Mayer wirft sich an die Weltspitze

Diskuswerfer Gerhard Mayer hat seine Scheibe vor wenigen Tagen 67,20 Meter weit geworfen und stand damit vorübergehend an der Spitze der Jahresweltbestenliste. Im Interview mit noe.ORF.at spricht er über den Rekord und die WM in Peking.

Für Diskuswerfer Gerhard Mayer hätte die Freiluftsaison nicht besser beginnen können. Der 34-jährige Franzensdorfer (Bezirk Gänserndorf) warf die Scheibe in Schwechat kürzlich auf 67,20 Meter - ein Wurf, der gleich aus mehrfacher Hinsicht für Aufsehen gesorgt hat: Mayer hat die Limits für die WM 2015 in Peking und für die Olympischen Spiele 2016 in Rio überboten und seinen eigenen Österreichischen Rekord verbessert. Dazu brachte ihn die Topweite für einige Tage an die Spitze der Jahresweltbestenliste, bis der Deutsche Christoph Harting den Rekord am Sonntag wieder überbot. noe.ORF.at hat mit Mayer unmittelbar nach seinem Wurf über seine Leistung gesprochen.

Diskuswerfer Gerhard Mayer

APA/EXPA/Roland Hackl

noe.ORF.at: Seit wenigen Tagen halten Sie im Diskuswerfen die Jahresweltbestleistung. Was ist das für ein Gefühl, wenn man weiß, dass heuer weltweit noch niemand den Diskus weiter geworfen hat als Sie?

Gerhard Mayer: Das Gefühl ist großartig und unglaublich zugleich. Ich hätt mir nie erträumen lassen, dass ein Wurf über 67 Meter für mich wirklich möglich ist. Da muss schon alles zusammenpassen. Wind, Form und nicht zuletzt die gute Vorbereitung im Winter - das alles hat zu der Weite beigetragen. Meine Trainingsmöglichkeiten in der Südstadt haben sich zuletzt sehr verbessert. Wir haben im Winter in der Halle trainieren können, mit Wurfnetz und ohne kalte Füße. Dazu gibt es jetzt sowohl in der Südstadt als auch in Schwechat neue Wurfkreise.

noe.ORF.at: Sie haben den Rekord auf der Heimanlage in Schwechat aufgestellt. Wie groß war Ihrer Meinung nach die Windunterstützung?

Mayer: Ja, so ehrlich muss man sein, der Wind hat sicher mitgespielt. Meine bisherige Bestleistung war 65,24 Meter in einem geschlossenen Stadion 2010 bei der Golden Gala in Rom. Damals habe ich schon gedacht, dass es mit Wind noch ein Stück weiter gehen kann. Dass mir das erst fünf Jahre später gelungen ist, zeigt, dass für eine Topweite wirklich alle Faktoren zusammenspielen müssen.

Gerhard Mayer auf Baustelle

Gerhard Mayer/Gregor Högler

Mayer bei der Installation des neuen Wurfkreises in Schwechat

noe.ORF.at: Die guten Windbedingungen in Schwechat waren an dem Tag aber kein Zufall. Man hat die Anlage vor kurzem umgebaut. Worauf hat man besonderes Augenmerk gelegt?

Mayer: Wir haben einen neuen Wurfkreis installiert. Seitdem ist es möglich auf die vorherrschenden Bedingungen zu reagieren. In Schwechat kommt der Wind entweder aus Südost oder Nordwest. Wenn man das weiß und die Anlage mitspielt, kann man das optimal ausnutzen. Dazu haben wir mit dem neuen Wurfkreis jetzt auch richtige Wettkampfbedingungen. Der Leichtathletikverband hat das Betonelement extra in Deutschland bestellt. Es ist das gleiche Material wie im WM-Stadion in Peking. Eine bessere Vorbereitung gibt es nicht.

noe.ORF.at: Die Limits für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele werden vom Leichtathletik-Weltverband stetig nach oben geschraubt. Werden die Athleten so gezwungen, alles auszuschöpfen, was das Regelwerk hergibt?

Mayer: Einerseits ja, andererseits reagiert der Verband mit den Erhöhungen nur darauf, dass die Athleten für das Erbringen der Limits extra die „Segelwiesen“ aufsuchen. In Amerika ist diese Herangehensweise längst Routine, wir sind da jetzt sozusagen nachgezogen. Schade ist dabei allerdings, dass man so unter normalen Umständen bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften eher selten Rekorde zu sehen bekommen wird.

Gerhard Mayer bei den Olympischen Spielen 2012 in London

EPA

noe.ORF.at: Mit welcher Zielsetzung fahren Sie zur Weltmeisterschaft nach Peking im August?

Mayer: Mein Fokus liegt vorerst auf einer guten Vorbereitung, damit ich mich in Peking von meiner besten Seite zeigen kann. Angenehm ist, dass ich dem Limit nicht mehr nachhecheln muss, sondern mich voll auf mich konzentrieren kann. Vor der WM will ich noch bei den Österreichischen Vereinsmeisterschaften und beim Liese Prokop Memorial in St. Pölten überzeugen. Den letzten Schliff hole ich mir bei den European Games in Baku Ende Juni.

Das Gespräch führte Christoph Gregorites, noe.ORF.at.