TTIP: Schultes sieht Chancen für Bauern

Das geplante Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA hat zahlreiche Kritiker. Hermann Schultes, Präsident der Landwirtschaftskammer, sieht aber auch viele Chancen für die heimischen Bauern.

Ziele des geplanten Handelsabkommens TTIP sind der Abbau von Handelshemmnissen, Zollsenkungen und gegenseitige Erleichterungen bei Exporten von Industrie und Handelsgütern. In Brüssel wird derzeit diskutiert, wie dabei die hohen Qualitätsstandards der Produktion in Europa bewahrt werden können. Diese hohen Standards sieht die heimische Landwirtschaft als Chance: Gentechnikfreier Anbau in der Landwirtschaft, keine Gentechnik bei der Fütterung, höchste Qualität bei Gemüse und Fleisch, geprüfte und streng kontrollierte Käse und Milcherzeugung.

Hermann Schultes

ORF

Schultes: „Für Qualitätsprodukte aus Europa gibt es sicher auch in Amerika eine Nachfrage.“

Nach dieser Qualität bestehe auch eine große Nachfrage in den USA, ist Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes überzeugt: „Wir haben seit dem EU-Beitritt gelernt, bei der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft im obersten Qualitätssegment der Welt zu sein und haben die besten Kunden Europas für die besten Produkte. Für diese Produkte gibt es sicher auch in Amerika eine Nachfrage. Das wissen wir vom Wein und vom Käse. Käse machen können die Amerikaner bis heute nicht.“

Hohe Standards müssen bleiben

Bevor es aber zu diesen Geschäften kommen kann, müssten einige Punkte geklärt sein, die für Schultes nicht verhandelbar sind: „Das sind die Gentechnikfreiheit, unsere Hormonfreiheit, unsere besonderen Standards, wenn es um Hygiene geht. Unsere besonderen Standards, wenn es darum geht, die Herkunft zu schützen.“

Wenn Handelsschranken fallen, dann würde das natürlich auch den Export erleichtern - in beide Richtungen. Daher befürchten Gegner des geplanten Abkommens, dass Qualitätsstandards verloren gehen könnten und Produkte aus den USA auf heimischen Märkten landen, die bei weitem nicht so hohe Standards wie in Österreich aufweisen - Stichwort Chlorhuhn. „Es darf kein österreichisches, hochwertiges Fleisch neben einem Hormonfleisch in irgendeinem Regal liegen“, so Schultes, „das ist zu verhindern und da stehen wir mit jeder Kraft dafür.“

Marillenernte in der Wachau

ORF / Helmut Stamberg

Die „Wachauer Marille“ soll auch weiterhin nur aus der Wachau kommen dürfen

Herkunftsbezeichnungen sicherstellen

Ganz entscheidend in den Verhandlungen wird für die Landwirtschaft der „Kopierschutz“ sein. Er soll sicherstellen, dass die Wachauer Marille, der Waldviertler Mohn oder etwa der Marchfelder Spargel auch tatsächlich nur aus den genannten Regionen kommen darf - mehr dazu in Diskussion um Herkunftsbezeichnungen. Doch für viele andere Produkte fehlt noch immer der Schutz. Der Grund sei die Bürokratie in Österreich. „Wir haben drei Ministerien, die damit befasst sind, die Anmeldung erfolgt beim Patentamt und es dauert Jahre, bis das durch ist. Ich wünsche mir, dass wir vor Abschluss dieses Abkommens 30 bis 50 derartige Eintragungen für Österreich haben und das dürfte nicht länger als drei Monate dauern.“ In anderen Ländern sei das bereits möglich: „Der Parma-Schinken hat nicht lange gedauert und der Parmiggiano auch nicht, nur wir in Österreich tun da herum.“

Man müsse also auch seitens der Landwirtschaft sehr genau auf die einzelnen Punkte im Abkommen achten, sagt Schultes, aber wenn man es richtig macht, dann sei er überzeugt davon, dass die neuen Märkte in den USA der heimischen Landwirtschaft große Chancen bieten könnten.