Bene wechselt den Eigentümer

Die Aktionäre des Büromöbelherstellers Bene haben am Montag dem Einstieg der neuen Investoren zugestimmt. Für die finanziell schwer angeschlagene Firma war das überlebensnotwendig, andernfalls wäre Bene in die Pleite geschlittert.

Nach 225 Jahren im (Mit)-Besitz der Familie Bene geht der gleichnamige Büromöbelhersteller an die Investoren Erhard Grossnigg und Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Die Kleinaktionäre haben dem Sanierungskonzept in einer außerordentlichen Hauptversammlung am Montag in Waidhofen an der Ybbs zugestimmt. 75 Prozent der Stimmen waren notwendig, um den Deal zu ermöglichen.

Bartenstein und Grossnigg werden 18 Millionen Euro in die Sanierung investieren. Vorbehaltlich einiger Widersprüche von einzelnen Aktionären soll die Sanierung in einem Monat in Angriff genommen werden.

Aktien um 28 Prozent abgestürzt

Die Zustimmung der Kleinaktionäre von Bene war bis zuletzt fraglich gewesen. Für sie bedeutet der Einstieg von Grossnigg und Bartenstein nämlich, dass sie viel Geld verlieren. Die beiden Investoren hatten angeboten, 90 Prozent von Bene zu übernehmen - allerdings um sechs bis acht Cent pro Aktie, während die Kleinanleger einst zwischen vier und sechs Euro pro Aktie bezahlt hatten. Im Vorfeld der Entscheidung über den Eigentümerwechsel waren die an der Wiener Börse notierten Aktien um 28 Prozent auf 0,11 Euro abgestürzt.

Bene wurde 1790 als Tischlerei gegründet. Ab den 1950er-Jahren spezialisierte sich die Firma auf Büromöbel. Noch heute sind der Hauptsitz und die Produktion in Waidhofen an der Ybbs (NÖ). 2006 erfolgte als weiterer Meilenstein der Börsengang. Zuletzt hielt die Bene-Privatstiftung der Familie Bene 42,5 Prozent der Anteile, der Rest befand sich im Streubesitz. Die Aktien der Familienstiftung wurden 2013 als Sanierungsbeitrag an die Banken verpfändet.

Hunderte Mitarbeiter abgebaut

Mit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 ging es für Bene steil bergab. Das Unternehmen fuhr Verluste ein, baute Personal ab und setzte die Dividende aus. Um auftragsschwache Zeiten zu überbrücken und Geld zu sparen, führte Bene 2009 für ein Jahr ein Teilzeitmodell ein: Alle Beschäftigten im Inland wurden auf ein Modell umgestellt, bei dem sie nur 80 Prozent ihres Gehalts bekamen und die Arbeitszeit von 38,5 auf 30,8 Wochenstunden reduziert wurde.

Da sich die Ertragslage in den folgenden Jahren nicht verbesserte und die Firma Jahr für Jahr Verluste schrieb, zog der Aufsichtsrat 2012 die Bremse und tauschte den kompletten Vorstand aus. Bene holte den Sanierer Rudolf Payer als neuen Finanzchef. Der 55-Jährige war an der dramatischen Sanierung des Feuerfestprodukte-Herstellers RHI maßgeblich beteiligt - mehr dazu in Bene-Finanzchef: „Sanierung als Kraftprobe“.

Payer und sein Vorstandskollege Michael Feldt schlossen unrentable Standorte, bauten den Vertrieb um und hunderte Mitarbeiter ab. Für die Schieflage des Unternehmens machte Payer vor allem das aggressive Wachstum sowie Vielfalt innerhalb der Produktgruppen verantwortlich. Von den Alt-Vorständen Frank Wiegmann und Wolfgang Neubert wurde wiederholt ein krisenbedingter Einbruch des Büromöbelmarktes als Ursache der Verluste genannt.

Verlust zuletzt halbiert

Erst im April 2015 gab Bene erneut bekannt, 127 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet zu haben sowie international 29 Arbeitsplätze zu streichen. Nach dem Abbau wird Bene 850 Personen beschäftigen, rund 600 davon in Österreich. Zum Zeitpunkt des Börsengangs im Jahr 2006 beschäftigte Bene weltweit noch rund 1.200 Mitarbeiter, davon 900 in Österreich - mehr dazu in Bene meldet 127 Mitarbeiter bei AMS an.

Das zuletzt veröffentlichte Geschäftsjahr 2014/15 schloss Bene erneut mit einem Verlust ab, wenngleich sich dieser reduzierte. Der Nettoverlust halbierte sich von 28,6 auf 13,4 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) war zwar mit 9,5 Mio. Euro weiter negativ, im Geschäftsjahr 2013/14 betrug der Verlust noch 24,2 Mio. Euro. Das EBITDA machte 1,9 Mio. Euro aus, nach -12,5 Mio. Euro davor. Der Konzernumsatz verringerte sich von 163,1 auf 158,9 Mio. Euro. Die Eigenkapital-Situation verschlechterte sich weiter: Per Ende April 2015 meldete Bene ein negatives Eigenkapital von 41 Mio. Euro.

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