Ein Gedenkweg gegen das Vergessen

In Sigmundsherberg (Bezirk Horn) war während des Ersten Weltkriegs eines der größten Kriegsgefangenenlager der Monarchie. Ein neuer Gedenkweg ist als Mahnmal gegen das historische Vergessen gedacht.

„Wir haben die Aufgabe, die Geschichte lebendig zu halten. Geschichte ist ein Auftrag für Alt und Jung. Daher ist es wichtig, tagtäglich an der Brücke zwischen den Generationen zu bauen“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bei der Gedenkfeier „100 Jahre Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg“. Am Wochenende wurde auch der Gedenkweg „Von der Gefangenschaft zum Frieden“ eröffnet.

Friedhof des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Sigmundsherberg

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Lagerfriedhof

Die Initiative in Sigmundsherberg sei „unglaublich wichtig für die Aufarbeitung der Geschichte und das unermüdliche Erinnern“, so wie auch das Land Niederösterreich etwa mit der vorjährigen Schallaburg-Ausstellung „Jubel und Elend“ oder mit dem „Haus der Geschichte“ diesen Auftrag sehr ernst nehme, so der Landeshauptmann.

Bis zu 123.000 Kriegsgefangene waren im Lager

Das Kriegsgefangenenlager Sigmundsherberg war eines der größten und wichtigsten Lager der österreichisch-ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg. Mit dem Bau war im Juni 1915 begonnen worden. Auf circa 2,9 Quadratkilometern wurde ein Lager für 42.000 Kriegsgefangene und 1.180 kriegsgefangene Offiziere errichtet. Von Juni 1915 bis zum Sommer 1916 waren russische Gefangene in Sigmundsherberg interniert. Im Sommer 1916 wurden sie in andere Lage verlegt und durch italienische Kriegsgefangene ersetzt.

Das Lager war oft überbelegt. So betrug der Evidenzstand im Oktober 1916 etwa 56.000 Kriegsgefangene und stieg im August 1917 sogar auf 123.000 an. Im Laufe des Jahres 1919 wurde das Lager abgerissen. Bis 1923/1924 blieben nur einige Baracken als Wohnungen und für eine zweiklassige Volksschule bestehen.

Gedenkweg Sigmundsherberg

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Gedenkweg „Von der Gefangenschaft zum Frieden“

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 29.6.2015

Bis heute bestehen blieben der Lagerfriedhof, eine Strecke der Lagerbahn und das ehemalige Proviantmagazin. Der am Wochenende eröffnete Gedenkweg durch das ehemalige Lagerareal vermittelt einen Eindruck über die Größe des Kriegsgefangenenlagers und über die einzelnen Abteilungen. Entlang des 4,2 Kilometer langen Wegs beschreiben zehn Schautafeln in deutscher, englischer und italienischer Sprache die verschiedenen Gruppen des Lagers, das Lagerleben und das Schicksal der Kriegsgefangenen.

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