Passion mit Puppen

Seit 1999 wird in Eibesthal (Bezirk Mistelbach) mit Holzpuppen die Passion Christi gespielt. Anstoß dazu gaben damals die Mistelbacher Puppentheatertage. Damit ist man unter allen 90 europäischen Passionsspielorten einzigartig.

Die Eibesthaler bewegen nicht einfach nur ihre Figuren, sie spielen mit ihren hölzernen Darstellern die biblische Geschichte mit. So entsteht ein intensives und berührendes Miteinander von Mensch und Holzpuppe. Eine Idee, die der neue Regisseur Volkmar Funke mitgebracht hat: „Die Figuren sind so stark, trotzdem wollte ich auch die Akteure herzeigen, denn sie können Manches weitertragen, das die Figuren von sich aus nicht können“, erzählt er. Funke ist Puppenspieler, Regisseur und lehrt an einer Kunstuniversität in Berlin.

Ausdrucksstarke Holzfiguren

Der Charakter wurde den Figuren ins Gesicht geschnitzt. Die Figur müsse einen inneren Ausdruck haben und das gelinge eigentlich nur durch den Blick, sagt Jana Pogorielova, die gemeinsam mit Jan Dusa, 1999 die Holzfiguren entworfen und die Ausstattung der Bühne übernommen hat. Die beiden haben sich in der Konzeption der Holzfiugren an gotischen Aposteldarstellungen orientiert.

Passion ohne Maria

Eine der vielen Besonderheiten der Eibesthaler Passion ist die ausschließliche Verwendung des Markus-Evangeliums. Ein Grund dafür ist das Patrozinium der Eibesthaler Kirche. „Es ist das kürzeste Evangelium ist in der Sprache sehr knackig, wenn ich das so sagen darf, und passt deshalb gut für die Bühne. Das Markus-Evangelium weist aber ein paar Eigentümlichkeiten auf: so fehlt hier die Mutter Jesu, Maria. Andere Passionsspiele verwenden deshalb einen Mix aus verschiedenen Evangelien“, sagt Andreas Strobl, der den Text für die Eibesthaler Passion eingerichtet hat.

Einzigartig auf der Welt

Seit 1999 gibt es die Eibesthaler Passion wieder. Bereits vor dem ersten Weltkrieg war sie sehr populär. Damals wurde sie mit Laiendarstellern aufgeführt und war so beliebt, dass Sonderzüge aus Wien bis Mistelbach geführt wurden. Dann stiegen die Besucher der Passionsspiele auf Pferdekutschen um, um zum vier Kilometer entfernten Eibesthal zu gelangen. Sogar Kaiser Franz Joseph hat die Eibesthaler Passion einmal besucht. 1911 fanden die letzten Aufführungen statt.

Die Mistelbacher Puppentheatertage gaben schließlich nach mehr als 80 Jahren den Ausschlag für die Wiederbelebung: allerdings diesmal mit 28 Puppen. „Damit sind wir einzigartig unter allen Passionsspielorten auf der Welt“, freut sich Mitorganisator Reinhard Gindl. 150 ehrenamtliche Personen wirken als Musiker, Schauspieler, Techniker oder in der Organisation mit. Elf Aufführungen gibt es noch bis Ostersonntag.

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