Neue Aspekte über den Dichter W. H. Auden

Der angloamerikanische Schriftsteller Wystan Hugh Auden lebte von 1958 bis zu seinem Tod 1973 während der Sommermonate in Kirchstetten (Bezirk St. Pölten). Ein nun erschienenes Buch über den Autor will ein „subjektives Auden-Archiv“ sein.

In der Literaturedition Niederösterreich haben Ricarda Denzer und Monika Seidl den Band „Silence turned into Objects. W. H. Auden in Kirchstetten“ herausgebracht, der auch ein 2013/14 in Kirchstetten durchgeführtes Ausstellungsprojekt ergänzt.

Wystan Hugh Auden

dpa/UPI

Wystan Hugh Auden

Gedenkstätte im ehemaligen Wohnhaus

Das Land Niederösterreich hat nach Audens Ableben den in Österreich befindlichen Teilnachlass erworben und 1995 im ehemaligen Wohnhaus eine Dokumentation eingerichtet. Das nun vorliegende Buch stellt eine Art subjektives Auden-Archiv dar und bietet über den Anlass hinaus eine wahre Fundgrube an Informationen über den ebenso spleenigen wie renommierten Autor, der ausgerechnet in der einstigen Heimatgemeinde von Josef Weinheber - dem er auch ein langes Gedicht gewidmet hat - gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Chester Kallman sein Domizil aufschlug.

Manns Schwiegersohn und Brittens Librettist

„Auden muss eine geradezu außerirdische Erscheinung gewesen sein in der niederösterreichischen Provinz der Sechzigerjahre: ein ausländischer homosexueller Dichter, der mit seinem VW-Käfer - sein Wiener Liebhaber verwendete ihn 1962 bei einer Einbruchsserie als Fluchtwagen - die Gegend unsicher machte“, schreibt Ewald Baringer in der Austria Presse Agentur. 61 Farb- und 28 Schwarz-Weiß-Abbildungen veranschaulichen Audens Lebensumfeld, in dem Stella Musulin, die in Schloss Fridau bei Obergrafendorf residierte, einen besonderen Platz einnahm.

Wystan Hugh Audens Grab in Kirchstetten

Wikimedia Commons/Santner

Audens Grab in Kirchstetten

Das Wohnhaus des Schriftstellers, über das er selbst einen zwölfteiligen Gedichtzyklus verfasste, fungiert sowohl als realer Ausstellungsort als auch als Ausgangspunkt zu Überlegungen, „wie die Trennlinie zwischen dem privaten Innen und dem politischen Außen dimensioniert werden kann“ (Denzer). Wo Privates und Gesellschaftliches zusammentreffen, wird das Haus zum Ort der Erzählung über die Poetik dieser Wechselbeziehung.

Der 1907 im englischen York geborene Arztsohn Wystan Hugh Auden schrieb schon mit 13 Jahren Gedichte. Mit 18 begann seine Freundschaft mit Christopher Isherwood, mit dem zusammen er Dramen verfasste, von denen zwei von Benjamin Britten vertont wurden („Paul Bunyan“ und „Our hunting fathers“). Mit seinem zweiten Arbeits- und Lebenspartner Chester Kallman verfasste er auch für Igor Strawinsky („The Rake’s Progress“) und Hans Werner Henze („Die Bassariden“ und „Elegie für junge Liebende“) Libretti. Von Auden erschienen mehr als 400 Gedichte und Essays, für sein Hauptwerk, den Versdialog „The Age of Anxiety“ („Das Zeitalter der Angst“) erhielt er 1948 den Pulitzer-Preis.

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