Frequency: Arbeitsreiche Nacht für Sanitäter

Während beim Frequency in St. Pölten am Freitag nicht nur The Prodigy den Fans „eingeheizt“ haben, ist die Nacht für die Einsatzkräfte „arbeitsreich, aber ruhig“ verlaufen: 300 Versorgungen mussten durchgeführt werden.

Mit Stand Samstag 7.00 Uhr hielt man bei 960 Fällen seit Festivalbeginn - vorwiegend kleine Schnittwunden, Prellungen, Verstauchungen, Frakturen und Unterkühlungen, die an den Stützpunkten am Gelände behandelt wurden. Lediglich 50 Patienten mussten zur Abklärung bzw. weiteren Behandlung ins Spital gebracht werden.

„Wie eine Familie“

Samstag früh taten 75 Sanitäter und zwei Notärzte Dienst. Ab 13.00 Uhr, zum Start der Musik-Events am dritten Festivaltag, würden die Mannschaften auf 120 Sanitäter und drei Notärzte aufgestockt. „Es ist wie eine Familie, jährlich treffen sich hier nahezu dieselben Leute, um mitzuhelfen,“ sprach die leitende Notärztin Gabriele Leister von einem „topmotivierten“ Team an allen Positionen.

Die Polizei registrierte beim heurigen Frequency in St. Pölten - neben diversen Handydiebstählen - „relativ viele“ aufgeschlitzte Zelte, aus denen Wertsachen gestohlen wurden. Drei Verdächtige seien festgenommen worden, sagte Stadtpolizeikommandant Franz Bäuchler am Samstag. Das Sicherheitskonzept für das Festival bewähre sich.

Feiner Soul, bockiger Rock und kantenlose Hymnen

Soul vom Feinsten gab es am Freitagabend auf der Green Stage am FM4 Frequency Festival in St. Pölten. Der hochgelobte UK-Sänger Kwabs stellte zu fortgeschrittener Stunde Songs aus seinem am 11. September erscheinenden Album „Love + War“ (Warner) vor. Auf der Space Stage verursachten davor und unterdessen Simple Plan und The Wombats die ersten Massenaufläufe am zweiten Veranstaltungstag.

Kwabs brachte die richtige Mischung aus chilliger Atmosphäre und Power. Angetrieben von coolen Drums konnte man zu jeder Nummer - der Hit „Walk“ fehlte nicht - tanzen. Nun war es endlich dicht gedrängt vor der zweiten großen Bühne. Dort fühlte sich Kwabs sichtlich wohl. „Ich habe immer gerne vor Leute gesungen - egal ob vor zehn oder Tausenden. Für mich ist das was Natürliches. Bei den Auftritten vermittle ich die Botschaft der Lieder auf eine noch berührendere Art“, sagte der 25-jährige Londoner im Interview mit der Austria Presse Agentur (APA). Dass er, obwohl das Debüt noch gar nicht im Handel ist, einen Top-Slot beim Festival zugesprochen bekam, schraubte die Erwartungen hoch. „Eine interessante Herausforderung. Aber ich bin kein Grübler, ich geh lieber voller Freude auf die Bühne und will mein Bestes geben.“

The Prodigy

Franz Reiterer / FM4

The Prodigy

The Prodigy immer noch bissig

Der Nebel waberte, die Bühne war in rotes Licht getaucht, Keith Flint stand wie ein Hardcore-Punk-Sänger mit einem Bein auf einem Monitor und brüllte ins Mikro: „Run With The Wolves“. Das sind The Prodigy wie sie Fans seit den 90er-Jahren lieben: bissig. In der Nacht auf Samstag türmten die Briten am Frequency Festivals wieder einmal ihre Breakbeats, Drums, Gitarren und Animationsgesänge auf.

Mastermind Liam Howlett hatte anlässlich der Veröffentlichung des neuen Albums „The Day Is My Enemy“ (Universal) seinen Unmut über Star-DJs laut geäußert, die Datenträger in die Anlage stecken und sich dann auf das Armeschwänken als „Show“ beschränken. Bei The Prodigy gilt live tatsächlich als live: Howlett sampelte, zerstückelte, baute auf, riss nieder, begleitet von Schlagzeug und einer Gitarre, angetrieben von den beiden Animateuren, Tänzern, Sängern und Schreihälsen Flint und Maxim Reality. Ersterer durfte natürlich zündeln („Firestarter“), letzterer die Hits „Breath“, „Voodoo People“ und natürlich „Smack My Bitch Up“ einpeitschen.

Festivalbesucher am Freitagnachmittag

Als Alternative zu den elektronischen Klängen boten sich auf der Green Stage The Offspring an. Zunächst holperte der Punkrock-Express ein wenig, beim Opener „You’re Gonna Go Far, Kid“ wollte der Sound nicht recht mitspielen. Mit Fortdauer, spätestens bei „Why Don’t You Get A Job“, ging es dann ordentlich ab - bei Band und Publikum. Rotzige Riffs, satte Drums, dynamischer Gesang: „Want You Bad“ und „Pretty Fly (For A White Guy)“ fetzten. „Fucking amazing“, fasste es Frontman Bryan „Dexter“ Holland zusammen.

Frittenbude löste Kommen und Gehen aus

Vor dem Österreich-Debüt von Kwabs war bei Frittenbude vor der Green Stage ein Kommen und Gehen. Allerdings kamen mehr als gingen und so spielte die Elektropunk-Band aus Deutschland doch noch vor einer adäquaten Ansammlung an Menschen. „Ich zähle bis drei und dann macht jeder Lärm für sein eigenes Leben“: Während die ersten Reihen die Wahl-Berliner hochleben ließen, wurde es nach hinten immer ruhiger. Auch ein Remix von „Killing In The Name Of“ (Rage Against The Machine) konnte daran nichts ändern und so blieben die im Gras sitzenden Zuhörer weiter bewegungslos - die eingefleischten Fans ganz vorne feierten dafür umso mehr. Songtechnisch bekam das Publikum einiges vom 2012 erschienen Album „Delfinarium“ zu hören sowie eine Kostprobe vom heute erschienenen „Küken des Orion“.

Zum Nachsehen: Die Bands vom Donnerstag

Ausgelassene Stimmung herrschte vor der Space Stage bei Wombats und Simple Plan, nachdem das Folk-Duo Dawa aus Wien aufhorchen hat lassen. The Wombats brachten hymnenhaften, aber auch aalglatten Britpop, Simple Plan ebenso hymnenhaften und kantenlosen Poprock. Dass die Kanadier durchwegs auch auf altes Songmaterial setzen, kam beim wohl auch langsam in die Jahre kommenden Frequency-Publikum gut an.

Nackte Menschen als Teil der Inszenierung

Eine sehr starke Darbietung, wenn auch etwas unter Ausschluss der Öffentlichkeit, zogen The Last Internationale als Trio auf der Weekender Stage ab. Zu Beginn sang Delila Paz, die dann auch Bass spielte, eine pure Blues-Nummer ohne Begleitung. Anschließend feuerte Edgey Pires schwindelerregende Gitarrensalven ab, die Formation rockte und bockte, am Ende begleitet von einem Rudel nackter Menschen, Teil einer Inszenierung. Nur mit ihrem Sendungsbewusstsein hatten The Last Internationale wenig Erfolg. „Wir wollen dem Volk eine Stimme geben“, sagte Pires und warf ein Mikro ins Publikum. Doch statt Frust rauszulassen, schafften es einige bloß „Rock and Roll!“ und „Frequency!“ zu grölen.

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