Ein Wunderland in Melk

Wenn ein Sturz in ein Kaninchenloch Begebenheiten der Sonderklasse auslöst, dann ist man mitten drinnen in „Alice im Wunderland“. Der Romanklassiker von Lewis Carroll wurde von Dimitre Dinev für die Sommerspiele Melk bearbeitet.

Natürlich orientiert sich das in Melk gezeigte Stück an Lewis Carrolls 1865 erschienener Vorlage, es wurde aber von Dimitre Dinev – bekannt geworden mit seinem Roman „Engelszungen“ – neu bearbeitet. „Dinevs Sprache ist reich an Bildern und fesselt durch ihre Poesie. Unsere Besucherinnen und Besucher werden von der Leichtigkeit und dem tiefsinnigen Humor begeistert sein“, meint Alexander Hauer, Künstlerischer Leiter der Sommerspiele Melk. Diese „humorvolle, leichtfüßige und berührende Reise zu uns selbst“ empfiehlt Hauer für Zuschauer ab zwölf Jahren.

Intendant Hauer: „Theater ist ein Unterhaltungsort“

Die Sommerspiele Melk haben in den letzten Jahren immer Sommertheater mit einem gewissen Anspruch angeboten; Theater, das den Besucher immer auch nachdenklich gestimmt hat. „Wir wollen lustvoll Stoffe neu entdecken und gesellschaftsrelevante Fragen mit den spielerischen und zuspitzenden Mitteln des Theaters auf die Bühne bringen“, sagt Intendant und „Alice“-Regisseur Alexander Hauer im Gespräch mit noe.ORF.at.

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Intendant Alexander Hauer: Bewusst habe ich mir von Anfang an für diesen Spielort einen dramaturgischen Leitfaden gesucht, um innerhalb der Festivalorte ein Profil entwickeln zu können, gleichzeitig aber auch den Genius Loci aufzugreifen und Stoffe passend zum Ort und zur Kulisse zu wählen. Dieser Leitfaden beinhaltet große Stoffe der Mythologie und Weltliteratur zum Thema Macht und Ohnmacht, Suche und Versuchung. Der suchende Mensch steht also im Mittelpunkt.

In all den Jahren meiner Intendanz versuchte ich immer, einen Stoff im Rahmen unserer dramaturgischen Leitlinien für mich neu zu entdecken; nicht mir schon lange Bekanntes wieder auf die Bühne zu bringen, sondern mir neue, herausfordernde Themen anzugehen. Sind die Stücktitel zwar meist sehr bekannte Stoffe, so wollten wir diese immer von einem gegenwärtigen Standpunkt aus beleuchten. Diese Neugier hat für mich auch den Effekt, dass das Publikum viel direkter Teil einer künstlerischen Reise und Annäherung ist. So kannte ich zwar „Alice“ oberflächlich, aber richtig eingetaucht bin ich erst im Zuge der Stückwahl und Arbeit. Und diese Unmittelbarkeit, diese Frische ist - davon bin ich überzeugt – auch spürbar.

Alexander Hauer Intendant in Melk

photo-graphic-art.at

Intendant Alexander Hauer: „Theater ist ein Ort der Kommunikation, des Diskurses, der lustvollen Auseinandersetzung - gleich, zu welchen Jahreszeiten und an welchen Orten dies stattfindet“

In unser dramaturgisches Konzept passt diese selbst schon fast zum Mythos gewordene literarische Figur, die sich suchend auf eine Entdeckungsreise zu sich selber begibt, sich dabei immer wieder ohnmächtig fühlen muss und Machtstrukturen beleuchtet, perfekt. Zugleich ist dieser märchenhafte und doch so analytische Zugang eine neue Herausforderung.

noe.ORF.at: Warum soll man gerade heuer zu Ihnen fahren?

Hauer: So lustvoll, begeistert und voll Liebe zum Detail, wie hier das Ensemble arbeitet, das habe ich selten erlebt. Und diese ansteckende Energie mit diesem phantastischen Stoff ist eine Kombination, die man erleben sollte…

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Hauer: Wir wollen lustvoll Stoffe neu entdecken und gesellschaftsrelevante Fragen mit den spielerischen und zuspitzenden Mitteln des Theaters auf die Bühne bringen. Um dies noch feinsinniger umzusetzen, werden wir noch intensiver mit hochkarätigen Autoren zusammenarbeiten. Wir wollen ein literarisches Gegenwartstheater anbieten, das auf Sinnlichkeit, bester Sprache, großen Bildern und hervorragenden Schauspielern beruht. Im Zusammenspiel mit der Kulisse wollen wir unsere Einzigartigkeit weiter entwickeln.

noe.ORF.at: Worin sehen Sie die gesellschaftliche Aufgabe des Theaters, im speziellen die Aufgabe des Sommertheaters?

