Terrorverdacht: Suche nach Hintermännern

Nach der Festnahme eines 14-jährigen Terrorverdächtigen sucht die Polizei nun nach möglichen Hintermännern. Außerdem wurde bekannt, dass nicht nur die Schule, sondern auch die Mutter des Jugendlichen Alarm geschlagen hat.

Nach der Festnahme des 14-Jährigen, über den am Mittwoch in St. Pölten die U-Haft verhängt worden ist, beginnt für die Polizei nun die Detailarbeit. Sowohl sein Handy als auch seinen Laptop habe der junge Mann freiwillig herausgegeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Sankt Pölten, Michaela Obenaus. Die Daten, die sich darauf befinden, sollen nun ausgewertet werden. So wollen die Ermittler herausfinden, welche Internetseiten der Schüler tatsächlich besucht hat und ob es Hintermänner oder Komplizen gibt.

Mutter wandte sich an Deradikalisierungsverein

Entscheidende Hinweise zur Festnahme des Jugendlichen kamen von Lehrern - mehr dazu in Terrorverdacht: Hinweis kam von Schule. Aber auch die eigene Mutter schlug Alarm. Sie wandte sich an einen Verein, der sich um die Deradikalisierung von jungen Dschihadisten kümmmert, bestätigt Vereinsgründer Thomas Schmidinger. Das „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“ werde nun versuchen, Kontakt zu dem Burschen selbst zu bekommen: „Es hat keinen Sinn, die Leute nur wegzusperren, denn nach einigen Jahren kommen sie wieder heraus. Währenddessen könnten sie das Gefängnis sogar dazu nützen, andere zu radikalisieren.“

Netzwerk sozialer Zusammenhalt

Das „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“ kümmert sich um die Deradikalisierung von jungen Dschihadisten.

Damit man an Jugendliche mit radikalen Tendenzen herankommen kann, müsse das Umfeld genau erforscht werden. Es finden Gespräche mit Eltern, mit Verwandten oder mit Freunden statt, sagt Schmidinger. Dann könne man versuchen, den Jugendlichen andere Perspektiven aufzuzeigen, als den radikalen Islam. Fällt ein Jugendlicher durch radikale Ideen und Äußerungen auf, dann sind meist zuerst die Angehörigen damit konfrontiert. Diese suchen oft Hilfe beim Verein, deshalb gibt es auch eine Selbsthilfegruppe für Eltern - mehr dazu in 14-jähriger Islamist: Mutter suchte Hilfe (oe1.ORF.at).

14-Jähriger fiel durch Aussagen und Verhalten auf

Im aktuellen Fall wurde gegen den Schüler seit Anfang Oktober ermittelt. Zuvor war bekannt geworden, dass sich der Bursche zunehmend durch Aussagen und Verhaltensweisen radikalisiere. Dienstagnachmittag wurde der 14-Jährige in St. Pölten festgenommen. Er soll sich u.a. im Internet kundig gemacht haben, wie man unkonventionelle Sprengvorrichtungen bauen könne. Selbige hätte er in größeren Menschenmengen zünden wollen, teilte die Landespolizeidirektion NÖ mit. Diesbezüglich hatte sich der Beschuldigte auch mit dem Westbahnhof in Wien auseinandergesetzt - mehr dazu in 14-jähriger Terrorverdächtiger in U-Haft.

Das Landesgericht St. Pölten gab Mittwochnachmittag dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verhängung der U-Haft statt. Es bestehe „Verdunklungs-, Tatbegehungs- bzw. Tatausführungs- und Fluchtgefahr“. Der Jugendliche sei „dringend verdächtig, sich an einer terroristischen Vereinigung beteiligt zu haben“, hieß es in einer Aussendung.

Von den Ermittlern wurde noch einmal klargestellt, dass bei den Plänen des 14-Jährigen kein Geld im Spiel gewesen sei. Medienberichte, wonach der Jugendliche im Internet „geködert“ worden sei und 25.000 Dollar für ein Attentat versprochen bekommen haben soll, könnten nicht bestätigt werden.

Link:

Netzwerk sozialer Zusammenhang (Website)