Karikaturenmuseen: Schau über „Charlie Hebdo“

Erschüttert von dem Attentat auf das Satiremagizin „Charlie Hebdo“ planen fünf Museen in Österreich, Deutschland und der Schweiz eine gemeinsame Onlineausstellung dazu. Mit an Bord ist auch das Karikaturmuseum Krems.

Bei dem Projekt sollen voraussichtlich ab März im Internet unter anderem Arbeiten der getöteten „Charlie Hebdo“-Zeichner gezeigt und die Reaktionen auf die Attentate aufgearbeitet werden. „Wir werden uns nicht auf das Thema Religionskritik fokussieren“, sagte die Direktorin des Museums Wilhelm Busch, Gisela Vetter-Liebenow, am Freitag in Hannover. In erster Linie gehe es um die Frage: „Was darf Satire?“

Das Museum Wilhelm Busch hat das Projekt initiiert und vier andere Häuser mit ins Boot geholt. Beteiligt sind neben Krems auch das Caricatura-Museum in Frankfurt am Main, die Caricatura in Kassel sowie das Cartoon-Museum Basel. Das Frankfurter Museum besitzt eine große „Charlie Hebdo“-Sammlung, die ihm vor einigen Jahren von einem privaten Sammler vermacht wurde. Daraus sollen Zeichnungen in der Internet-Schau präsentiert werden, sagte Caricatura-Chef Achim Frenz in Frankfurt. Die Online-Ausstellung sei eine Möglichkeit, zeitnah auf die Attentate zu reagieren.

Titelbild von Charlie Hebdo

APA/EPA/STAFF

Verständnis für Zeichner wecken

Schon seit Jahrhunderten kritisieren Karikaturisten in ihren Zeichnungen den Machtmissbrauch von Politikern oder Kirchenführern. Ihre Stilmittel sind Übertreibung und Humor. „Noch vor 30, 40 Jahren blieben Karikaturen im Land. Heute gehen sie in Echtzeit um die Welt und treffen auf Menschen mit anderem religiösen und kulturellen Hintergrund“, sagte Vetter-Liebenow. Aufgabe der Museen sei es, Verständnis für die Zeichner zu wecken. „Ihnen geht es nicht darum einen Glauben anzugreifen, sondern aufzudecken, wie der Glaube missbraucht wird.“

Das deutschsprachige Publikum soll in der Online-Schau auch über die satirische Tradition in Frankreich informiert werden. „Dort werden auf sehr drastische, polemische Art und Weise Politiker oder Kirchenvertreter kritisiert. Das geht oft bewusst unter die Gürtellinie“, sagte Vetter-Liebenow. Die Zeichnungen lösten breite Debatten aus. Gesellschaftlicher Konsens bestehe aber darüber, dass Satire durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist.

World Trade Center als Bleistifte

Ruben L. Oppenheimer, 2015

Auch bei Kremser Ausstellung Ende Jänner Thema

Das Karikaturmuseum Krems verarbeitet die Anschläge auch im Rahmen der Ausstellung „Das Fenster zur Welt. Fernsehen in der Karikatur aus den letzten 60 Jahren“, die Ende Jänner eröffnet wird. In der Ausstellung zum Thema Fernsehen werde laut Museumsdirektor Gottfried Gusenbauer eine Arbeit von Ruben L. Oppenheimer zu den Anschlägen zu sehen sein.

Es werde die Rubrik „Medienereignisse“ abrunden, sagt Gusenbauer zu noe.ORF.at. Eigentlich hätte dieser Teil der Ausstellung mit Conchita Wurst als aktuellstes Medienereignis geendet. Jetzt wird zusätzlich Oppenheimers bekannte Zeichnung gezeigt, auf dem die beiden Türme des World Trade Centers, dargestellt als Bleistifte, zu sehen sind.

Link:

Karikaturmuseum Krems (Website)