Küng: „Verpflichtet, Flüchtlingen zu helfen“

Ostern ist das höchste Fest der Christen, gegenüber noe.ORF.at sagt der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng, dass jemand, der im Glauben lebt, immer einen Weg finden wird. Gegenüber den Flüchtlingen seien wir verpflichtet, zu helfen, so Küng.

Klaus Küng

APA / Herbert Pfarrhofer

Bischof Klaus Küng

noe.ORF.at: Es gibt so viele Krisen wie selten zuvor, wie kann man in solchen Situationen am Glauben festhalten?

Küng: „Der Glaube macht uns bewusst, wofür wir leben. In Krisen ist der Glaube, das, was uns trägt, was den Menschen auch inmitten größter Prüfungen Zuversicht gibt und eine Freiheit vermittelt, die jemand, der nicht glaubt, nicht hat.“

noe.ORF.at: Die Krisen in Syrien, im Irak oder in der Ukraine zwingen hunderttausende Menschen zur Flucht. Finden Sie, dass Kirche und Politik in Österreich ausreichend helfen?

Küng: „Es muss uns bewusst sein, dass das Boot nicht voll ist. Wir müssen helfen, es sind Millionen Menschen unterwegs und für mich ist das keine Frage, dass wir diese Menschen aufnehmen und ihnen eine Hilfe sein müssen. Das ist ein Gebot der Stunde.“

noe.ORF.at: Der Absturz des Airbus A320 in den französischen Alpen hat die ganze Welt erschüttert. Der Copilot hat das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht. Wie kann man sich so etwas erklären?

Küng: „Aus der Sicht eines Mediziners muss ich sagen, dass wir gar nicht beurteilen können, wie furchtbar eine Depression sein kann. Ich habe das selbst erlebt, wie hilflos man als Nebenstehender ist, wenn jemand in eine tiefe Depression fällt. Das soll keine Entschuldigung sein, nur muss man es auch verständlich machen, dass der Mensch manchmal nicht mehr oder falsch reagiert und das ist sehr, sehr tragisch. Letztlich muss man dann im Glauben auch sagen, dass es manchmal Dinge gibt, die man überhaupt nicht verstehen kann.“

noe.ORF.at: Wie kann der Glaube in einer derartigen Situation helfen?

Küng: „Der Glaube ist am Ende die einzige Hoffnung. Auch wenn man die natürliche Angst vor dem Tod hat, muss jemand, der ordentlich lebt, den Tod nicht fürchten, sondern darf hoffen, dass er ans Ziel gekommen ist.“

Klaus Küng

APA / Georg Hochmuth

noe.ORF.at: Die Ethikkommission schlägt vor, Sterbehilfe zumindest teilweise zu erlauben. Sie haben sich in der Vergangenheit klar dagegen ausgesprochen. Warum?

Küng: „Man würde eine Tür aufstoßen, die sehr gefährlich ist. Wir sind verpflichtet, jedem, der in Not ist, zu helfen und beizustehen und den Sterbenden ganz gewiss, gleichzeitig kann das aber nie Töten bedeuten.“

noe.ORF.at: Sie werden im September 75 Jahre alt und müssen dann laut Kirchenrecht ein Rücktrittsgesuch an den Papst richten. Er kann, muss es aber nicht annehmen. Wollen Sie weitermachen?

Küng: „Was dann geschieht und wie rasch das geht, hängt vom Papst ab. Natürlich dauert das dann einige Zeit, ich sehe das aber eigentlich mit großer Gelassenheit.“

Das Gespräch führte Claudia Schubert, noe.ORF.at

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