Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ist voll

Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sind derzeit insgesamt 1.800 Flüchtlinge untergebracht - darunter allein 1.000 unbegleitete Minderjährige. Man sei auch nicht erfreut über die Situation, heißt es aus dem Innenministerium.

Im Innenministerium drängt man einmal mehr, dass die Bundesländer ihrer Verantwortung nachkommen und entsprechende Quartiere schaffen. 1.800 Menschen sind aktuell im Erstaufnahmezentrum südlich von Wien einquartiert. Man hofft aber, dass seitens der Bundesländer rasch Quartiere gefunden werden und auch keine neuen Zeltstädte errichtet werden müssen, heißt es aus dem Innenministerium.

Prognose: 50.000 Asylanträge in Österreich

Man gehe aber davon aus, dass sich die Situation in Traiskirchen zumindest in den nächsten Tagen nicht wirklich bessert. In Österreich werden täglich zwischen 150 und 300 Asylanträge gestellt. Heuer rechnet man insgesamt mit 50.000 Anträgen. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 gab es 17.000 Asylanträge, vergangenes Jahr waren es bereits 28.000. Erfahrungsgemäß werden etwa 40 Prozent aller Asylanträge positiv beantwortet, das heißt, die Antragsteller erhalten Flüchtlingsstatus und dürfen im Land bleiben.

Asylwerber in Asyl-Erstaufnahmestelle Traiskirchen

APA/Hans Klaus Techt

Babler: „Tiefpunkt der Asylpolitik“

Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) sieht den „Tiefpunkt der österreichischen Asylpolitik erreicht“. In der Erstaufnahmestelle gebe es keine Betten mehr für Flüchtlinge, teilte er am Montag in einer Aussendung mit. Die Regierungsspitze sollte überlegen, die Kompetenzen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) an einen unabhängigen Regierungsverantwortlichen zu übertragen.

Neben den bereits lange „unmenschlichen und unerträglichen Zuständen im Areal“ habe es in der Nacht „die völlige Bankrotterklärung“ der österreichischen Politik gegeben, berichtete Babler. Vielen Flüchtlingen habe kein Schlafplatz mehr in den Unterbringungsräumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden können. Traiskirchen sei um ein Vielfaches überbelegt. Einige Flüchtlinge seien tatsächlich obdachlos. Von Mikl-Leitner forderte der Bürgermeister, dass sie „sofort - noch heute - Bundesquartiere in den Ländern zur Verfügung stellt“.

Ministerium weist Vorwürfe zurück

Den Vorwurf, einige Flüchtlinge seien obdachlos, weist man im Innenministerium jedoch zurück. Es gebe genügend Zusatzbetten, so Sprecher Karl-Heinz Grundböck gegenüber noe.ORF.at.

Aus dem Büro des für Asylfragen zuständigen Landesrates Maurice Androsch (SPÖ) heißt es, das Land unternehme große Anstrengungen, um laufend Plätze zur Verfügung zu stellen. Im Mai habe man jedoch 400 Plätze angeboten und nur für die Hälfte der Unterkünfte Aslwerber zugeteilt bekommen. Um welche freien Plätze es sich dabei handelt, hätte man gerne gewusst, kontert man aus dem Ministerium. Man sei natürlich bemüht, jeden freien Platz zu belegen.

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