EVN verkaufte weniger Gas und Strom

Der niederösterreichische Energieversorger EVN hat im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres weniger Strom und Gas verkauft. Das Minus nach sechs Monaten fiel jedoch deutlich geringer aus als in den ersten drei.

Der Energieversorger EVN hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres einen Gewinn von 165 Millionen Euro gemacht. Das ist ähnlich wie im vergangenen Jahr, konkret ein halbes Prozent weniger. Wertminderungen auf die Moskauer Müllverbrennungsanlage Nr. 1 in Höhe von elf Millionen Euro sowie Mehrkosten von 18 Millionen Euro wegen der Schließung des Kohlekraftwerkes Dürnrohr (Bezirk Tulln) im April belasteten das Zwischenergebnis der EVN. Der Umsatz stieg laut Angaben des Unternehmens um 6,5 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro.

Fremdleistungen und Materialaufwand stiegen

Die Moskauer Wertberichtigung betrifft eine Rauchgasreinigungsanlage, die nicht mehr benötigt wird - bei einem Verkauf der Anlage würde die EVN aber von einer Zuschreibung profitieren. Vor allem die Moskauer Anlage führte dazu, dass bei der EVN im Halbjahr Fremdleistungen und sonstiger Materialaufwand um 14,8 Prozent auf 126,6 Millionen Euro stiegen. Im 4. Quartal 2013/14 war für die MVA Nr. 1 in Moskau schon die Wertberichtigung einer Leasingforderung von 191,4 Millionen Euro nötig gewesen.

In Dürnrohr belastet die Schließung des Verbund-Blocks, da die EVN nun auf den bisher gemeinsam getragenen Kosten für Betrieb und Instandhaltung allein sitzen bleibt. Der eigene Block, für den noch eine Menge Kohle auf Lager liegt, wird für die Versorgungssicherheit in Ostösterreich weiter betrieben, aber mit 1.500 bis 3.000 Stunden im Jahr nicht mehr im selben Ausmaß wie zuvor (3.000 bis 4.000 Stunden). Insgesamt erhöhten sich die EVN-Abschreibungen im Berichtszeitraum um 20 Millionen oder 15,8 Prozent auf 146,5 Millionen Euro.

EVN-Zentral

ORF.at / Michael Baldauf

Negativ fürs Finanzergebnis, aber positiv für die Verschuldung und den Cashflow hat sich bei der EVN der seit Frühjahr in trockenen Tüchern befindliche Verkauf der Trinkwasser-Aufbereitungsanlage an die Stadt Moskau ausgewirkt. Das Finanzergebnis belastet haben dabei die Auflösung des Sicherungsgeschäfts für die Finanzierung der Natriumhypochloritanlage sowie Kosten für die diesbezügliche Invest-Garantie Deutschlands, das Finanzergebnis lag auch wegen der geringeren Verbund-Ausschüttung mit minus 22 Millionen Euro um 31,4 Millionen Euro unter dem Vorjahresvergleich.

Nettoverschuldung reduzierte sich seit September

Der Cashflow aus dem Investitionsbereich war mit 95,5 Millionen Euro positiv (nach minus 105,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum), geprägt durch den Verkauf der Wasseraufbereitungsanlage, wie die EVN am Donnerstag im Vorfeld ihres Halbjahrespressegesprächs erklärte. Einen Teil des Erlöses habe man in kurzfristigen Wertpapieren veranlagt. Der Cashflow aus Finanzierungen lag bei minus 216,8 (minus 300,4) Millionen Euro, Grund für die Verbesserung waren die Rückführung der Finanzierung der Wasseranlage, aber auch laufende Finanztilgungen. Der Cashflow aus dem Ergebnis stieg um 5,3 Millionen auf 305,7 Millionen Euro, der operative Cashflow verringerte sich wegen Veränderungen im Working Capital um 141,0 Millionen auf 209,4 Millionen Euro.

Die Nettoverschuldung der EVN reduzierte sich mit 31.3. gegenüber 30.9. um 263 Millionen Euro auf 1,359 Milliarden Euro, das Gearing verbesserte sich auf 50,5 (61,6) Prozent. Das Eigenkapital wuchs um 2,3 Prozent auf 2,694 Milliarden Euro, die Eigenkapitalquote stieg auf 40,3 (38,5) Prozent.

Der Stromverkauf an Endkunden sank bei der EVN im Zeitraum Oktober bis März im Jahresabstand um 0,8 Prozent auf 10.569 GWh - davon 6.941 GWh (minus 0,8 Prozent in Südosteuropa) und 3.629 GWh (minus 0,7 Prozent in Mittel- und Westeuropa). Der Gasverkauf an Endkunden verringerte sich um 3,2 Prozent auf 4.235 GWh. In Österreich seien die Durchschnittstemperaturen im Berichtszeitraum kaum verändert gewesen, in Südosteuropa dagegen führten niedrigere Temperaturen zu einem Anstieg der Heizgradsummen um 12,3 Prozent in Bulgarien sowie um 9,0 Prozent in Mazedonien - gut fürs Geschäft.

32,9 Prozent mehr Strom produziert

Die Stromerzeugung der EVN wuchs um 32,9 Prozent auf 2.935 GWh. Neben vermehrten Abrufen der Gaskraftwerke zur Netzstabilisierung in Österreich und Deutschland (Stichwort Strom-Winterhilfe) wirkte sich vor allem der Vollbetrieb des Kraftwerks Duisburg-Walsum aus. Allerdings erhöhten dieser Vollbetrieb sowie mehr Erdgas-Handelsmengen und gestiegene Energiebezugskosten in Bulgarien den EVN-Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger um 5,9 Prozent auf 638,3 Millionen Euro.

Der Wärmeverkauf an Endkunden veränderte sich mit 1.403 GWh kaum (plus 0,7 Prozent). An Windkraft verfügt die EVN mittlerweile über 250 MW Kapazität, durch die sie 150.000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen kann. Zuletzt ging der Windpark Prottes-Ollersdorf mit zwölf Windkraftanlagen mit 37 MW Kapazität in Betrieb.

Der Mitarbeiterstand der EVN lag im Geschäftshalbjahr mit 7.048 um 4,1 Prozent unter dem gleichen Zeitraum des Vorjahres (7.353). Der Personalaufwand sank um 3,6 Prozent auf 159,1 Millionen Euro.

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