Eisbäume: Gefahr spitzt sich zu

Die Situation im Waldviertel spitzt sich weiter zu. Nebel, Nieselregen und Minusgrade haben seit Freitagabend dazu geführt, dass hunderte Bäume dick vereist sind und unter der Last brechen. Zahlreiche Straßensperren und Stromausfälle sind die Folge.

Besonders betroffen ist der Raum Ottenschlag im Waldviertel. Seit Freitag wurde die Feuerwehr zu 300 Einsätzen gerufen, fast im Stundentakt folgten heute weitere, sagt Feuerwehrkommandant Willi Renner. „Die Situation hat sich zugespitzt, es hat noch mehr geregnet, die Bäume vereisen immer mehr und es wird immer gefährlicher für uns zu arbeiten.“ Etwas mehr als 2.000 Haushalte sind derzeit ohne Strom, mehrere Straßen mussten gesperrt werden, sagt Franz Blabensteiner von der Straßenmeisterei Ottenschlag.

„Wir haben jetzt bereits neun Straßen ganz gesperrt, und es ist unzumutbar diese freizulegen, wir warten bis es wärmer wird, und wir die Straßen wieder aufmachen können.“ Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos NÖ hat ein derartiges Szenario in Niederösterreich noch nie erlebt. „Die Gefahr besteht darin, dass die Bäume durch die massive Eisbelastung derzeit das doppelte bis dreifache Gewicht zu tragen haben. Es passiert, dass die Bäume umstürzen, weil sie diese Last nicht mehr tragen.“

„Man kann noch keine Entwarnung geben“

Über Nacht sinken die Temperaturen wieder, daher dürfte die Lage auch am Dienstag angespannt bleiben. „Die Lage wird sich in den nächsten zwei bis drei Tagen sicher nicht beruhigen. Wir rechnen mit Windspitzen in der Nacht bis 60 km/h. Da muss man davon ausgehen, dass wieder Bäume brechen, Leitungen abreißen, dass es auch wieder stromlose Gebiete gibt, also man kann noch keine Entwarnung geben.“

Schulen bleiben geschlossen

Laut Landeswarnzentrale NÖ ist es lebensgefährlich, sich im Wald aufzuhalten. Personen in den betroffenen Gebieten sollten die Nähe von Bäumen, Masten, Stromleitungen und Windkraftanlagen meiden.

Auch die Feuerwehr warnt vor Aufenthalten in Wäldern, unter Stromleitungen und unter Windrädern. Dort besteht derzeit akute Lebensgefahr. Im Großraum Ottenschlag habe man sich außerdem dazu entschlossen, die Pflichtschulen bis auf Weiteres zu schließen. Nach Angaben der EVN vom späten Montagnachmittag waren zu diesem Zeitpunkt allein im Waldviertel 100 Störungsmonteure im Einsatz, um die Stromversorgung wieder herzustellen. Noch am Abend werden Not-Strom-Aggregate installiert.

Folgende Schulen bleiben bis auf Weiteres geschlossen:

  • VS Albrechtsberg
  • VS Bärnkopf
  • VS Grafenschlag
  • VS Gutenbrunn
  • VS Kirchschlag
  • VS/NMS Martinsberg
  • VS/ASO Ottenschlag
  • VS St. Johann/Weinzierl
  • VS Waldhausen (Teilbetrieb)

Mehr als 230 Einsätze seit Freitag

Seit Freitag wurden die Feuerwehrleute zu mehr als 230 Einsätzen gerufen - mehr dazu in Naturschauspiel sorgt für Großeinsatz. Tiefe Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit führten dazu, dass sich eine dicke Eisschicht auf den Bäumen bildet, sagte der Einsatzleiter der Straßenmeisterei Ottenschlag, Franz Blabensteiner: „Durch das Anfrieren des Nieselregens auf den Bäumen wird die Last so hoch, dass sie zu brechen beginnen und teilweise komplett umgerissen werden und auf der Straße zu liegen kommen.“

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Video aus dem Waldviertel

Arbeiten für Einsatzkräfte gefährlich

Die Straßenmeistereien hätten ihre Arbeit erst bei Tagesanbruch wiederaufnehmen können, so Blabensteiner, „weil man in der Nacht die herabstürzenden Baumwipfel nicht sehen konnte, das wurde zu gefährlich“. Zahlreiche Straßen mussten bereits gesperrt werden. Die Bahnstrecke zwischen Guntersdorf und Zellerndorf war in der Früh unterbrochen, weil ein Baum auf die Oberleitung gestürzt war. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, hieß es von den ÖBB.

Zwischen Limberg (Bezirk Hollabrunn) und Eggenburg (Bezirk Horn) fielen aufgrund des gefrierenden Nebels bei sieben Bahnübergängen die Schrankenanlagen oder Lichtsignale aus. Die Züge hielten vor jedem Übergang an, hupten und fuhren dann weiter. Die Feuerwehren rechneten vorerst nicht mit einer Entspannung der Situation. Auch in Oberösterreich sorgte Raureif für viele Einsätze - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Wegen des Raureifs kam es Montagfrüh in Teilen des Wald- und des Mostviertels auch zu Stromausfällen, so zum Beispiel in einigen Haushalten in Zwettl, Ottenschlag (Bezirk Zwettl), Harmanschlag (Bezirk Gmünd) und in Mönichkirchen (Bezirk Neunkirchen). Insgesamt waren laut EVN etwa 400 Haushalte betroffen.

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