Asyl: Unverständnis für ÖVP-Brief

Ein offener Brief des ÖVP-Landtagsklubs stößt bei der römisch-katholischen und der evanglischen Kirche auf Unverständnis. In dem Schreiben haben die Politiker am Donnerstag die Kirchen aufgefordert, Plätze für Flüchtlinge zu schaffen.

Es gäbe zwar ein paar „freie Flächen“, aber sicher nicht in einem großen Ausmaß, reagiert der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, das sei eine „Illusion“. Es gehe um die adäquate Unterbringung von Flüchtlingen: „Wir können sehr schnell hundert Flüchtlinge in einen Klostersaal legen, aber wer kümmert sich um diese Leute? Wo gehen sie auf die Toilette? Wo bekommen sie etwas zu trinken? Wo können sie sich waschen? Wo können sie kochen?“

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn habe bereits vergangenes Wochenende gemeinsam mit Caritas-Präsident Michael Landau per Brief an alle 492 niederösterreichischen Pfarren der Erzdiözese Wien appelliert, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Es gebe bereits positive Reaktionen, die Umsetzung gehe aber nicht von heute auf morgen - mehr dazu in Asyl: Katholische Kirche sucht aktiv nach Quartieren (religion.ORF.at). Im Übrigen ist der Engpass an Flüchtlingsquartieren für Prüller nicht ganz verständlich, seien doch die Zahlen nicht dramatischer als etwa vor zehn Jahren.

„Bringen seit langem Flüchtlinge unter“

Auch die evangelische Kirche weist die Behauptung des ÖVP-Landtagsklubs zurück, es würde viele freie Plätze geben. Alle Pfarrhäuser seien derzeit besetzt, sagt Niederösterreichs Superintendent Paul Weiland: „Ich habe den Eindruck, sie drehen jetzt den Spieß um und stellen die Kirchen dar, als würden gerade diese die Solidarität und den Einsatz für Menschen in Not verhindern. Das stört mich und das muss ich auch nachdrücklich zurückweisen.“

Beide Kirchen betonen, dass sie schon seit langem zahlreiche Flüchtlinge unterbringen und betreuen und sich auch weiterhin aktiv für Menschen, die Hilfe brauchen, einsetzen werden.

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