Brücken bauen über den Gräbern

In der grausamen Schlacht um Stalingrad im Zweiten Weltkrieg fielen 45.000 österreichische Soldaten. Im heutigen Wolgograd wurde 1996 ein Mahnmal errichtet. Es wird von russischen Schülern betreut, die jetzt in St. Pölten zu Besuch waren.

Marina und Sergej legen auf dem sowjetischen Friedhof in St. Pölten einen Kranz nieder. Damit ehren sie die russischen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. In ihrer Heimat in Pestschanka in Russland steht ein Mahnmal, das von Österreichern für alle Gefallenen errichtet und 1996 eingeweiht wurde. Insgesamt fielen auf beiden Seiten eine Million Soldaten. Das Mahnmahl wird von den russischen Schülerinnen und Schülern betreut.

Schüler legen Kranz nieder

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Schüler legen auf dem sowjetischen Friedhof in St. Pölten einen Kranz nieder

„Brücke des Friedens“ bauen

„Für uns ist das sehr wichtig. Wir verwirklichen ein Projekt, „Brücke des Friedens - Freundschaft zwischen Österreich und Russland“ In diesem Projekt erzählen wir über die Freundschaft zwischen den Völkern, darüber reden wir auch viel in der Klasse“, sagt Wiktorija Tschisjakova. Waleria Havlina ergänzt: „Ich denke, wenn wir eine solche Betreuungsarbeit weiterführen, dann könnte es möglich sein, dass es nicht mehr zu einem Krieg kommt. Für die zukünftige Generation ist es sehr wichtig, dass es ein Verständnis zwischen den Völkern gibt und deshalb müssen wir die Geschichte weitergeben.“

Mahnmal Wolgograd

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Mahnmal nahe Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad

1992 noch sterbliche Überreste gefunden

Die zehn Meter hohe Stahlskulptur steht in einer tristen Gegend, eine baum- und schattenlose weite Ebene. Noch 1992 lagen hier Überreste von gefallenen Soldaten auf den Feldern, sagt Otto Jaus vom Österreichischen Schwarzen Kreuz: „Bei unserem ersten Besuch in Wolgograd, dem damaligen Stalingrad, waren in der Steppe durch Witterungseinflüsse noch menschliche Knochen sichtbar. Diese Knochen wurden im Laufe der folgenden Jahre eingesammelt und in einen Soldatenfriedhof eingebettet. Wenn noch Erkennungsmarken gefunden wurden, konnten wir den Toten identifizieren und ihnen wieder einen Namen geben und die Angehörigen verständigen“, sagt Jaus.

Wolgograd Mahnmal

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Mahnmal nahe Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad

Gegenseitiges Gedenken

Die Inschrift auf dem Mahnmal von Pestschanka lautet: „Für die hier Gefallenen und in Gefangenschaft Verstorbenen aus allen Ländern erbitten wir den Frieden in russischer Erde.“ Auch den russischen Schülerinnen und Schülern ist es wichtig, dass die Menschen im Kopf behalten, was passiert ist, sagt Alexander Kowtu: „Ich möchte sagen, dass es uns wirklich am Herzen liegt, wie man hier in Österreich gefallenen russischen Soldaten gedenkt, wie man die Friedhöfe der Gefallenen pflegt. Wir von unserer Seite werden bei uns genauso eine Arbeit weiterführen und aller Gefallenen auf unserem Territorium gedenken.“

Mahnmal Friedhof St. Pölten

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Sowjetisches Grab in St. Pölten

Ein Wunsch: „Nie wieder Krieg“

Den Jugendlichen wird durch den Besuch der sowjetischen Gräber in Niederösterreich der Wahnsinn eines Krieges unmittelbar vor Augen geführt. "Wenn sie über diesen Friedhof gehen, dann sehen sie das Alter der Gefallenen, die erst 17, 18, 20 Jahre alt waren. Wenn die jungen Leute das sehen, dann denken sie an die Toten, die so alt sind wie sie und daran, dass nie wieder Krieg herrschen und wir in Einheit und Frieden leben sollen“, so Jaus.

Die Schülergruppe lernt nach ihrem Besuch auf dem Friedhof auch das Landhaus und die Landeshauptstadt kennen. Sie schlagen mit ihrem Besuch eine Brücke von einem besonders dunklen Kapitel hin zu einer Verständigung über Länder, Nationen und Generationen hinweg. Mit einem ganz wichtigen Wunsch: Nie wieder Krieg.