Hauer: Theater ist ein Unterhaltungsort – im mehrdeutigen Sinne. Hier lässt man nicht nur den Alltag hinter sich; hier kann man sich auch mit anderen über Themen unterhalten, die auf der Bühne angeboten werden. Theater ist ein Ort der Kommunikation, des Diskurses, der lustvollen Auseinandersetzung - gleich, zu welchen Jahreszeiten und an welchen Orten dies stattfindet. Theater im Sommer hat vielleicht den Vorteil, dass die Leute etwas entspannter reingehen; herausfordernder ist dagegen vielleicht die Erwartungshaltung, die das Publikum mitbringt.

So wie so: Theater braucht den Dialog mit dem Publikum, und den gilt es immer zu suchen…

Alice im Wunderland

photo-graphic-art.at

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Hauer: Alice ist eine lustvolle Entdeckungsreise zu sich selbst mit spannenden, absurden und hinterfragenden Erlebnissen.

noe.ORF.at: Welche Inszenierungsmöglichkeiten bietet der Spielort und wie nützen Sie diese?

Hauer: Manchmal wünscht man sich eine große Bühnenmaschinerie und Technik, um die Phantasie leichter umsetzen zu können. Da es das bei uns nicht gibt, sind wir hier auf die Energie der Schauspieler, der phantastischen Kraft des Textes und die sinnliche Ausstattung angewiesen. Sich darauf zu besinnen, ohne viel Firlefanz und Ablenkung, macht Spaß und ich hoffe, dass wir auch ohne große Tricks das Publikum verzaubern können.

Austropop meets Worldhits in der Wachauarena

Neben „Alice im Wunderland“ wird in Melk auch Austropop geboten. Seit 2010 gibt es in der Wachauarena auch Musikrevuen. „Mit der diesjährigen Revue ‚Live is Life – Austropop meets Worldhits“ wird erstmals eine Hommage an die bunte Vielfalt der österreichischen Popsongs präsentiert“, erläutert Alexander Hauer.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 18.6.2015

Die Bandbreite des Musikalischen ist groß: von Opus bis zu Queen, von Falco bis zu Michael Jackson, von Ludwig Hirsch bis Van Halen, Buch und Regie zu dieser Revue stammen von Nicole Claudia Weber. „Wir tauchen ein in eine Klangwelt der Erinnerungen. Unser Publikum wird kaum auf den Sitzen zu halten sein, hier muss man einfach mitsingen“, ist der Künstlerische Leiter der Sommerspiele Melk überzeugt.

Ein Rahmenprogramm ergänzt das kulturelle Angebot in Melk vom 28. Juni bis 10. August: In Anlehnung an die Musikrevue wurde die österreichische Band Opus engagiert, außerdem konzertieren noch die Dornrosen und Bluatschink, Roland Düringer gastiert mit „Wir – ein Umstand“.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

“Alice im Wunderland“ und „Live is Life“

Die Premiere von „Alice im Wunderland“ war am 18. Juni in der Wachauarena Melk. Weitere Vorstellungen sind am 27. Juni, am 3., 4., 11., 17., 24., 25. und 31. Juli sowie am 1. und 8. August. Beginn ist jeweils um 20.15 Uhr.

Die Premiere der Musikrevue „Live is Life“ ist am 7. Juli in der Wachauarena. Weitere Vorstellungen sind am 10., 15., 16., 18., 22., 23., 29. und 30. Juli sowie am 5., 7., 13., 14. und 15. August. Beginn ist jeweils um 20.15 Uhr.

Mitwirkende in „Alice im Wunderland“: Tanja Raunig, Maxi Blaha, Inge Maux, Dagmar Bernhard, Kajetan Dick, Sebastian Pass, Christian Preuss, Giuseppe Rizzo und Thomas Dapoz
Intendanz und Regie: Alexander Hauer
Musik: Gerald Huber und Christian Birawsky (Bauchklang)

Mitwirkende in „Live is Life“: Tini Kainrath, Dagmar Bernhard, Gianna Charles, Tanja Raunig, Alexandra Mady, Ron Glaser, Thomas Dapoz, Lukas Sartori und Terry Chladt

Links: