1.000 minderjährige Flüchtlinge

In Niederösterreich befinden sich zur Zeit mehr als 1.000 minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Österreich gekommen sind. Mehr als 800 davon warten in Traiskirchen (Bezirk Baden) auf eine adäquate Betreuung.

Die angemessene Betreuung von minderjährigen Flüchtlingen ist eine politische Herausforderung in der aktuellen Flüchtlingsdiskussion. Fieberhaft wird nach passenden Quartieren gesucht. 232 Minderjährige haben bereits einen Platz bekommen und versuchen nun, in ein neues Leben zu starten.

Lehre nur bedingt möglich

Der inzwischen 17-jährige Harut hatte Glück und hat eine Lehrstelle als Kellner in einem Wiener Lokal ergattert. Denn seit zwei Jahren dürfen auch minderjährige Flüchtlinge in Österreich eine Lehre machen - allerdings nur in Sparten, in denen ein Mangel an Lehrlingen herrscht. Harut ist staatenlos und aus der Ukraine geflüchtet. „Ich bin froh, dass ich hier bin“, sagt er.

Flüchtlingsunterkunft

ORF

In Mödling teilen sich meist drei Jugendliche ein Zimmer

Er ist seit drei Jahren in Österreich und wohnt nun im Tralalobe Haus für minderjährige Flüchtlinge in Mödling. Die Unterbringung ist bescheiden, meist teilen sich drei Burschen ein Zimmer. 38 minderjährige Flüchtlinge leben hier. Es geht darum, den Jugendlichen - obwohl sie aus ihren Heimatländern geflüchtet sind - ein altersgerechtes Aufwachsen zu ermöglichen. Doch die finanzielle Situtation der Einrichtung ist sehr angespannt, sagt Leiter Andreas Dierndorfer, „die Tagsätze sind auch bei Weitem niedriger als in vergleichbaren Einrichtungen, in denen österreichische Jugendliche betreut werden.“

In Traiskirchen „keine adäquate Versorgung“

Viel schwerer als die Jugendlichen im Tralabole Haus haben es aber die mehr als 800 minderjährigen Flüchtlinge im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. „Dort gibt es keine adäquate Versorgung, keine entsprechende sozialpädagogische Betreuung, keine Versorgung, die dem Kindeswohl entspricht“, kritisiert Christoph Riedl, Geschäftsführer der Diakonie, „hier ist ein unheimlicher Rückstau entstanden, weil es keine adäquaten Unterbringungsformen in den Bundesländern mehr gibt.“

Erstaufnahmezentrum Traiskirchen

Hans Klaus Techt/ APA

Mehr als 800 Jugendliche warten in Traiskirchen auf einen Betreuungsplatz

Alle 15 Betreuungseinrichtungen in Niederösterreich sind bis auf den letzten Platz belegt. Einige Jugendliche sind in Landesjugendheimen untergebracht. Bis zum Sommer will man weitere 40 Plätze dort schaffen, heißt es beim Land. Betreiberorganisationen für zusätzliche Einrichtungen finden sich schwer, denn die zur Verfügung gestellten Betreuungsgelder decken die Kosten bei Weitem nicht ab. So wird der Großteil der Jugendlichen auch weiter im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ausharren müssen. Das Gesetz sieht allerdings ganz eindeutig eine altersadäquate Betreuung vor.