EVN-Projekt: Biokunststoffe aus Algen

Die EVN weitet ihre Versuche zum kommerziellen Einsatz von Kohlendioxid (CO2) auf die mögliche Erzeugung von Biokunststoff aus. Dafür wird die Pilotanlage, mit der CO2 aus den Abgasen des Steinkohlekraftwerks Dürnrohr herausgewaschen wird, erweitert.

Das Forschungsprojekt wird unter Leitung der EVN gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien und dem steirischen börsennotierten Anlagenbauer Andritz durchgeführt. Das Versuchsprogramm läuft bis zum Jahr 2015.

EVN Projekt Biokunststoffe aus Algen

EVN/Gabriele Moser

Die Algen im Bioreaktor Dürnrohr wandeln CO2 mit Sonnenlicht und Wasser in einen Biokunststoff um

Mikroalgen sollen Energiespeicher anlegen

Das abgeschiedene CO2 wird am Standort Dürnrohr (Bezirk Tulln) in einen speziellen Bioreaktor mit Mikroalgen geleitet, hieß es aus der EVN zur APA. Die Algen wandeln das CO2 mit Hilfe von Sonnenlicht und Wasser in einen Biokunststoff um. Diese Mikroorganismen legen je nach Nährstoffangebot Energiespeicher in Form des Biokunststoffs Polyhydroxybuttersäure (PHB) an. Dieser ist nach EVN-Angaben dem aus Erdöl hergestellten Kunststoff Polypropylen ähnlich. In dem Forschungsprojekt geht es vor allem um die Entwicklung des Verfahrens.

EVN Projekt Biokunststoff aus Algen

EVN/Gabriele Moser

Gerald Kinger von der EVN möchte Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen entwickeln und die besten Anwendungsmöglichkeiten ausloten

Ziel sei, Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln und die besten Anwendungsmöglichkeiten auszuloten, so EVN-Experte Gerald Kinger. Die EVN betont, dass ein solches Verfahren auch nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehe und ressourcenschonend - weil CO2-neutral - sei. Anstelle von Zucker, mit dem Mikroalgen in anderen Verfahren zur Herstellung von Biokunststoff „gefüttert“ werden, werden bei dem Projekt Sonnenlicht und CO2 verwendet - also eine Art Photosynthese wie bei anderen Pflanzen.

Marktpotenzial für Biokunststoff liegt bei zehn Prozent

Experten des Verbandes European Bioplastics schätzen nach EVN-Angaben das Potenzial für Biokunststoffe auf fünf bis zehn Prozent des gesamten Kunststoffmarktes. Investiert wurden in das Biokunststoffprojekt bisher 450.000 Euro.

Die EVN betreibt die Anlage zum Herauswaschen von CO2 in Dürnrohr seit Mitte 2009. Kommerziell eingesetzt wird CO2 unter anderem in der Düngemittelproduktion sowie in der Getränke-, Pharma- und Kosmetikindustrie. Technisch können in der Anlage rund 500 Tonnen CO2 pro Jahr für Industriezwecke erzeugt werden.

Die EVN habe bereits einige sehr interessante Kooperationsangebote aus der Autobranche. Auch eine Zusammenarbeit mit Getränkefirmen wäre denkbar, so die EVN. Derzeit wird CO2 für die Industrie vor allem aus Erdgas erzeugt. Aus einem Kubikmeter Erdgas kann man rund zwei Kilogramm CO2 gewinnen.

Links: