„Austropopper“ Wilfried wird 65

Eine Legende der heimischen Pop-Geschichte, Wilfried, feiert am Mittwoch seinen 65. Geburtstag. Hits wie „Ziwui, ziwui“ haben den in Pressbaum lebenden Sänger berühmt gemacht. Mit noe.ORF.at spricht er über Erfolge, Tiefschläge und Andreas Gabalier.

Wilfried Scheutz erhielt im Laufe seiner wechselhaften Karriere viele Bezeichnungen. Als „rockende Rampensau“ begründete er in den 1970er Jahren mit Hits wie „Ziwui, ziwui“ oder „Mary, oh Mary“ die Austropop- und Dialektwelle mit, als „Antiheld“ zeigte ihn eine Kurzdoku bei der diesjährigen Diagonale. „Das Schöne ist, dass mir immer noch was einfällt“, sagt Scheutz, der sich auch mit 65 dagegen verwahrt, in eine Schublade gesteckt zu werden.

noe.ORF.at: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie sich an das Jahr 1973 erinnern?

Wilfried: „Ziwui, ziwui!“, das war die dritte Single. Das war quasi ein Jahr nach dem absoluten Beginn.

noe.ORF.at: War ein solcher Erfolg überhaupt vorhersehbar? „Mary, oh Mary“, „Woodpecker’s Music“ und dann in diesem Jahr auch noch „Ziwui, Ziwui“!

Wilfried: „Mary, oh Mary“ ist ja wirklich wie eine Bombe eingeschlagen. „Ziwui, ziwui“ war nie Nummer eins in der Hitparade, verkauft sich aber mittlerweile seit 40 Jahren.

noe.ORF.at: War das für Ihre weitere Karriere gut, wenn man mit 23 Jahren schon drei Hitparaden-Nummern vorweisen kann?

Wilfried: Ich hatte damals das Gefühl, dass ich bei allem zu spät dran bin. Inzwischen weiß ich, dass ich zehn Jahre zu früh dran war. Wenn einer sagt, dass so ein Mega-Erfolg, den ich damals hatte, das Leben nicht durcheinanderbringt, dann lügt er. Man hat das Gefühl, das Leben fliegt einem um die Ohren. Plötzlich erkennt dich jeder auf der Straße. Man muss erst einmal lernen, damit umzugehen.

Wilfried Scheutz

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noe.ORF.at: Was war das Negativste am Erfolg?

Wilfried: Der Song Contest-Absturz war sehr schwierig. Da haben mich alle - auch die Leute, mit denen ich am besten befreundet war - wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Die Medien haben mich zuerst als Genie bezeichnet, dann war ich der Trottel der Nation, der falsch singt. Das hat mich dazu bewogen, mich mit mir auseinanderzusetzen und dorthin zu kommen, wo ich heute bin: Ich bin ein Blues-Sänger mit großen Volksmusikeinflüssen, stehe auf guten Rock ’n’ Roll und überhaupt auf jede Art von Musik. Nur neuertümliche Volksmusik mag ich pauschal nicht.

noe.ORF.at: Sehen Sie sich als einen der Väter des Austro-Pop?

Wilfried: Ich war sicher einer von der Grundpartie. Marianne (Mendt, Anm.) hat angefangen, dann kam Wolfgang Ambros und dann kam eigentlich schon ich. Ich war also am Anfang dabei.

noe.ORF.at: Was sagen Sie zur heutigen Musikszene in Österreich? Viele Musiker und Bands sind ja auch international sehr erfolgreich.

Wilfried: Ich habe das Privileg, einen Sohn zu haben, der voll dabei ist. Er spielt bei den „5/8erl in Ehr’n“. Es freut mich sehr, dass endlich was geht. Was mich weniger freut, ist, dass das große österreichische Medium, dem die anderen immer nachziehen, leider noch immer keine Österreicher spielt, obwohl die Deutschen Lobeshymnen auf sie singen.

Wilfried Scheutz

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Wilfried Scheutz (M.)

noe.ORF.at: Was denken Sie über Andreas Gabalier?

Wilfried: Nur das Schlechteste. Das ist für mich das Letzte, das mag ich wirklich gar nicht. Das ist ein anbiedernder Schlagersänger, der auch noch so tut, als würde er Volksmusik machen. Seine Ansichten sind ja auch noch aus dem vorvorigen Jahrhundert. Da ist er mit der Bevölkerung zum Teil im Einklang, weil es noch viele Menschen gibt, die rückschrittlich denken. Er bedient das voll.

noe.ORF.at: Worauf sind Sie besonders stolz?

Wilfried: Stolz ist keine Kategorie. Was man an Anerkennung bekommt, muss man sich erarbeiten. Auf meinen Sohn kann ich auch nicht stolz sein, obwohl ich ihn abgöttisch liebe. Dass er so blüht und gedeiht und so ein guter Musiker ist, freut mich natürlich wahnsinnig. Mich freut auch sehr, dass wir einen schönen Kulturverein in Pressbaum haben. Wir machen dort wunderbare Sachen, spielen quer durch den Kultur-Gemüsegarten.

noe.ORF.at: Haben Sie Ihrem Sohn vom Beruf des Musikers abgeraten oder ihn bei seinen musikalischen Ambitionen unterstützt?

Wilfried: Abgeraten habe ich ihm gar nicht. Ich habe natürlich gehofft, dass er musikalisch ist. Das habe ich auch schon gemerkt, bevor er sprechen konnte. Er hat schon als Kleiner die richtigen Töne gesungen. Mit vier Jahren ist er in meinem Auto hinten gesessen. Da hat er plötzlich, als Funkstille war, etwas gesungen, lauter Jazztöne. Da habe ich mir gedacht: Was habe ich in diesem Alter gesungen? Alle meine Entlein?

Das Gespräch mit Wilfried führte Marina Watteck, noe.ORF.at.

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