Filmstar O.W. Fischer wäre 100 Jahre alt

Einer der Filmstars des Nachkriegskinos würde am Mittwoch seinen 100. Geburtstag feiern: O.W. Fischer, Frauenschwarm und Publikumsliebling, wurde am 1. April 1915 in Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung) geboren.

Dem Österreicher schienen seine urdeutschen Vornamen Otto und Wilhelm irgendwie peinlich. „"O.W." klang viel eleganter“, sagt Kurt Ifkovits vom Österreichischen Theatermuseum in Wien. Dort lagert in rund 30 grauen Pappkartons der Nachlass von O.W. Fischer, seines Zeichens - neben Curd Jürgens - wohl größter Star des deutschen Kinos in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Im Nachlass sind Drehbücher, Haushaltsbücher, Notizbücher und Katzenbücher. „Tiere standen mir eigentlich in diesem Leben am nächsten“, bekannte Fischer einmal in einem Interview des Dokumentationssenders Phoenix. Am 1. April 1915 wurde der spätere Frauenschwarm und Charakterdarsteller in Klosterneuburg bei Wien geboren. Als junger Mann fühlte er sich zum Schauspieler berufen, brach sein Philosophiestudium ab und wechselte aufs Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Neben seinem charmanten Akzent wurde die etwas vernuschelte Aussprache zum Markenzeichen des Mannes mit den blauen Augen.

Publikumsliebling in der Wirtschaftswunderzeit

1936 debütierte Fischer in Arthur Schnitzlers „Liebelei“ am Wiener Theater in der Josefstadt und spielte von 1945 bis 1952 am Wiener Burgtheater. Im Wirtschaftswunderland Bundesrepublik Deutschland folgten für ihn die goldenen Jahre als Kinostar. An der Seite von Maria Schell spielte Fischer in „Bis wir uns wiedersehen“ (1952) einen Falschspieler. Es war der erste gemeinsame Leinwandauftritt des späteren Traumpaars des deutschen Films. Für die Rolle des geistig umnachteten Bayern-Königs in „Ludwig II.“ (1955) bekam Fischer den Bundesfilmpreis. Die Krimikomödie „Peter Voss, der Millionendieb“ (1958) machte Fischer reich (nach eigenen Notizen hat er dafür 450 000 Mark bekommen).

Ein Schauspieler voller Selbstzweifel

Reichlich bizarr mutet das Scheitern seiner Hollywood-Karriere an. „Hollywood wollte ihn unbedingt“, verweist Ifkovits auf zahlreiche Briefe von Fischers Londoner Agentin. Doch die erste Zusammenarbeit 1957 endete in einem Debakel. Offiziell wurde sein Vertrag nach zwei Wochen „wegen unüberbrückbarer Differenzen“ gelöst. Fischer selbst erklärte sein Scheitern mit einer schweren Amnesie (Gedächtnisstörung), die ihn seine Texte vollständig vergessen ließ.

„Er war ein Mensch voller Selbstzweifel“, vermutet Ifkovits nach der Durchsicht mancher Dokumente. Das Ende der Kino-Karriere in den 1960er-Jahren kam dem damals erst 50-Jährigen wohl gar nicht so unrecht. Filme habe er vor allem wegen des leicht verdienten Geldes gemacht, bekannte er zum 85. Geburtstag. Als größtes Glück definierte er im Alter: „In Ruhe gelassen werden und vor sich hinspinnen dürfen.“ „Die Kuverts mit Interview-Anfragen und für Filme wurden teilweise gar nicht geöffnet“, sagt Ifkovits.

„Ich strebe nach dem letztlich Unerforschlichen“

Fischer, den selbst seine Freunde oft als einen „schwierigen“ Menschen beschrieben, zog sich auf sein Anwesen in Vernate in der Schweiz zurück. Bei Dreharbeiten hatte er das Grundstück auf einem Hügel am Luganer See entdeckt. Mit seiner Frau, die sich stets im Hintergrund hielt, und seinen Katzen zog er sich - abgesehen von manch skurrilem Talkshow-Auftritt - fast völlig aus der Welt zurück. Er sah sich als Privatgelehrter ohne materielle Sorgen - seine rund sechs Millionen Mark an Gagen hatte Fischer gut angelegt.

Begräbnis O.W.Fischer im Jahr 2004

dpa/dpaweb/REALPRESS/Igor Tona

Der Sarg des verstorbenen O.W. Fischer wird am 9. Februar 2004 auf dem Friedhof von Lugano vor der Kremierung in die Friedhofskapelle gebracht

Die Verleihung des „Professoren“-Titels durch den österreichischen Bundespräsidenten 1970 war für Fischer wohl eine weitere Motivation zum Rollenwechsel ins Gelehrtenfach. Er entwickelte die „All-Hypnose“-Theorie, nach der das Leben des Menschen nur ein Traum ist. Und er bemühte sich um die „Definition des Nichts“. „Ich strebe nach dem letztlich Unerforschlichen“, umriss der Esoteriker seine nicht geringe Ambition. Als er am 29. Januar 2004 starb, war Fischer vereinsamt. Niemand kümmerte sich um einen ehrenvollen Abschied. Gerade einmal 21 Trauergäste nahmen an der Trauerfeier teil. Fischer wäre es wohl egal gewesen. „Es ist ein Ehrentitel sonderbar zu sein.“

Matthias Röder, dpa

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