Langenlois: Operettengenuss mit Strauß

Seit 20 Jahren wird vor dem Schloss Haindorf in Langenlois Operette gespielt. Heuer steht Johann Strauß’ Meisteroperette „Der Zigeunerbaron“ auf dem Programm, vor 130 Jahren wurde sie in Wien uraufgeführt.

„Operette - ehrlich, mit Leichtigkeit und dennoch mit der nötigen Ernsthaftigkeit, keineswegs verstaubt und antiquiert sondern ‚keck‘“: Unter dieses Motto stellt Andreas Stoehr, Intendant der Schlossfestspiele Langenlois, seine Arbeit.

„Die österreichischste aller Operetten“

Zum zwanzigjährigen Jubiläum der Schlossfestspiele wird „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß Sohn in einer neuen Fassung auf die Bühne vor dem Schloss Haindorf in Langenlois gebracht. „Der Schwerpunkt dieser Operette liegt im Wechselspiel der magyarischen und wienerischen Einflüsse, denen man nicht nur mit einem Orchester, sondern auch mit einem kompakten achtköpfigen Instrumentalensemble gerecht werden kann“ (Stoehr).

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„Der Zigeunerbaron“ in Langenlois

Zum 20-jährigen Jubiläum der Schlossfestspiele wird das Stück von Johann Strauß Sohn in einer neuen Fassung gezeigt.

Dieser bereits bei der Uraufführung der Operette 1885 gelobte Mix aus verschiedenen Stilelementen wird von Gerald Gratzer musikalisch aufbereitet und in die Szene integriert. Wie schon 2013 bei „Wiener Blut“ wird sich auch im Jubiläumsjahr Regisseur Philipp Harnoncourt „mit den Brüchen und Doppelbödigkeiten dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, österreichischsten aller Operetten auseinandersetzen“, sagt Intendant Stoehr.

Die Besucher erwartet eine durchaus aktuelle, aber dennoch romantische Operette, voll bekannter Melodien und Witz, so Stoehr. „Aber es geht im ‚Zigeunerbaron‘ auch um Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung und Fremd-sein – Themen, die neben dem nicht wegzudenkenden der Liebe zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ebenfalls eine wesentliche Rolle spielen, und mit den Mitteln der Operette ausgeleuchtet werden.“

Stoehr: „Theater ist nicht an Jahreszeiten gebunden“

Den Begriff „Sommertheater“ mag Andreas Stoehr nicht. „Theater ist eine poetische Form der Kommunikation und nicht an Jahreszeiten gebunden“, meint Andreas Stoehr. Und: „Wer einen ‚Zigeunerbaron‘ in Wien gesehen hat, darf ihn in Langenlois ruhig ‚anders, aber trotzdem interessant‘ finden.“

noe.ORF.at: Warum haben Sie sich für dieses Stück entschieden?

Intendant Andreas Stoehr: Weil der „Zigeunerbaron“ in unsere Zeit passt. Und weil Philipp Harnoncourt der beste Regisseur ist, den ich mir für unsere Fassung wünschen kann.

noe.ORF.at: Warum soll man gerade heuer zu Ihnen nach Langenlois fahren?

Andreas Stoehr: Man sollte jedes Jahr nach Langenlois fahren, heuer, weil es ein Jubiläum gibt (20 Jahre SFLL mit einem „Best of“ ), und in den kommenden Jahren, weil es der einzige Operettenstandort ist, der sich was traut. Neben dem „Zigeunerbaron“ mit einem Konzert von Harri Stojka für die Sache der Roma einzutreten, darf man ruhig als statement verstehen.

noe.ORF.at: Wie sehen Sie Ihren Spielort in drei Jahren? Wie wollen Sie ihn entwickeln?

Andreas Stoehr: Den Spielort sollte es über diesen genannten Zeitraum hinaus immer geben! Ich persönlich sehe ihn als gesunde Alternative zum gängigen mainstream. Ein Ort, an dem Interessantes passiert, der neugierig macht - und der obendrein in einer der schönsten Weingegenden Österreichs liegt. Toskanisch im Herzen Niederösterreich.

noe.ORF.at: Worin sehen Sie die gesellschaftliche Aufgabe des Theaters, im speziellen die Aufgabe des Sommertheaters?

Andreas Stoehr: Theater ist eine poetische Form der Kommunikation und nicht an Jahreszeiten gebunden. Die Aufgabe eines Sommertheaters (man sollte den Begriff eigentlich nicht verwenden, denn er hat so was Schmuddeliges) sehe ich darin, über wirtschaftliche Sachzwänge hinaus einen offenen Dialog mit einem Publikum zu führen, und eventuelle Berührungsängste mit den hochsubventionierten Theaterbetrieben der Großstädte abzubauen. Wer einen „Zigeunerbaron“ in Wien gesehen hat, darf ihn in Langenlois ruhig „anders, aber trotzdem interessant“ finden.

noe.ORF.at: Was ist die Botschaft des Stücks?

Regisseur Philipp Harnoncourt: Die Botschaft des Stücks – eine Botschaft des Herzens: Liebe und Mut und Gemeinschaftsgefühl siegen über Bürokratie, Intrige und Politik.

noe.ORF.at: Welche Inszenierungsmöglichkeiten bietet der Spielort und wie nützen Sie diese?

Philipp Harnoncourt: Schloss Haindorf – das ist ein Schloss in der Kamp-Au, ein Balkon mit Treppe, eine Gartenanlage mit Teich, ein lauer Abend unter Sternen, nicht mehr und nicht weniger... genau das ist der Spielort für die Abenteuer des Zigeunerbarons.

Konzerte bieten Querschnitt durch 20 Jahre Operette

Zusätzlich präsentieren die Schlossfestspiele Langenlois eine eigene Jubiläums-Konzertreihe mit dem Titel „Schön ist die Welt“, ein musikalischer Querschnitt aus den letzten 20 Jahren Operette in Langenlois. Durch die vier Abende (23. und 24. Juli und 7. und 15. August) führt Christoph Wagner-Trenkwitz, am Dirigentenpult steht Intendant Andreas Stoehr.

„Der Zigeunerbaron“

Die festliche Premiere von „Der Zigeunerbaron“ bei den Schlossfestspielen Langenlois ist am 25. Juli. Weitere Vorstellungen sind am 30. Juli, 1., 8. und 14. August.

Mitwirkende: Sebastien Soules, Wolfgang Dosch, Franz Gürtelschmied, Rupert Bergmann, Melanie Wurzer, Elizabeth Hagedorn, Alexander Tremmel, Elisabeth Reichart und Christina Maria Fercher
Musikalische Leitung: Gerald Gratzer
Regie: Philipp Harnoncourt
Bühnenbild und Kostüme: Linda Redlin
Intendanz: Andreas Stoehr

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