Immer mehr Kinder leiden an Diabetes

Mehr als 600.000 Menschen in Österreich leiden an Diabetes. Vor allem Kinder und Jugendliche sind immer häufiger von der Stoffwechselerkrankung betroffen. Etwa 400 Kinder unter 15 Jahren sollen alleine in Niederöstereich erkrankt sein.

Bei Diabetes Typ-2 - im Volksmund Altersdiabetes genannt - weiß man, dass dieser durch einen ungesunden Lebensstil bedingt ist. Falsche Ernährung und wenig Sport etwa können dafür verantwortlich sein, dass ein Mensch an Diabetes erkrankt - mehr dazu in Immer mehr Altersdiabetiker. Eine andere Form von Diabetes ist der Typ-1, hiervon sind meist Kinder und Jugendliche betroffen. Den Auslöser von Diabetes Typ-1 kennt man nicht genau, sagen Experten. Insgesamt leiden etwa zehn Prozent aller Diabetes-Erkrankten in Österreich an diesem Typus.

Xenja Gabriel mit ihrer Mutter Romana Gabriel

ORF

Die neunjährige Xenja leidet an Diabetes Typ-1. Ihre ganze Familie musste ihren Alltag umstellen.

Durst, Müdigkeit, Gewichtsverlust

Auch die neunjährige Xenja Gabriel aus Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) muss mehrmals täglich ihren Blutzucker messen. Vor zwei Jahren bemerkte die Familie, dass ihre Tochter krank ist, wie Mutter Romana Gabriel erzählt: „Sie hatte vermehrt Durst, dann hat sie öfter wieder ins Bett genässt. Einmal in der Früh war ihr schlecht, dann sind wir zum Arzt gefahren, der hat eine Harnprobe gemacht. Dann mussten wir ins Krankenhaus, weil sie einen Blutzuckerspiegel von über 500 hatte.“ Weitere typische Anzeichen sind Müdigkeit, zittrige Finger, häufiger Harndrang und Gewichtsverlust.

Seither sind Messegerät und Spritze ihre ständigen Begleiter. „Ich muss auch in der Nacht aufstehen, um ihren Blutzucker zu messen. Manchmal alle zwei Stunden. Das ist sehr kraftraubend“, so Romana Gabriel. Die Familie musste lernen, die Zuckerkrankheit in ihren Alltag zu integrieren. Auch Xenjas Lehrerinnen und Lehrer und ihre Freundinnen wurden geschult, sagt die Neunjährige: „Meine zwei Freundinnen helfen mir immer in der Schule, dass ich schneller fertig bin. Eine steckt immer das Messblatt in das Messgerät und die andere tropft das Infektionsmittel auf das Tuch.“

Diabetes-Messung

APA/Helmut Fohringer

Über den Umgang mit Diabetes bei Kindern diskutierten Experten und betroffene Familien am Freitag in St. Pölten im Rahmen des zweiten FINE-Kids-Treffens. Das Tückische an der Autoimmunerkrankung ist die häufig lange Beschwerdefreiheit. In speziellen Schulungen lernen Betroffene, mit ihrer Krankheit das tägliche Leben zu meistern und die ihnen verordnete Therapie richtig und konsequent durchzuführen. Der Betreuungsaufwand für die Familien ist sehr hoch. Typ-1-Diabetes ist durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet.

Großer Aufwand für Familien

Mehrmals täglich muss der Blutzucker kontrolliert werden, sagt die Oberärztin der Kinder- und Jugendheilkunde an der Universitätsklinik St. Pölten, Ursula Schneider. „Diabetes Typ-1 kann leider nicht geheilt, aber sehr gut behandelt werden. Es fordert von den Eltern großen Aufwand und große Disziplin und eine extrem gute Schulung.“

Essen kann ein Kind mit Diabetes Typ-1 im Prinzip alles, so die Ärztin. "Sie brauchen keine spezielle Diät halten, sie müssen nur auf eine gesunde Lebensweise achten und sie müssen alles berechnen. Das heißt, sie müssen das Essen abwiegen, sie müssen ausmessen, wie viele Kohlehydrate in Gramm sie zu sich nehmen und dann die entsprechende Menge Insulin spritzen. Es ist sehr aufwändig und sehr kontrollierend. Aber wenn es gut gemacht ist, können die Kinder und Jugendlichen an allen Unternehmungen teilnehmen. Es gibt sogar Diabetiker, die auf dem Mount Everest waren“, so Ursula Schneider.

Diabetes Patientin Spritze

dpa/Gero Breloer

Spätfolgen vorbeugen

Auch die zwölfjährige Elena Schäfer aus Bad Vöslau (Bezirk Baden) leidet seit vier Jahren an Diabetes Typ-1. Bei ihr läuft das Insulin über eine Pumpe direkt in ihren Körper. Sie trägt die Pumpe mit dem Insulin in einer Gesäßtasche, über einen Schlauch läuft das Insulin dann bei Bedarf in den Oberschenkel. Jeden dritten Tag muss die Kanüle erneuert werden.

Sendungshinweis:

„NÖ Heute“, 26.9.2014

Zu viele Süßigkeiten oder zuckerhaltige Getränke kann Elena nicht zu sich nehmen, manchmal muss die Zwölfjährige auch ganz auf etwas verzichten. „Zum Beispiel, wenn es beim Geburtstag eine große Torte gibt, dann muss ich davor messen und schauen, ob ich einen guten Wert habe. Wenn er zu hoch ist, dann darf ich leider nichts essen und muss ein bis zwei Stunden warten.“ Mit regelmäßigen Messungen werden Schwankungen des Blutzuckerspiegels erkannt, sodass die Ernährung, der Tagesablauf und die Medikamente besser angepasst werden können. So kann eventuellen Spätfolgen, wie etwa Schäden an den Nieren oder am Nervensystem, vorgebeut werden.

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