„Habe versucht, ein Kind zu reanimieren“

Große Betroffenheit herrscht in Purgstall an der Erlauf (Bezirk Scheibbs) nach dem tragischen Unfall, bei dem zwei Erwachsene und drei Kinder starben und drei Kinder schwer verletzt wurden. Ein Augenzeuge versuchte vergeblich, eines der Kinder zu reanimieren.

Ganz Purgstall trauert und ist fassungslos darüber, was am Freitagabend passiert ist. Ein 26-Jähriger fuhr mit seiner Lebensgefährtin und sechs Kindern im Auto über einen unbeschrankten Bahnübergang und blieb trotz des Stopp-Schildes nicht stehen. Das Auto wurde von einem Zug erfasst und 90 Meter weit mitgeschleift - mehr dazu in Fünf Tote bei Verkehrsunfall. Drei Kinder und zwei Erwachsene starben, die drei anderen Kinder wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt - mehr dazu in Fünf Tote bei Unfall: Zustand des Buben kritisch.

Franz Knoll

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Franz Knoll aus Purgstall ist selbst bei der Feuerwehr.

„Ich habe mein Möglichstes getan“

Franz Knoll aus Purgstall wurde zum Augenzeugen dieses tragischen Unfalles, wie er gegenüber noe.ORF.at schildert: „Das Auto fuhr etwa 30 Meter vor mir. Es ist dann ohne stehen zu bleiben über den Bahnübergang gefahren. Der Zug war innerhalb von Sekundenbruchteilen da und ich habe gesehen, wie der Zug das Auto aufgespießt hat. Ich habe sofort den Notruf abgesetzt“, so Knoll. „Ich habe geschaut, wie viele Personen im Auto sind und das gemeldet, damit die Einsatzkräfte auch genug Notarztwagen schicken.“

Knoll wurde vom Augenzeugen zum Ersthelfer. „Ich habe mein Möglichstes getan. Ich habe versucht, ein Kind zu reanimieren. Das Kind hat nicht überlebt. Das ist natürlich sehr schwer für mich zu verarbeiten.“ Für alle Einsatzkräfte war der Einsatz am Freitagabend schwierig, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Purgstall, Franz Ditzer: „Wir hatten schon einige schwere Unfälle, aber in dieser Größenordnung auch noch nicht. Wir sind wirklich an unsere Grenzen gestoßen. Es war für die Einsatzkräfte sehr tragisch.“ Sie wurden von Kriseninterventionsteams betreut.

Kerzen vor Bahngleis in Purgstall an der Erlauf

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Kerzen und Blumen liegen am Unfallort

Zahlreiche Unfälle an Bahnübergängen

Im vergangenen Jahr passierten österreichweit 87 Unfälle an Bahnübergängen, elf davon endeten tödlich. Alleine im Erlauftal waren es heuer schon drei Unfälle - mehr dazu in Auto von Zug erfasst: Zwei Schwerverletzte und Pkw in Scheibbs von Zug erfasst: Zwei Tote. Laut Polizeisprecher Johann Baumschlager hatten die Menschen nach Unfällen zum Teil angegeben, durch ein Mobiltelefon oder laute Kinder im Fahrzeug abgelenkt gewesen zu sein. Eine Person sagte auch, sie sei von der tiefstehenden Sonne geblendet worden und habe den Zug daher übersehen.

Seitens der ÖBB hieß es, dass man den Unfall in Purgstall zutiefst bedauere. Jedes Jahr würden rund 25 Millionen Euro investiert, um derartige Bahnübergänge sicherer zu machen. Es komme aber eben immer auch auf die Autolenker an , gerade bei derartigen Übergängen müsse man höchste Vorsicht walten lassen. „Selbst, wenn man in der Umgebung wohnt und glaubt, die Fahrpläne zu kennen. Pläne ändern sich, Züge können ja auch Verspätung haben“, so Baumschlager gegenüber noe.ORF.at. Statistisch gesehen kommt es selbst an gesicherten Eisanbahnkreuzungen österreichweit jeden zehnten Tag zu einem Unfall.

Triebwagenfahrer hatte keine Chance zu stoppen

Darauf angesprochen, dass sich beim Unfall in Purgstall an der Erlauf acht Personen in dem für sieben Insassen zugelassenen Seat befunden hatten, reagierte Baumschlager mit klaren Worten: „Das wird aufgrund der Tragödie zur Nebensache.“ Der Zug war nach ÖBB-Angaben mit weniger als zehn Passagieren besetzt. Es habe keine Verletzten an Bord gegeben, sagte ein Sprecher. Der Triebwagenführer (41) hatte der Polizei zufolge keine Chance, die folgenschwere Karambolage auf der mit einer Stopptafel und einem Andreaskreuz gesicherten Kreuzung zu verhindern.