Ex-Skistar führte durchs Landesmuseum

Petra Kronberger war am Sonntag zu Gast im Landesmuseum St. Pölten und ist dabei in die Rolle der Museumführerin geschlüpft. Kronberger holte nach ihrer erfolgreichen Ski-Karriere die Matura nach und studierte Kunstgeschichte.

Als Petra Kronberger 23 Jahre alt war, war sie Doppel-Olympiasiegerin, Weltmeisterin, dreifache Gesamtweltcupsiegerin und die erste Frau, die in allen fünf Disziplinen des Ski-Weltcups innerhalb einer Saison Rennen gewinnen konnte. Da beschloss sie, aufzuhören. Es war ein harter Schnitt, wie sie in einer Führung durch das Niederösterreichische Landesmuseum betonte.

Petra Kronberger wurde am 21. Februar 1969 in St. Johann im Pongau geboren, wuchs am Bauernhof ihrer Eltern auf. Nach dem Internat in der Ski-Hauptschule in Badgastein wechselte sie in die Ski-Handelsschule Schladming.

In der Saison 1989/90 stieg sie zur absoluten Spitzenläuferin auf und gewann danach beinahe unzählige Rennen. Ihre Sportler-Karriere beendete sie 1992.

noe.ORF.at: Frau Magistra Kronberger, Sie kennen das Landesmuseum bereits seit einiger Zeit. Was ist Ihr Eindruck?

Petra Kronberger: Ich war überrascht, dass das Landesmuseum so große Aquarien im Haus hat und dass es eine Mixtur ist aus Landeskunde, Naturkunde und Kunstgeschichte, eine sehr spannende Kombination. Und auch die Architektur finde ich faszinierend.

noe.ORF.at: Wie haben Sie die Führung angelegt?

Petra Kronberger: Es war ein lockerer Rundgang und an einigen Stationen haben wir Halt gemacht und zur Kunstgeschichte, zu Fragen des Museumskonzepts oder zu gesellschaftlichen Themen uns ausgetauscht. Ich habe dazu noch ein wenig aus meinem Leben erzählt.

noe.ORF.at: Welche Kunstwerke haben es Ihnen besonders angetan?

Petra Kronberger: Das Landesmuseum Niederösterreich besitzt eine beeindruckende Sammlung, seien es Werke von Kokoschka, Schiele oder Waldmüller. Ein Anton Faistauer, der mir als Salzburgerin noch näher ist, oder zum Beispiel ein Anton Romako, imponieren mir sehr. Es sind die Werke des 19. Jahrhunderts, und da vor allem die Landschaftsdarstellungen, die mich sehr berühren. Ich bin im Gebirge aufgewachsen und diese Natureindrücke begleiten mich ein Leben lang.

noe.ORF.at: Sie haben Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Welche Beweggründe gab es dafür?

Petra Kronberger: Ich wollte eigentlich, als ich mit dem Skifahren aufgehört habe, noch einmal etwas ganz anderes beginnen. Es war mit nach dem Rücktritt noch nicht so recht bewusst, was das sein könnte. Kunstgeschichte hat mich immer schon interessiert, die Architektur, die Stilepochen. Warum nicht auch das Ganze genauer studieren, habe ich mich gefragt. Man hat zu meiner Zeit noch ein Nebenfach gebraucht, da habe ich Germanistik gewählt, weil ich immer gerne gelesen habe.

noe.ORF.at: Sie waren als Sportlerin unglaublich erfolgreich und der Druck war sicherlich nicht gering. Hatten Sie da überhaupt Zeit oder Muse zum Lesen?

Petra Kronberger: Es gab dafür zu wenig Zeit, so habe ich das immer empfunden. Aber es war eine gute Abwechslung, in der Zeit, die man für sich hatte. Und ich wollte mich immer schon mit anderen Dingen beschäftigen. Ich habe so viele Lebensfragen gehabt: Was macht das Leben aus? Was macht mich aus? Viele, sozusagen philosophische, Gedanken haben mich beschäftigt und mit einigen Kolleginnen konnte ich auch austauschen. Heute ist die Zeit im Rennzirkus noch viel schnelllebiger geworden. Und trotzdem, so habe ich gehört, liest Michaela Kirchgasser sehr dicke Schinken. Also auch heute dürfte es noch gewisse Freiräume geben.

noe.ORF.at: Es muss doch ein radikaler Einschnitt gewesen sein, als Sie als erfolgreiche Sportlerin abgetreten sind und beschlossen haben, die Matura nachzuholen? Es lässt die Popularität nach, man ist plötzlich ganz allein, oder?

Petra Kronberger: Es ist tatsächlich so. Es war ein abrupter Bruch. Dass man so schnell von der Bildfläche verschwindet, war dann doch überraschend für mich. Das hat aber auch mit mir zu tun gehabt, weil ich Angebote von Ausrüsterfirmen und auch das Moderatoren-Angebot des ORF nicht angenommen habe. Ich wollte wirklich ganz neu beginnen. Und das war radikal. Bei der Matura hieß es, erstens wieder ins Lernen reinzukommen, und zweitens kam ich mit ganz jungen Menschen zusammen und ich hatte bereits ein Leben sozusagen hinter mir. Noch einmal von unten anzufangen, obwohl ich schon ganz oben war, das ging schon an die Substanz.

noe.ORF.at: Sie haben da eine neue Seite von sich kennengelernt?

Petra Kronberger: Unbedingt, unbedingt, ja.

noe.ORF.at: Sie haben in Salzburg, Berlin und Hamburg Kunstgeschichte studiert. Wie war für Sie der Wechsel ins Studentenleben?

Petra Kronberger: Ich hab mit großen Fragezeichen begonnen, ob ich denn das alles bewältige, weil mir ein gewisses Basiswissen gefehlt hat. Es hat mich zwar interessiert, aber es war nicht so, dass ich von der Familie heraus schon Vorkenntnisse gehabt hätte oder mich neben dem Skifahren so viel damit hätte beschäftigen können.

Im Studium habe ich mir ausgemalt, dass ich später Sport und Kunstgeschichte verbinden möchte. Das hat sich zuerst als sehr schwierig herausgestellt. Es kamen dann kleinere Aufträge. Die Chance bot sich dann vor allem bei der Ski-Weltmeisterschaft in Schladming, dort war ich Beauftragte für Kultur und Zeremonien, als zweiter Eckpfeiler. Und das war toll, da hatte ich das Gefühl, es war nicht umsonst, ich kann wirklich den Skisport, also alles was mich geprägt hat, und das Studium, das mich sehr fasziniert hat, in irgendeiner Form verbinden.

Jetzt unterrichte ich an der Fachhochschule Kufstein Sport-, Kultur- und Veranstaltungsmanagement und begleite die Studenten bei der Ausarbeitung von Projekten: Idee, Konzept, Budgetierung, bis hin zur Ausführung und der Nachbetreuung.

Das Gespräch mit Petra Kronberger führte Hannes Steindl, noe.ORF.at.

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