Bewährungshilfe: „Keinerlei Anzeichen“

Beim Verein „Neustart“ reagiert man verstört auf das Verschwinden des 14-jährigen Terrorverdächtigen. Es habe keine dafür Anzeichen gegeben, Mitarbeiter haben ihn zwei Mal pro Woche betreut, zuletzt am Montag, einen Tag vor seinem Verschwinden.

Beim Verein „Neustart“ kann man sich das Verschwinden des Jugendlichen nicht erklären. Es habe keinerlei Anzeichen gegeben, erst am Montag sei der 14-Jährige von Mitarbeitern des Vereins betreut worden, sagt Andreas Zembaty von „Neustart“: „Wir sind überrascht und in großer Sorge, weil wir uns dieses Verhalten aus dem bisherigen Betreuungsverlauf nicht erklären können. Es hat ganz sicher keine Hinweise auf eine Straftat gegeben. Die Auseinandersetzung mit dem Thema und mit dem Delikt, das ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, hat es natürlich gegeben.“

Andreas Zembaty

ORF

Andreas Zembaty von „Neustart“

Verdächtiger wurde „intensiv betreut“

Bewährungshilfe, Männerberatung, Lehrerinnen und Lehrer sowie ein Religionspädagoge arbeiteten bei der Betreuung des jungen Mannes zusammen. Auch die Anschläge in Paris wurden thematisiert. „Es war aber eher das Thema, was hältst du von dem Jugendlichen, der die Leute in den Kühlraum gesperrt hat, also diese Form von Zivilcourage. Das heißt, wir haben versucht, den Blick weg zu kriegen von der Glorifizierung der dschihadistischen Kämpfer dort“, sagt Andreas Zembaty von „Neustart“.

Wie lange es dauert, jemanden zu deradikalisieren, hänge vom Einzelfall ab, erklärt Zembaty: „Manchmal geht das innerhalb von Monaten, manchmal braucht es die Kontinuität von ein, zwei Jahren. Eines ist aber klar: Die Zeit zur radikalen Entwicklung war jedenfalls viel, viel länger als die, die wir jetzt zur Verfügung gehabt haben.“

Situation des 14-Jährigen „drastisch verschlechtert“

Die Situation des 14-Jährigen, nach dem österreichweit gefahndet wird, habe sich mit seinem Verschwinden drastisch verschlechtert, sagt Zembaty: „Wenn man ihm jetzt habhaft wird, dann ist der Schritt in die Verwahrungshaft wieder gegeben und das ist eine Sackgasse, denn in der Haft wird nichts deradikalisiert.“ Vielmehr bestehe laut Zembaty die Gefahr, dass Menschen in Haft weiter radikalisiert werden.

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