Streit um neue Bio-Verordnung

Wie streng müssen die Bio-Landwirte beim Anbau kontrolliert werden und welche Anforderungen müssen sie erfüllen? Die EU möchte die bestehende Bio-Kontroll-Verordnung ändern. Harsche Kritik kommt dazu aus Österreich.

Nur noch zwei Monate bleiben Zeit. Dann müssen sich die Mitgliedsländer der Europäischen Union auf eine neue Bio-Kontroll-Verordnung geeinigt haben. Die Verordnung legt fest, wie Lebensmittel produziert werden müssen, um als „Öko“ oder als „Bio“ zu gelten. Kommt es zu keiner Einigung, heißt es zurück an den Start. Umso mehr ist der derzeitige Ratsvorsitzende, der lettische Agrarminister Janis Duklavs, um eine Einigung bemüht.

Duklavs: „Einigung wird schwierig“

Bei seinem Besuch Mittwoch in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) sagt Duklavs, dass sich die Konsumenten auf das Biosiegel verlassen können müssen: Bio müsse in einem Produkt drin ist, wenn Bio drauf steht. Er pocht auf einen Kompromiss aller EU-Staaten beim Bio-Recht. „Eine Einigung wird sehr schwierig werden. Das einzige, was wir machen können, ist uns zusammenzusetzen. Dann muss eben jeder einen Schritt auf den anderen zugehen. Nur so können wir eine Lösung finden“, sagt Duklavs.

Die EU-Kommission hatte vergangenes Jahr einen Vorschlag eingebracht, um die bestehende Bio-Kontroll-Verordnung zu ändern. In Österreich ist der Unmut darüber besonders groß. Die Neuregelung sei zu bürokratisch und nicht umsetzbar, kritisiert Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). „Ich mache keinen Hehl daraus, dass es mir am liebsten wäre, wenn die Kommission ihren Vorschlag zurückziehen würde. Wir verwehren uns aber nicht einer vernünftigen Verhandlung. Wir spüren von Seiten der Ratspräsidentschaft große Bereitschaft, uns entgegenzukommen.“

Pernkopf: „Schikanen für Kleinbetriebe“

Ähnlich kritisch äußert sich Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP). „Die neue Bio-Verordnung beinhaltet Schikanen für Kleinbetriebe. Zum Beispiel ist eine Teilbetriebsumstellung nicht möglich: Wenn jemand Ackerbau und Weinbau betreibt, war es bislang möglich, nur eines davon auf biologisch umzustellen. Hier müssen also noch einige Giftzähne gezogen werden. Die Bio-Verordnung ist gut gemeint, aber völlig praxisfremd“, so Pernkopf. Österreich gilt als Vorreiter im Bio-Anbau. In Niederösterreich wird mit 5.000 Bio-Betrieben etwa ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche für biologische Produkte verwendet.