Überfallopfer: „Traue mich nicht schlafen“

Vor drei Wochen haben unbekannte Täter in Leobendorf (Bezirk Korneuburg) in das Haus einer 92-Jährigen eingebrochen, die Frau geschlagen, gefesselt und im WC eingesperrt. „Ich traue mich nicht schlafen“, erzählt sie jetzt im exklusiven Interview.

Über den Garten des unauffälligen Hauses in Leobendorf drangen die beiden Einbrecher ein. Der Hund der Tochter, der bei der 92-Jährigen übernachtet hat, schlug Alarm. Plötzlich standen zwei Männer in der Schlafzimmertür. „Die waren weder maskiert noch hatten sie Handschuhe an“, erzählt die 92-jährige Hermine B. im exklusiven Interview mit ORF NÖ-Reporterin Manuela Matl, „stattdessen Anzug und Krawatte - man bricht schließlich vornehm ein.“

Überfallopfer

ORF

Hermine B. musste elf Stunden gefesselt auf der Toilette ausharren

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 2.2.2015

Stundenlang im WC eingesperrt

Auf die Aufforderung, alles zu nehmen, was sie finden, aber sie selbst in Ruhe zu lassen, reagierten die Männer nicht. „Da haben sie mich ins Klo gesperrt, stundenlang war ich am Klo, deshalb bin ich überall wund. Der ‚Burli‘, mein Hund, hat mir die Füße gewärmt, ich war ja nur im Nachthemd“, schildert die 92-Jährige, „da hab ich gesagt: Gell ‚Burli‘, wir schaffen das.“

Erst elf Stunden später kam ihre Tochter zu Besuch. „Ich mache auf und sehe, dass die Tür aufgebrochen ist“, sagt Alice B., „ich komme ein paar Schritte ins Haus und sehe die Verwüstung im Wohnzimmer. Dann höre ich vom Klo den Hund. Als ich die Türe aufmache, ist da meine Mutter gesessen - gefesselt und geknebelt.“

Hund des Überfallopfers

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„Burli“ wurde mit eingesperrt und stand dem Opfer bei

„Mein ganzes Gesicht war blau“

Der jüngere der beiden Täter soll die Frau brutal attackiert haben. „Ich war überall blau. Mein ganzes Gesicht war blau, weil er mich mit der Faust geschlagen hat.“

Während die betagte Dame auf der Toilette eingesperrt war, stellten die Einbrecher das Haus auf den Kopf. „Alle Kastentüren waren offen, alle Laden herausgezogen, alles war auf einen einzigen Haufen aufgetürmt“, erzählt die Tochter, „am schlimmsten war es im Schlafzimmer. Die Matratzen waren aufgetürmt, alle Kästen geleert, ich bin erst gar nicht hineingekommen.“

Phantombild eines Täters

Polizei

Nach den Tätern wird noch immer gefahndet

Ermittlungen laufen

Die DNA-Spuren der Täter werden gerade ausgewertet - mehr dazu in DNA-Analyse nach Überfall auf 92-Jährige. Aufgrund der Angaben von Frau B. konnte auch ein Phantombild angefertigt werden - mehr dazu in 92-Jährige in ihrem Haus überfallen.

Der Wert des Diebesguts beträgt nur einige hundert Euro. Hermine B. wurde eine Woche im Spital behandelt, nun werden ihre Wunden ambulant versorgt. An den Unterarmen trägt die Frau immer noch dicke Verbände.

Polizei bittet um Hinweise

Hinweise nimmt das Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Telefonnummer 059133-30-3333 oder jede andere Polizeiinspektion entgegen.

Das Chaos in der Wohnung hat die Familie mittlerweile wieder in Ordnung gebracht. Zum Verarbeiten des seelischen Chaos’ wird Frau B. aber wohl noch länger brauchen. „Ich kann in der Nacht nicht schlafen, obwohl meine Tochter neben mir liegt. Untertags werde ich dann müde, aber ich habe Panik, ich traue mich nicht schlafen.“ Trost findet sie bei ihrer Familie und ihren Tieren, und sie hofft, dass die Täter bald gefasst werden.

Täterbeschreibung nach Angaben der Polizei

Ausführender Täter: Mann, ca. 170 cm groß, normale Statur, helle Haare, keine Kleiderbeschreibung.

Aufpasser (siehe Phantombild) Mann, ca. 180 cm groß, dunkle Haare, keine Kleiderbeschreibung.