Pipilotti Rist: Videokunst in Krems

Die Kunsthalle Krems widmet der Schweizer Video- und Objektkünstlerin Pipilotti Rist eine ihrer bisher größten Einzelausstellungen. 40 Arbeiten reflektieren ihre Auseinandersetzung mit Körper, Natur und Kultur.

„Man kann Stunden in der Ausstellung verbringen“, schwärmte Direktor Hans-Peter Wipplinger bei einer Presseführung am Freitag. Tatsächlich nehmen den Besucher die musikalisch unterlegten bewegten, emotional bewegenden Bilder in allen - dunklen - Räumen gefangen. Gemütlich auf Sofas, Riesen-Polster oder einfach auf dem Teppichboden sitzend kann man die Eindrücke auf sich wirken lassen. Da es keine erklärenden Beschriftungen gibt, erhält der Besucher Begleittexte und kleine Taschenlampen.

Künstlerin Pipilotti Rist in der Kunsthalle Krems

APA/Herbert Pfarrhofer

30 Jahre Videokunst

Wipplinger sprach unter Hinweis auf die fünfwöchige Aufbauphase von einem der aufwendigsten Projekte in der Kunsthalle und zählte die Schweizerin zu den wichtigsten, international gefragten und viel beschäftigten Medienkünstlern der Gegenwart. Umso mehr freue er sich über die Ausstellung in Krems. Beim Donaufestival wird es zu medialen Inszenierungen im Zeichen der Künstlerin kommen - mehr dazu in Kriegsspiele und Teilchenbeschleuniger. Da will sie auch Radtouren unternehmen, sagte Rist. Sie sei nahe der österreichischen Grenze geboren und „wollte immer Österreicherin sein“, erzählte sie.

„Pipilotti Rist. Komm Schatz, wir stellen die Medien um & fangen nochmals von vorne an“

22.3. bis 28.6.: Öffnungszeiten:
Di - So und Mo (wenn Feiertag) von 10.00 bis 17.00 Uhr

Die Ausstellung in der Kunsthalle Krems führt durch 30 Schaffensjahre. Sie spannt den Bogen von den frühesten Arbeiten aus dem Jahr 1986 - „I’m not the Girl Who Misses Much“ - und zeigt, so Wipplinger, damit auch die technische Entwicklung vom Einkanalvideo in der einfachen „TV-Kiste“ bis zu raffinierten aktuellen Videoinstallationen.

Klischees und Vorurteile

Pipilotti Rist (Elisabeth Charlotte lauten ihre bürgerlichen Vornamen) geht es um die Innenwelten. Sie arbeitet mit Metaphern, möchte an Tabus rütteln, mit der Sprache der Bilder Klischees und Vorurteile aufzeigen - wie etwa beim Thema Menstruation - und Pornografie vom voyeuristischen Blickwinkel wegrücken, erläuterte Kuratorin Stephanie Damianitsch. Ornamentale und sinnliche Körperwelten, Unterwasseridylle, eine Wohnrauminstallation, Bildstörungen, die psychosomatische Probleme visualisieren sollen, Alltagsszenen: die Bandbreite ist groß, das Zusammenspiel von Farbe, Ton und Bildern nimmt den Betrachter in jedem Themenkreis gefangen.

In einem Video zerschlägt eine anmutig durch Zürich spazierende junge Frau mit harmonischen Bewegungen unvermittelt Autofenster - von Freunden, erzählte Rist zur Entstehungsgeschichte der Arbeit: „Wir haben nur die Seitenscheiben genommen, die waren billiger als die Frontscheiben.“ Die Ausstellung ist bis 28. Juni zu sehen.

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