Lotte Ingrisch feiert 85er mit neuem Buch

„Als ich merkte, dass ich gestorben bin“ heißt das neue Buch von Lotte Ingrisch. Der Titel hat aber nichts mit Ingrisch selbst zu tun - die Schriftstellerin, die in Weitra (Bezirk Gmünd) lebt, feiert nämlich am Montag ihren 85. Geburtstag.

Das aktuelle Buch der Schriftstellerin mit dem Titel „Als ich merkte, dass ich gestorben bin“, das im LangenMüller-Verlag erschienen ist, handelt von einem Berufskiller, der während eines Auftrags stirbt und fortan als Geist durch Wien wandelt.

Künstlerehepaar Einem-Ingrisch sorgte für Skandale

Lotte Ingrisch wurde am 20. Juli 1930 in Wien als Charlotte Gruber geboren. Von 1949 bis 1965 war sie mit dem Philosophen Hugo Ingrisch verheiratet und veröffentlichte in dieser Zeit unter dem Pseudonym Tessa Tüvari drei Unterhaltungsromane. Größeren Publikumserfolg erzielte sie mit ihren eingängigen Theaterstücken, meist Einaktern, darunter „Damenbekanntschaften“ und die im Wiener Akademietheater aufgeführten „Vanillekipferln“. Mitte der 1960er Jahre lernte sie den Komponisten Gottfried von Einem kennen, den sie 1966 heiratete.

Im Mai 1980 kam ein gemeinsames Werk des Künstlerpaars auf die Bühne: Die Mysterien-Oper „Jesu Hochzeit“ löste bei ihrer Uraufführung im Theater an der Wien wegen „blasphemischer Textstellen“ einen Skandal aus. Das „gotteslästerliches Libretto“ war laut Franz Fuchs auch der Grund, warum der Attentäter 1996 eine Briefbombe an die Verfasserin schickte - allerdings irrtümlich an eine ehemalige Wohnadresse.

Lotte Ingrisch

ORF/Bernd Matschedolnig

Die Schriftstellerin Lotte Ingrisch feiert am Montag ihren 85. Geburtstag

Bekannt für esoterische und „übersinnliche“ Texte

Die bereits in „Jesu Hochzeit“ vertretene Idee der Einheit von Leben und Tod manifestierte sich in weiterer Folge in Ingrischs esoterischen, sehr persönlichen Texten der 1980er Jahre, dem Bestseller „Reiseführer ins Jenseits“ (1980), dem „Nächtebuch“ (1986) und vor allem dem „Donnerstagebuch“ (1988), das ihr, so erklärte sie, vom 1986 verstorbenen Wiener Stadtrat Jörg Mauthe „aus dem Jenseits diktiert worden“ sei. Wegen der namentlichen Nennung Mauthes auf dem Cover des Buches reichte der Sohn des Verstorbenen Klage ein.

1990 wurde im Wiener Ronacher Einems und Ingrischs Kinderoper „Tulifant“ uraufgeführt, und 1998 hob die Wiener Kammeroper das letzte gemeinsame Bühnenwerk, „Luzifers Lächeln“, aus der Taufe. Dass man auch über dem Sterben nicht den Humor verlieren muss, postulierte Ingrisch, die auch Lyrik, Fernseh- und Hörspiele verfasst hat, in dem Buch „Der Himmel ist lustig. Jenseitskunde oder Keine Angst vorm Sterben“ (2003). Verscherzt, zumindest mit einer Reihe etablierter Wissenschafter, hat sie es sich allerdings mit dem wissenschaftlichen Anspruch ihrer 2004 erschienenen „Physik des Jenseits“.

Lotte Ingrisch spricht mit Hexen und Toten

1993 gründete die Grenzgängerin eine „Schule der Unsterblichkeit“, um den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen: „Sterben für Anfänger“, „Sterben für Fortgeschrittene“ und „Gespenster-Knigge“ lauten Auszüge aus dem Kursprogramm. Ingrisch unterhält sich laut eigenen Angaben nicht nur mit Hexen, Hausgeistern, Feen und Engeln, sondern auch mit ihrem 1996 verstorbenen Mann. Ihre Dialoge mit Einem gab sie 1997 unter dem Titel „Ratte und Bärenfräulein - Die Jenseitsreise des Gottfried von Einem“ heraus.

Dem Gedenken ihres Mannes und der Pflege seines Werks widmet Ingrisch sich auch mit der Gottfried-von-Einem-Stiftung. Sie schenkte das Haus in Oberdürrnbach, in dem Einem seinen Lebensabend verbracht hatte, der Gemeinde Maissau (Bezirk Hollabrunn). Seit 1999 ist die Gedenkstätte zudem Schauplatz der jährlichen Gottfried von Einem-Tage.

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