Wirtshaus: Mehr Information für Allergiker

Allergiker sollen künftig im Wirtshaus erfahren können, welche Allergene in den Gerichten zu finden sind. Eine entsprechende EU-Verordnung tritt am 13. Dezember in Kraft. Der Strafrahmen bei Verstößen liegt bei bis zu 50.000 Euro.

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Lebensmittelallergie: Ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems, das bestimmte Nahrungsbestandteile als fremd und gefährlich erkennt und einen Abwehrprozess in Gang setzt. Kann im Extremfall tödlich enden.

Nahrungsmittelintoleranz: Ist ein angeborener oder erworbener Enzymdefekt.

Wer im Gasthaus in einer Speisekarte sein Essen auswählt, soll darin bald auch über allergene Inhaltsstoffe informiert werden. Eine gute Maßnahme, findet der Leiter der Allergieambulanz St. Pölten, Franz Trautinger: „Allgemein gibt es sicher einen Trend zur Zunahme von Allergien, daher ist aus unserer Sicht die Deklaration von relevanten Inhaltsstoffen durchaus sinnvoll.“

Bis zu zehn Prozent betroffen

Zwei bis zehn Prozent der Bevölkerung sollen eine Nahrungsmittelallergie haben. Die Reaktionen seien meist harmlos, sagt der Experte, doch die Folgen können unter Umständen schwerwiegend sein „Die schwerste Reaktion, die es gibt, ist der sogenannte anaphylaktische Schock. Das beginnt mit harmlos erscheinenden, juckenden Hautausschlägen und Schwellungen bis hin zu Atemnot und Kreislaufversagen.“ Der Strafrahmen bei Verstößen gegen die EU-Richtlinie ist mit bis zu 50.000 Euro ungewöhnlich hoch.

Allergen-Kennzeichnung

Wirtschaftskammer Niederösterreich

Allergen-Kennzeichnung

Wirtschaftskammer Niederösterreich

Beispiel über die Allergen-Kennzeichnungen aus dem Folder der Wirtschaftskammer NÖ

Buchstaben für die 14 wichtigsten Allergene

Den 14 wichtigsten Allergenen wurden Buchstaben zugeordnet. Wird künftig etwa eine Frittatensuppe bestellt, steht daneben ein A für Getreide und Gluten, ein C für Eier und ein G für Milch. Der panierte Fisch wird zusätzlich mit einem N für die Sesampanade und einem D für Fisch gekennzeichnet. Die Nachspeise, etwa ein Kuchen, enthält unter anderem Erdnüsse, die mit einem E ausgewiesen werden.

Kennzeichnung in der Praxis:

Buchstaben-Code (Allergene Folder der Wirtschaftskammer NÖ) zum Download:

Buchstaben-Code für Allergene als PDF
PDF (102.4 kB)

Anfangs waren die Gastronomen besorgt, wie der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Mario Pulker, gegenüber noe.ORF.at sagte: „Die Angst war da. Im Endeffekt konnten wir aber verhandeln, dass in den Speisekarten nicht verpflichtend jedes Allergen, das in einer Speise vorkommt, gekennzeichnet werden muss. Es genügt die mündliche Information.“

Strengere Richtlinien in Deutschland

Jeder Betrieb muss zumindest einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin haben, die sich mit den Allergenen auskennt, sagt der Gastwirt und Hotelier Leo Graf: „Dieser kann den Gast auf die Inhaltsstoffe hinweisen. Oder man vermerkt es eben schriftlich in einer Speisekarte. Uns geht es hier in Österreich wesentlich besser, als den Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, denn dort müssen die Allergene in jeder Speisekarte vermerkt sein“, so Graf.

verschiedene Nüsse

APA/Barbara Gindl

Nüsse lösen häufig allergische Reaktionen aus

Alle drei Jahre Nachschulung

Auch bei tagesaktuellen Angeboten oder kurzfristigen Rezeptur-Änderungen muss der Gastronom den Gast informieren. Fachgruppen bieten in allen Landesvierteln Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gastronomiebetrieben an, heißt es in der Informationsbroschüre der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Der Nachweis über eine Schulung muss spätestens ein Jahr nach Inkrafttreten der Verordnung erfolgen. Alle drei Jahre muss die Schulung wiederholt werden, so lautet die Leitlinie des Bundesministeriums für Gesundheit. Bis Ende 2015 muss die EU-Verordnung überall in Niederösterreich spätestens umgesetzt werden.