Peacecamp: Jugend als Friedensstifter

Von 5. bis 15. Juli findet am Ötscher wieder ein „Peacecamp“ statt. Dabei kommen 34 palästinensische, israelische, österreichische und ungarische Jugendliche zusammen, um über das Thema Frieden und den Nahost-Konflikt nachzudenken.

Seit Jahren engagiert sich die Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer inzwischen schon für den Frieden zwischen Palästinensern und Israelis. Noch immer hat sie die Hoffnung nicht verloren, dass der Nahost-Konflikt eines Tages gelöst werden kann. Dazu soll das von 5. bis 15. Juli stattfindende Peacecamp beitragen, denn „die Friedensmacher von morgen muss man erst machen“, sagte sie im APA-Gespräch.

Die aktuelle Politik im Nahen Osten wird nach Meinung der Mitbegründerin des Peacecamps, das heuer bereits zum 13. Mal realisiert wird, keinen Frieden bringen. Es gebe „zu viele Ressentiments“ und „Misstrauen von beiden Seiten“, urteilte sie. Sie setzt ihre Hoffnung in die junge Generation, denn diese könne Friedensstifter hervorbringen.

Nahost-Konflikt als Thema

Bei dem Peacecamp in Lackenhof am Ötscher werden dieses Jahr 34 palästinensische, israelische, österreichische und ungarische Jugendliche zusammenkommen. Ziele des Friedenslagers sind unter anderem das gegenseitige Kennenlernen von Gemeinschaften und Gesellschaften sowie das Aufbrechen von Fantasien und Bildern über andere Nationen durch eine direkte zwischenmenschliche Begegnung. Thema bei den Arbeitsgruppen des Camps ist die gemeinsame, gewaltlose Auseinandersetzung mit dem Nahost-Konflikt.

Die Angelegenheit sei kompliziert und konfliktgeladen. Böhmer-Laufer habe im Laufe ihres Engagements für Frieden in jener Region festgestellt, dass beide Seiten - Israelis und Palästinenser - sich selbst jeweils als Opfer der Geschichte sehen. Beide Völker fühlten sich im Nahen Osten tief verwurzelt, beide seien Angriffen in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt.

Friedensfahne

dpa/A3464 Rainer Jensen

Zuhören und argumentieren lernen

Das Peacecamp will zwischen den beiden Seiten vermitteln: „Es soll hinterfragt und besprochen werden“, erklärte Böhmer-Laufer eines der Ziele des Lagers. Die Teilnehmer lernten dort einander zuzuhören und einander zu verstehen. Zudem sollten sie darüber informiert werden, dass sie das Recht besäßen, Aussagen offen als rassistisch oder antisemitisch zu bezeichnen und darin geschult werden, ihre Wertung auch begründen zu können.

In der Arbeit mit den Jugendlichen lasse Böhmer-Laufer auch ihre Erfahrungen als ausgebildete Psychotherapeutin einfließen. Sie bezeichnet die Friedensveranstaltung ihren eigenen Worten nach auch als „therapeutisches Camp“, schließlich steht das Erlernen von gewaltfreier Konfliktlösung im Mittelpunkt.

Fragebögen zeigen Auseinandersetzung

Zu Beginn des Friedenslagers müssten die Teilnehmer laut Böhmer-Laufer etwa „Fragen Frieden betreffend“ beantworten. Einige Monate nach Ende des Camps erhielten sie die selben Fragebögen erneut. Zwischen der ersten und zweiten Beantwortung gebe es laut der Mitinitiatorin einen „merklichen Unterschied“: Man könne beobachten, dass die Jugendlichen beginnen, sich individuell mit der Friedens- und Konfliktthematik auseinanderzusetzen.

Böhmer-Laufer engagiert sich laut eigenen Angaben seit dreißig Jahren für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Insgesamt habe sie zwanzig Jahre in Israel verbracht, wo sie „sehr stark“ in der „Friede-Jetzt“-Bewegung („Peace now“) involviert gewesen sein soll. Kurz nach dem Tod des mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten früheren Ministerpräsidenten Israels, Yitzhak Rabin, sei Böhmer-Laufer nach Wien zurückgekehrt. Damals sei ihr klar geworden, dass der Nahost-Friedensprozess „langsam den Bach“ runtergehe. Aus dieser Erkenntnis habe sie „4Peace - Verein zur Förderung der politischen Mündigkeit“ gegründet und im Jahr 2000 dann das seither jährlich stattfindende Peacecamp ins Leben gerufen.

Der Abschluss des Friedenslagers wird am 13.7. in Lackenhof und am 14.7. im Dschungeltheater im Wiener Museumsquartier gefeiert.

Link:

Peacecamp 2015