bauMax: Hunderte Arbeitsplätze wackeln

Wie viele bauMax-Arbeitsplätze durch den Verkauf an Obi und Supernova verlorengehen, ist weiterhin ungewiss. Vor allem die Jobs in der Zentrale der Baumarktkette in Klosterneuburg sind akut gefährdet.

Die finanziell angeschlagene Baumarktkette war auch am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar, berichtete die Austria Presse Agentur (APA). Bei Obi hieß es, man kommentiere „Gerüchte“ nicht. Laut APA ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter von bauMax bereits beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet worden sind. Laut „Kurier“ sollen 1.100 Männer und Frauen betroffen sein. Unter den zur Kündigung angemeldeten Beschäftigten seien auch 72 Lehrlinge, hieß es Montagabend in der Onlineausgabe der Tageszeitung. Das AMS gibt dazu „aus Gründen der Vertraulichkeit“ noch keinen Kommentar ab.

Zentrale: Reduktion auf 35 Mitarbeiter

Unterdessen wurde am Montagnachmittag bekannt, dass der Mitarbeiterstand in der Zentrale von bauMax bis 2016 von 280 auf 35 reduziert werden soll. Die Filiale in Klosterneuburg werde erhalten bleiben, sagte Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) unter Hinweis auf Informationen von CEO Michael Hürter.

Neben den Einzelschicksalen jener, die den Job verlieren, bedeute der starke Wegfall an Arbeitsplätzen für die Stadt, dass rund eine halbe Million Euro an Kommunalsteuern entfallen werden. Das müsse nun budgetmäßig geplant werden, so der Bürgermeister gegenüber der APA.

Märkte von Deutschland aus betreut

Auch die Gewerkschaft hält sich zurück, unter anderem weil es bei bauMax de facto keinen Betriebsrat gibt. Nur in drei Baumärkten im Burgenland, der Steiermark und Kärnten gebe es eine entsprechende Belegschaftsvertretung, so Gewerkschafter Peter Stattmann von der GPA-djp.

Der Konzernbetriebsrat von Obi-Deutschland geht davon aus, dass es in den Märkten, die übernommen werden, keinen Stellenabbau geben wird. Allerdings habe Obi schon in der Vergangenheit die Länderzentralen außerhalb Deutschlands restrukturiert. Es sei daher naheliegend, dass die Märkte künftig von Deutschland aus betreut werden, so der deutsche Obi-Betriebsratschef Bernhard Groening am Montag zur APA.

Die Österreichzentrale der deutschen Baumarktkette OBI aufgenommen am Freitag, 25. April 2014, in Wien-Landstraße

APA/Herbert Neubauer

Obi hat im Vorjahr seine Österreich-Zentrale deutlich abgespeckt. 73 der 118 in der Zentrale in Wien beschäftigten Mitarbeiter wurden damals beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet. Laut Insidern soll das Closing, also der endgültige Abschluss des Deals, im Oktober erfolgen. Erst danach, wenn die Übernahme abgeschlossen ist, sollen Medien und Öffentlichkeit informiert werden, die Mitarbeiter hingegen wissen in groben Zügen schon Bescheid.

Hintergrund der Geheimniskrämerei seien unter anderem die enorme Komplexität der Transaktion und verschachtelte Konstruktionen, teilweise seien die Baumärkte nur Superädifikat, stünden also auf fremden Grundstücken, heiß es von informierter Seite zur APA.

Für jene rund 30 Märkte und deren Mitarbeiter, die Obi nicht fortführen will, soll es noch „berechtigte Hoffnung“ geben. Laut Medienberichten haben die Mitbewerber Bauhaus und Hornbach Interesse. Hornbach-Sprecher Florian Preuß dämpfte aber die Erwartungen. Auch in Deutschland habe Hornbach nach der Pleite von Praktiker und Max Bahr nur sechs Filialen übernommen. Man wolle zwar wachsen, aber nicht um jeden Preis.

Übernahme von Kartellbehörden abhängig

Die bauMax-Übernahme durch Obi hängt noch von der Zustimmung der Kartellbehörden ab. Wegen der Wettbewerbssituation rechnen Kartellexperten mit Auflagen. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) kündigte bereits eine rasche Entscheidung an. Bis Montagmittag war der Zusammenschluss bei der BWB aber noch nicht formal angemeldet, bei der EU-Kommission in Brüssel hingegen liegt laut „Manager Magazin“ bereits seit längerem ein Genehmigungsantrag vor.

In der „Presse“ sagte BWB-Chef Theodor Thanner kürzlich, bei der Prüfung auch die Arbeitsplätze im Auge zu haben. Durch Obi sind laut „Kurier“ zumindest 2.800 der 3.800 österreichischen bauMax-Stellen gesichert. Obi gehört mehrheitlich zum deutschen Handelskonzern Tengelmann und ist am Heimatmarkt Deutschland nach eigenen Angaben mit 353 Standorten Marktführer. Die europaweit mehr als 500 Märkte erzielten 2014 einen Umsatz von rund 6,7 Mrd. Euro.

Baumax-Schild

APA/Herbert Pfarrhofer

Seit Freitag ist der Kaufvertrag für etwa 70 von 106 bauMax-Standorten in Österreich, Slowakei, Slowenien und Tschechien unterschrieben. In Österreich kauft der Grazer Fachmarktbetreiber Supernova einen Großteil der Baumärkte und vermietet sie an Obi weiter. Laut „Kurier“ soll der am Freitagabend unter Dach und Fach gebrachte Deal fünf bauMax-Filialen in Tschechien, 14 Märkte in der Slowakei, zwei in Slowenien und 49 Standorte in Österreich umfassen.

Noch keine Zahlen für das Geschäftsjahr 2014

Supernova-Chef Frank Albert hatte am Sonntag als Erster die Übernahme bestätigt. „Wir sind die zukünftigen Vermieter“, sagte er zur APA. Die Medienberichte würden grundsätzlich stimmen. Details nannte er aber unter Verweis auf umfassende Stillschweigevereinbarungen nicht.

Die Heimwerkerkette bauMax hatte sich ab 1992 bei der Expansion in Osteuropa überhoben. Die Wirtschaftskrise hatte die Verluste dann in die Höhe schießen lassen. Im Jahr 2013 hat bauMax einen Verlust von 189 Millionen Euro erlitten. 2012 lag das Minus bei 126 Millionen Euro und im Jahr 2011 bei 47 Millionen Euro. Für 2014 liegen noch keine Zahlen vor.

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