„Wollen auch gegen Rapid bestehen“

Mit seinem Tor gegen Wolfsberg hat Stefan Maierhofer ein Traumdebüt für Wiener Neustadt gefeiert. Wie er die Chancen im Spiel gegen seinen Ex-Club Rapid am Samstag einschätzt, verrät Maierhofer im Interview mit noe.orf.at.

noe.orf.at: Bayern München, Wolverhampton, Rapid, Salzburg – für all diese zum Teil sehr großen und sehr bekannten Klubs haben Sie gespielt. Für viele passt Wiener Neustadt nicht in diese Liste. Warum haben Sie sich für den SC entschieden?

Stefan Maierhofer: Warum nicht? Ich hatte im Sommer das eine oder andere Angebot, wo jeder andere sagen würde: „Das mach ich sofort!“ Es wäre auch schön gewesen in Millwall in der zweiten englischen Liga zu bleiben, aber ich bin jetzt 32 Jahre alt, und gewisse Rahmenbedingungen haben eben nicht gepasst. Jetzt bin ich zurück in Österreich. Ich spiele für Wiener Neustadt, in der Bundesliga und nicht irgendwo in der dritten Liga oder in der zweiten Liga in Deutschland. Dort wären vielleicht mehr Zuschauer im Stadion und es gäbe andere finanzielle Möglichkeiten, aber hier spiele ich in der höchsten Spielklasse. Und in den verbleibenden Spielen bis zur Winterpause möchte ich helfen und alles geben.

noe.orf.at: Wie stehen die Chancen, dass Sie im Winter wieder weg sind?

Maierhofer: Auf die Gespräche, die ich gerade mit anderen Vereinen führe, will ich mich gar nicht konzentrieren. Ich konzentriere mich jeden Tag aufs Training, auf die Mannschaft. Aber ein Wechsel ins Ausland ist für mich nach wie vor ein großes Thema, weil natürlich die Anerkennung dort höher ist. Bei uns bist du halt „nur“ Fußballer, und das ist schade. Ob du jetzt vor 3.000 bis 5.000 Zuschauern spielst oder vor 10.000 bis 15.000 – das ist natürlich ein Unterschied.

noe.orf.at: Beim 2:0-Erfolg gegen den WAC haben Sie einen Traumeinstand im Neustadt-Trikot gefeiert. Wie war das Gefühl bei Ihrem Treffer zum 1:0?

Maierhofer: In der Besprechung vor dem Spiel hat unser Kotrainer noch gesagt: „Heut’ will ich einen Maierhofer sehen, der über die Bande hüpft und Emotionen zeigt!“ Dann kommt der Ball, ich stell‘ mich mit dem Rücken zum Verteidiger und hau’ ihn einfach mit der Ferse rein. Alle Spieler sind gekommen, wir haben uns gefreut, und dieses Gefühl hat mich dann noch fünf Minuten begleitet. Dieser Schub, der dann da ist, das ist einfach ein geiles Gefühl, und genau aus diesem Grund rackert man sich jeden Tag im Training ab, gibt alles, dass man am Wochenende gemeinsam mit der Mannschaft feiern kann.

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Stefan Maierhofer ferselt den Ball ins Tor

noe.orf.at: Wie haben Sie es geschafft, sich so schnell in die Mannschaft zu integrieren?

Maierhofer: Ich weiß, dass ich ein Spieler mit begrenzten Möglichkeiten bin, aber ich glaube, dass ich ein Spieler bin, der aus seinen Möglichkeiten das Optimale rausholen kann, und deswegen möchte ich das Zitat von Bayern-Trainer „Pep“ Guardiola hernehmen. Er hat gesagt: Gute Spieler brauchen keine Eingewöhnungsphase. Die werden schnell integriert und sind schnell da. Ich bin einer, der sich nicht viel herausnimmt, auf dem Platz arbeitet und Gas gibt. Und das ist von der Mannschaft im ersten Moment angenommen worden.

noe.orf.at: In Ihrem zweiten Spiel für Wiener Neustadt geht es am Samstag im Happel-Stadion gegen Ihre alte Liebe, gegen Rapid. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie ein Tor schießen? Würden Sie jubeln?

Maierhofer: Das wäre wieder eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt. Ich habe bei meinem ersten Tor gegen Rapid für Salzburg nicht gejubelt. Beim zweiten Mal, als ich mit Salzburg dort war, war sehr viel Hass, sehr viel Aggressivität drin. Ich bin von den Fans 50, 60 Minuten aufs Tiefste beschimpft worden. Man wird sehen, wie das am Samstag ist. Für mich ist wichtig, dass wir als Mannschaft wieder genau diese Sachen abrufen, die wir gegen den WAC richtig gut gemacht haben: dem Gegner wenige Chancen ermöglichen, nach vorne konzentriert spielen, abwartend spielen und dann vielleicht die eine oder andere Chance vorfinden. Rapid ist derzeit auch nicht in Überform, wo du sagst, da musst du aufpassen. Wir müssen dieses positive Gefühl mitnehmen und sagen: Hey, wir können hier bestehen, wir wollen dieses Gefühl, wenn 15.000 oder 20.000 Fans im Happel-Stadion sind, aufsaugen und 90 Minuten fighten. Ich spiele lieber ein Drecksspiel, ein katastrophales Spiel, aber am Ende fahren wir mit drei Punkten nach Hause. Das ist das Wichtigste.

Das Gespräch führte Mathias Eßmeister, noe.ORF.at