Zettel: „Freue mich auf eine Familie“

Seit Montag ist es fix: Kathrin Zettel hat ihre Ski-Karriere beendet. In einem Exklusiv-Interview mit noe.ORF.at verrät sie, dass nun die Gründung einer Familie an oberster Stelle steht, aber auch ihre weiteren Pläne gibt sie bekannt.

noe.ORF.at: Kathrin Zettel in der Ski-Pension, haben Sie sich mit dem Gedanken schon angefreundet?

Kathrin Zettel: Nein eigentlich noch gar nicht. Ski-Pension hört sich für mich total komisch an. Es stimmt zwar ich stelle meine Ski ins Eck im professionellen Skisport, dennoch wird Skifahren für mich immer eine Leidenschaft bleiben.

noe.ORF.at: Nach dem Weltcup Finale im März sind die Spekulationen ja schon losgegangen, wie geht es weiter mit Kathrin Zettel, was macht Sie in der nächsten Saison. Sie haben lange überlegt, wann war es für Sie klar, dass es zum Rücktritt kommen wird?


Kathrin Zettel: Es war dann heuer leider im Frühjahr, speziell im März, so schlimm wie noch nie mit den Schmerzen, die ich seit mehr als fünf Jahren an der linken Hüfte habe und es ist immer schlechter geworden. Im Frühjahr war ich nicht mehr imstande zwei Durchgänge auszuhalten, deswegen musste ich auch das letzte Rennen auslassen. Ich habe mich dann zurückgezogen und sehr intensiv mit Physiotherapeuten gearbeitet um diese Schmerzen wegzubekommen, leider ohne großen Erfolg. Es ist daher nicht mehr an Spitzensport zu denken.

noe.ORF.at: Wann war für Sie persönlich klar, ich werde die Karriere beenden. Gab es da noch viele Beratungsgespräche, auch mit dem Freund, mit den Eltern? Wann ist die Entscheidung wirklich festgestanden?


Kathrin Zettel: Die Unterstützung von der Familie war immer da, es ist egal in welche Richtung mein Leben sich gewandt hat. Auch der ÖSV hätte mir angeboten ein Jahr zu pausieren um dann wieder einzusteigen. Nur war das für mich kein Thema mehr. Auch wegen meines Familienwunsches. Ich habe immer gesagt ich will nicht erst mit 35 Jahren das erste Kind bekommen und dadurch, dass sich die gesundheitliche Situation verschlechtert hat, ist die Entscheidung vor einigen Wochen gefallen zu sagen: Nein, es geht nicht mehr und ich freue mich auf einen neuen Lebensweg.

PK Kathrin Zettel

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Kathrin Zettel im Kreis ihrer Familie

noe.ORF.at: Welche Momente aus dem Ski-Weltcup werden Sie besonders vermissen?


Kathrin Zettel: Es werden sicher die Freunde sein, die Trainer, die ganzen internationalen Freundschaften die sich in den letzten Jahren gebildet haben - das wird mir sicher fehlen - die ganze Ski-Weltcup Familie. Ich werde sicher ein bisserl wehmütig im nächsten Winter zusehen.

noe.ORF.at: Wer waren so die besten Freundinnen oder kann man sagen Konkurrentinnen, mit wem haben Sie sich am besten im Weltcup verstanden?


Kathrin Zettel: Eine gute Freundschaft habe ich mit der Andrea Fischbacher gehabt, die ja leider auch zurückgetreten ist. Sie ist mit mir in den Weltcup gekommen. Wir haben uns da miteinander durchgeschlagen und so ist eine dicke Freundschaft entstanden.

noe.ORF.at: Was ist der Moment im Skiweltcup, wo Sie sagen: Darauf bin ich am meisten stolz.


Kathrin Zettel: Am meisten stolz bin ich sicher auf die Bronze-Medaille in Sotschi unter diesen schwierigen Umständen. Ich war hin und her gerissen zwischen dem Tod meiner Oma, war nicht ganz fit und es haben viele Faktoren gegen mich gesprochen. Dennoch das war sicher das Schönste, das ich in meiner Karriere erlebt habe.

noe.ORF.at: Die Heimrennen am Semmering, wie haben Sie es da geschafft diesem Druck standzuhalten? War das eine ganz große Stärke in ihrer Karriere mit Druck umzugehen?


