Land). Damals wurde der geschmückte Maibaum noch vor dem Aufstellen an zwei Stellen angesägt. Als er dann aufgestellt wurde, zerbrach er in drei Teile. Dementsprechend groß, war nach getaner Arbeit der Feuerwehr-Einsatzkräfte, der Ärger. Nach einem Bericht in der Sendung „Guten Morgen“ in Radio NÖ, meldete sich nun der „Übeltäter“ von damals und erzählte seine Geschichte, die dann auch dem Feuerwehrkommandanten zu Ohren kam.

Maibaumdieb gesteht Diebstahl aus dem Jahr 1974

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„Ein Bekannter hat es im Radio gehört und uns gleich informiert. Wir haben dann sofort das Radio aufgedreht und uns das selber angehört. Ich hab dann sofort bei Radio NÖ angerufen und wollte den Namen wissen. Jetzt stehen wir da, trinken gemeinsam das Achterl und alles ist vergessen.“ Denn nach 40 Jahren konnte endlich geklärt werden, wer damals den ganzen Ärger verursachte. „Es hat sicherlich Spekulationen gegeben, wer es war. Aber da kommt man eben erst 40 Jahre später drauf“, so der Tenor der Beteiligten.

Auch bei St.Leonhard am Hornerwald wurde der bereits geschmückte, jedoch noch nicht aufgestellte Maibaum angesägt. Die Verantwortlichen in der Ortschaft nahmen es mit Humor, sie „freuen“ sich jetzt über zwei Maibäume.

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