Heuras fordert mehr Schulautonomie

Johann Heuras ist am Donnerstag offiziell zum Amtsführenden Präsidenten des Landesschulrates für Niederösterreich ernannt worden. Der 57-Jährige fordert mehr Schulautonomie und mehr Kompetenz für die Bundesländer.

Das Kollegium des Landesschulrats bestätigte ihn einstimmig. Der 57-jährige Heuras folgt Hermann Helm nach, der in den Ruhestand tritt. Heuras, bisher ÖVP-Landtagsabgeordneter und Zweiter Landtagspräsident, verfügt über viel Erfahrung im Bildungsbereich: Er ist ausgebildeter Pädagoge und war viele Jahre lang als Lehrer tätig.

30 Jahre Lehrer, 25 Jahre Politiker

Johann Heuras besuchte das Stiftsgymnasium in Seitenstetten (Bezirk Amstetten) und studierte Mathematik, Geschichte und Physik in Wien. Ab 1981 unterrichtete er an der HTL in Waidhofen an der Ybbs.

Johann Heuras Präsident des Landesschulrates

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Johann Heuras war von 2009 bis 2011 Landesrat für Jugend, Bildung und Sport

Er wurde 1991 für die ÖVP Mitglied des Gemeinderates in St. Peter in der Au (Bezirk Amstetten) und übernahm 1995 das Amt des Vizebürgermeisters. Von 1997 bis zu seiner Wahl in die Landesregierung im Februar 2009 war Heuras Bürgermeister seiner Heimatgemeinde.

Heuras war von 1998 bis 2009 Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag. Am 26. Februar 2009 wurde er in die Landesregierung gewählt. Er übernahm das Ressort Jugend, Bildung und Sport. Im April 2011 schied er aus der Regierung aus, ging in den Landtag zurück und wurde zu dessen Zweiten Präsidenten gewählt.

Heuras will „Reform mit Nägeln mit Köpfen“

Als neuer Präsident des Landesschulrates möchte er seine Erfahrung als Lehrer einbringen und die Bildungspolitik im Sinne der Kinder und Jugendlichen gestalten, wie er sagt. Johann Heuras war am Donnerstag bei Moderator Thomas Birgfellner Studiogast in „NÖ heute“.

Das wohl wichtigste Thema für Sie in den nächsten Monaten wird die Bildungsreform sein, seit langem umstritten. Was sind denn dabei die wichtigsten Punkte, die Ihrer Meinung nach umgesetzt werden müssen?

Johann Heuras: Das Wort „Bildungsreform“ verfolgt uns jetzt schon seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten. Daher wäre es gut, wenn es einmal zu Ende kommen würde, und wir wirklich eine Reform mit Nägeln mit Köpfen machen könnten. Entscheidend für mich ist die Frage der Verantwortung. Diese ganze Diskussion um die Schulreform hat die Schulen und die Bildungslandschaft in Niederösterreich sehr verunsichert, das verunsichert auch die Pädagoginnen und Pädagogen. Das ist nicht vernünftig und nicht gut. Ich möchte hier wieder mehr Motivation für die Lehrerinnen und Lehrer hineinbringen und klare Verantwortlichkeiten geschaffen haben.

Johann Heuras im Gespräch mit Thomas Birgfellner

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Johann Heuras (l.) am Tag seiner Ernennung zum Präsidenten des Landessschulrates im „NÖ heute“-Studio bei Thomas Birgfellner

In Sachen Verantwortung wird auch gefordert, dass der Bund die Bildungsstandards vorgibt und sie die Länder dann ausführen. Ist das auch in Ihrem Sinn?

Johann Heuras: Das ist ein durchaus vernünftiger Vorschlag. Der Bund kann Lehrpläne, Ziele und Standards vorgeben, aber Ausführung, Durchführung, Finanzierung und Organisation den Ländern zu lassen und jenen zu überlassen, wo tatsächlich auch die Frage der Bildung auftritt. Es nämlich draußen am Standort, also regional und durch die Länder beantworten zu lassen, ist näher am Kind. Es ist vernünftiger, weil eine Frage in der Südsteiermark anders beantwortet werden muss als im Burgenland, im Waldviertel oder im Wiener Ballungsraum.

Im Gespräch ist auch immer wieder eine Gesamtschule, also eine gemeinsame Schule für die Sechs- bis 14-Jährigen. Was würde das für die Zukunft des Gymnasiums bedeuten?

Johann Heuras: Die Gesamtschule ist jetzt nicht mein Thema, das wird die Zukunft zeigen, wie der Gesetzgeber hier entscheidet. Das eine sind die Organisation und Struktur: Wir haben in Europa Gesamtschulen, die funktionieren, und welche, die nicht funktionieren. Wir haben differenzierte Schulformen, die funktionieren, und welche, die nicht funktionieren. Daher geht es mir nicht so sehr um Struktur und Organisation, sondern entscheidend für mich im Bildungsbereich ist die Lehrerpersönlichkeit, die gilt es zu stärken.

In diesem Zusammenhang gibt es auch Pilotprojekte, zum Beispiel in der Steiermark, wo die Schulen stärker in die Entscheidung eingebunden sind, welche Lehrer dort beschäftigt werden. Ist das etwas, was Sie auch für Niederösterreich forcieren?

Johann Heuras: Ja, selbstverständlich, wir brauchen im Bildungsbereich klare Verantwortlichkeiten, das würde die Qualität fördern. Definieren wir klar die Verantwortung des Bundes, der Länder und der Schulen. Je höher die Verantwortung, desto höher die Qualität, die dort erreicht wird. Daher bin ich durchaus für mehr Schulautonomie direkt am Standort, um diese Frage der Verantwortlichkeit auch klar zu definieren.

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