Kathrin Zettel: Das waren ganz besondere Momente diese zwei Heimsiege am Semmering. Da war das Kribbeln immer sehr groß und es war wunderschön zu Hause in Niederösterreich, in meinem Heimatbundesland, Rennen zu fahren. Die Anspannung und die Nervosität war viel größer, aber auch der Rückhalt durch die Fans war sehr groß.

noe.ORF.at: Wie haben Sie eigentlich dem ganzen Druck durch die Presse, der Öffentlichkeit standgehalten, ihre Mutter hat mir gesagt, das ist so gar nicht die „Zettel“-Art.


Kathrin Zettel: Da hat sie sicher recht, es war für mich ein großer Lerneffekt, speziell am Anfang. Ich war relativ schnell erfolgreich und bin dann in eine Favoritenrolle geschlüpft oder gedrängt worden - und mit dem umzugehen war sicher kein Leichtes.

noe.ORF.at: War es für Sie auch ein großer Druck in die Fußstapfen einer Michaela Dorfmeister zu treten - um die niederösterreichische Skitradition fortzuführen. Haben Sie diesen Erwartungsdruck durch die Öffentlichkeit verspürt?


Kathrin Zettel: Die Michi war für mich immer ein enorm großes Vorbild. Es war genial, dass ich mit ihr gemeinsam Weltcup-Rennen fahren durfte, ich bin sogar einmal gemeinsam mit ihr in einem Zimmer gelegen - da sind für mich Träume wahr geworden.

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noe.ORF.at: Wie haben Sie sich eigentlich in der ÖSV-Familie aufgehoben gefühlt, zuletzt hatten ja die Diskussionen um Anna Fenninger für Unruhe gesorgt. Haben Sie eine gute Zusammenarbeit mit dem ÖSV gehabt, auch eine gute Basis mit Präsidenten Peter Schröcksnadel?


Kathrin Zettel: Für mich war es auf jeden Fall schwer in Ordnung. Der ÖSV hat mir auch gewisse Freiheiten gelassen. Ich habe die Möglichkeit gehabt am Hochkar gemeinsam mit dem Team oder alleine zu trainieren. Da war das Vertrauen groß und es hat auch immer gepasst. Mir hat das enorm viel gegeben zu Hause zu sein, auf meinem Hausberg zu trainieren und meistens sind dann auch gute Erfolge daraus entstanden.

noe.ORF.at: Der ÖSV hat bereits gesagt, er hätte Sie gerne wieder, eventuell als Trainerin. Für Sie ist das aber derzeit noch kein Thema, wie sehen denn ihre Zukunftspläne jetzt aus?


Kathrin Zettel: Zur Zeit bin ich in der Schwebe - die Entscheidung für den Rücktritt ist noch nicht lange gefallen, jetzt möchte ich die Zeit einmal genießen. Ich habe noch keinen Sommer gehabt wo ich keinen Trainingsplan gehabt hatte und es ist eigentlich einmal sehr, sehr gut freie Tage zu haben. Trotzdem - nebenbei wird ein Haus gebaut, ich bin dabei sesshaft zu werden und ich möchte mich auch beruflich weiter orientieren.

noe.ORF.at: Gibt es da schon bestimmte Richtungen was Sie gerne machen würden, oder ist es dafür noch zu früh?


Kathrin Zettel: Das ist noch zu früh. Es wäre super wenn ich etwas in meiner zukünftigen Heimat finden würde, das ist die Steiermark. Es steht auch die Familienplanung ins Haus, es sind viele aufregende Bereiche auf die ich mich freue.

noe.ORF.at: Die Liebe zu Göstling, zur Heimatgemeinde bleibt sie weiter aufrecht, nachdem Sie ja jetzt in ein anderes Bundesland ziehen, wie wird da die Verbindung mit den Eltern bleiben?


Kathrin Zettel: Die Verbindung bleibt sicher aufrecht. Göstling ist der Platz wo ich groß geworden bin, wo meine Karriere im Skiclub begonnen hat - das werde ich sicher nie vergessen.

Das Gespräch mit Kathrin Zettel führte Klaus Fischer, noe.ORF.at

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