Auflagen für kleine Flüchtlingsquartiere

In der Asyldebatte wird angesichts des überfüllten Massenquartiers in Traiskirchen (Bezirk Baden) der Ruf nach kleineren Flüchtlingsunterkünften lauter. Für diese gibt es spezielle Auflagen, was die Größe, Ausstattung und Verköstigung betrifft.

Der Ansturm der Flüchtlinge reißt nicht ab, in den Ländern sucht man fieberhaft nach Quartieren. Mohammed aus Syrien ist einer von 18 Männern, die in einem Gasthof im Bezirk Wiener Neustadt untergebracht sind. Sie bekommen Verpflegung und helfen auch beim Kochen. Das ist für sie eine willkommene Abwechslung in einem sonst eher unspektakulären Alltag.

17 bis 19 Euro pro Bewohner

Der Gasthof ist eine sogenannte organisierte Unterkunft. Dafür müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden: Die Unterkunft muss eine gewisse Größe und Ausstattung haben, die Flüchtlinge müssen entweder verköstigt werden oder eine Möglichkeit haben, selbst zu kochen. Pro Bewohner und Tag bekommt der Quartiergeber zwischen 17 und 19 Euro.

Alle zwei Wochen kommen Flüchtlingsbetreuer von der Caritas und bieten Hilfestellung in unterschiedlichen Fragen. „Wie das Gesundheitssystem in Österreich funktioniert, wie es am Wohnungsmarkt und mit Bildungsmaßnahmen aussieht und ob Asylwerber arbeiten dürfen", nennt Flüchtlingsbetreuer Peter Hyll einige Anliegen. „Wir informieren sie zum einen darüber, zum anderen versuchen wir sie sozial zu betreuen. Wir organisieren Deutschkurse, die meist von ehrenamtlichen Lehrerinnen gehalten werden, und Freizeitaktionen.“

Laut Hyll geht der Trend derzeit zu kleineren Flüchtlingsquartieren, die er persönlich auch bevorzuge. Größere Quartiere seien jedoch für die Caritas leichter zu betreuen, „weil wir jedes Quartier alle zwei Wochen besuchen. Wenn jetzt viele kleine Quartiere dazukommen, sitzen wir vermehrt im Auto.“ Im Moment sei die Betreuung noch machbar, so Hyll.

Flüchtlinge

ORF

Caritas-Flüchtlingsbetreuer Peter Hyll besucht regelmäßig die Flüchtlinge in den Quartieren, um sie zu beraten.

Grafenwörth: Syrische Familie in Gemeindewohnung

In Grafenwörth (Bezirk Tulln) ist seit kurzem eine Familie aus Syrien in einer Gemeindewohnung untergebracht. Viele Menschen aus der Gemeinde engagieren sich ehrenamtlich, um der Familie einen Start in ein neues Leben zu geben. „Wir haben Erfahrung aus der Bosnien-Krise, in der wir auch Familien aufgenommen und Patenfamilien organisiert haben“, sagt Bürgermeister Alfred Riedl (ÖVP). „Das war ein Schlüssel des großartigen Erfolges. Heute sind die Kinder alle Österreicher, alle haben einen Job, alle sind fleißig, einige haben studiert.“

Wichtig war dem Bürgermeister, dass man sich im Gemeinderat über die Betreuung der Familie einig ist. Pfarre, Freiwillige und pensionierte Lehrerinnen wurden eingebunden, Deutschkenntnisse seien entscheidend, so Riedl. Die Familie bezahlt wie alle anderen Bewohner Miete. Die Grundausstattung der Wohnung ist durch Spendengeld zusammengekommen. Im Ort gebe es zwar auch negative Stimmen, das seien zum Glück aber nur wenige, erzählt man.

Bürgermeister Riedl ist überzeugt, dass die Flüchtlingsbetreuung in kleineren Einheiten funktioniert. „Wenn jede der 573 Gemeinden in Niederösterreich 15 bis 20 Flüchtlinge aufnimmt, hätten wir keine Debatte.“

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