Häftling schwer vernachlässigt

In der Justizanstalt Stein ist ein erschreckender Fall von Vernachlässigung eines Häftlings bekanntgeworden. Wie die Wochenzeitung „Falter“ berichtet, dürfte der Mann monatelang unbeachtet in seiner Zelle dahinvegetiert sein.

Fotos, die der Zeitschrift „Falter“ vorliegen, zeigen schuppige, verkrustete Füße mit zentimeterlangen Zehennägeln. An den Schienbeinen des Mannes sei die Haut schwarz wie bei einer ausgewickelten Mumie gewesen, berichtet der „Falter“ (Mittwoch-Ausgabe).

Leiter Vollzugsdirektion: „Es tut mir leid“

Offenbar haben sich die verantwortlichen Justizwachebeamten monatelang nicht um die körperliche Hygiene und Versorgung des psychisch kranken 74-jährigen Häftlings gekümmert. Die Würde eines Menschen sei hier vom Staat auf das Übelste vernachlässigt worden, zitiert der „Falter“ Amnesty-International-Chef Heinz Patzelt, dem die erschreckenden Fotos vorgelegt wurden.

„Es ist sicherlich nicht alles ordnungsgemäß abgelaufen. Es tut mir leid, dass so etwas in einer Anstalt passiert ist. Es macht uns betroffen“, sagt Peter Prechtl, Leiter der Vollzugsdirektion, gegenüber dem ORF. Der Insasse habe sich auch immer wieder gegen ärztliche Maßnahmen sowie Maßnahmen der Hygiene geweigert, so Prechtl. Der betroffene Häftling befinde sich nun in der Krankenanstalt der Justizanstalt Stein und werde behandelt, dauerhafte Schäden seien nicht zu erwarten, so Prechtl. Er betont, dass man umgehend Maßnahmen ergriffen habe. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft Krems angezeigt, sagt Prechtl.

„Falter“: „Minister spricht von Katastrophe“

Justizminister Wolfgang Brandstetter wurde über die schockierenden Fotos von seinen Beamten nicht informiert, heißt es in einer Aussendung des „Falter“. Er spricht nach Ansicht der vom „Falter“ zur Verfügung gestellten Bilder von einer „Katastrophe“ und verspricht umfassende Reformen.

„Das ist eine Katastrophe. So etwas darf nicht passieren. Da muss es Konsequenzen geben“, wird Brandstetter in dem Artikel zitiert. Der Wiener Gerichtspsychiater und ehemalige medizinische Leiter der Justizanstalt Mittersteig, Patrick Frottier, sagt, man dürfe angesichts dieser Missstände „nicht zur Tagesordnung übergehen“, heißt es in der Aussendung. Frottier spricht von einem „Systemfehler“.

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