Pilgern: Eine „Auszeit vom Alltag“

Pilgern liegt im Trend. Immer mehr Menschen begeben sich etwa auf den berühmten Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Spanien. Gerade rund um Ostern gibt es auch in Niederösterreich viele Pilgerwanderungen.

65 Pilger treffen sich in der Pfarrkirche in Horn (Bezirk Horn). Sie haben sich eine zwölf Kilometer lange Strecke bis zum Stift Altenburg vorgenommen. Einer von ihnen ist Othmar Schürz aus Walkenstein. „Ich mache heute für mich selbst mit, um die Ruhe und Stille zu finden und den Weg hin auf das ewige Leben.“ Nachdem alle Teilnehmer gesegnet wurden, starten die 65 Männer und Frauen. Sie gehen meist auf ebenen Wegen, nur selten gibt es kleinere Steigungen.

Wandergruppe vor Kapelle im Wald

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„Man kehrt in sich“

Immer wieder werden kurze Pausen eingelegt. Wie etwa bei der mitten im Wald gelegenen Elisabethkapelle in Rosenburg (Bezirk Horn). Helga Maria Hornbacher ist von der Wirkung des Pilgerns begeistert: „Gerade, wenn man Zeit hat und sich bewusst eine Auszeit nimmt. Genau das selbe ist ja ein Messbesuch: Eine Auszeit von den Alltagsproblemen. Da habe ich einfach einmal Zeit, mich mit dem zu beschäftigen, was in meinem Leben wichtig ist.“ Für Christine Kain aus Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl) ist diese Wanderung erst der Anfang: „Ich habe mir heute schon überlegt, ob ich nicht in der Pension eine größere Pilgerreise antreten werde. Das ist wirklich etwas, wo man zu sich selbst kommt und in sich kehrt.“

Pilgerkreuz am Rucksack

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„Innerliche Knoten lösen sich von selbst“

Auch Erwin Heichinger aus Radlbrunn wandert mit und genießt es, den Alltag zumindest für eine zwölf Kilometer lange Strecke hinter sich zu lassen: „Eine Pilgerwanderung bedeutet für mich einfach einmal loslassen vom Alltagsstress, vom Berufsleben, innerliche Knoten lösen sich von selbst. Man findet Stille vor, man spricht untereinander. Es ist eine nette Gesellschaft und das gefällt mir“, so Heichinger.

Daneben gibt es auch andere Gründe, bei einer Pilgerwanderung mitzumachen, weiß Pilgerbegleiterin Elisabeth Hübl: „Manche gehen gerne sportlich, sie wollen körperliche Grenzen erfahren. Viele wollen auch Freundschaften und neue Begegnungen am Weg finden." Aus welchen Gründen auch immer: sich mit Gleichgesinnten gemeinsam auf einen Weg zu machen liegt im Trend. Pilgern bedeutet eigentlich " in der Fremde sein“ - und genau dort finden viele Teilnehmer gemeinsam zu sich selbt.

Alpineinsatz

ORF/Anna Wohlmuth

Der „Niederösterreichische Mariazellerweg 06“

Eine sehr beliebte Pilgerroute in Niederösterreich ist der Mariazellerweg, der entweder komplett oder in Teilen gegangen werden kann. Der Weg ist circa 255 Kilometer lang und gilt als leichte beziehungsweise mittlere Tour. Er beginnt auf dem Gipfel des Nebelstein zieht über St. Martin, Rosenau, Zwettl, Ottenstein, Krumau und Wegscheid nach Rosenburg. Weiter über Tautendorf und Schiltern, Senftenberg nach Stein a.d. Donau und durch den Dunkelsteinerwald in die Landeshauptstadt St. Pölten.

Information:

Ausgangspunkt des österreichischen Jakobsweges ist die Hainburger Pforte. Von dort folgt der Weg durch Wien, NÖ über Linz bis Feldkirch. Von Wien bis Santiago de Compostela sind es 3.200 km. Teilabschnitte des Jakobsweges können in NÖ gegangen werden.

Nun über Wilhelmsburg auf den Kaiserkogel und über den Hohenstein nach Türnitz. Von Türnitz kann auch über den Tirolerkogel nach Annaberg gewandert werden, wobei von letzterem Ort alternativ über Schmelz oder Joachimsberg der Ort Josefsberg erreicht werden kann. Der Hauptweg führt über Ulreichsberg in die Walster, die Variante über den Tirolerkogel und Annaberg nach Mitterbach am Erlaufsee und Mariazell (868 m).

Pilgern am Jakobsweg Weinviertel

Im Weinviertel kann man auf einer Länge von 153 Kilometern am Jakobsweg von Drasenhofen (Bezirk Mistelbach) bis Krems an der Donau wandern, der Abschnitt gilt als leichte Strecke. Ausgehend von Drasenhofen führt der Jakobsweg Weinviertel nach Poysdorf, via Mistelbach erreichen die Pilger die höchste Erhebung des Weinviertels, den Buschberg. In Krems ist der Teilabschnitt nach einer rund sechstägigen Pilgerwanderung geschafft, der Anschluss zum Jakobsweg Göttweig-Melk ist hier ebenso gegeben.

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