Halloween: Eine wilde oder eine stille Nacht

Auch wenn Halloween eigentlich ein ur-europäisches Fest ist, so sollte man auch auf Allerheiligen nicht vergessen, empfiehlt der Psychologe und Priester Herbert Weissensteiner aus Hoheneich (Bezirk Gmünd).

Halloween wird mittlerweile auch in Österreich häufig und gerne gefeiert, und Herbert Weissensteiner hat auch Verständnis dafür: „Es ist eine Gaudee, mit der man die dunkle Zeit überwinden möchte“, sagt der 64-jährige Waldviertler.

„Masken machen stark“

Vor allem die Jugend könne sich für Halloween begeistern, ganz einfach, weil es ein vergleichsweise neues Fest sei. Wobei Weissensteiner einschränkt: Auch in Österreich gäbe es viel Brauchtum rund um Maskierungen in der dunklen Jahreszeit - Stichwort Perchtenläufe oder auch den Beginn des Faschings am 11. November.

Masken zu Halloween

APA/dpa/Stephanie Pilick

Der Wunsch, sich im Winter zu verkleiden, sei für den Psychologen verständlich: „Man macht sich Masken, um stärker zu werden. Man wird selbst ein Geist und hat dadurch mehr Kraft gegenüber den unbekannten Geistern, vor denen man Angst hat“, erklärt der Psychologe.

Zur Person: Dr. Herbert Weissensteiner ist Jahrgang 1951 und lebt in Hoheneich (Bezirk Gmünd), er praktiziert seit 35 Jahren als Psychologe und wurde im Frühjahr 2015 zum Priester geweiht. In dieser Funktion arbeitet er in einem Pfarrverband in Harbach (Bezirk Gmünd).

„Halloween ist ein Spiel“

Als katholischer Priester ist er allerdings kein Freund von Halloween. „Es bringt den Kindern die Wahrheit nicht näher, sondern es ist ein Spiel. Aber die Wahrheit ist nun einmal, dass sich die Natur im Herbst verändert. Das Leben zieht sich in die Wurzeln zurück. Und deshalb ist es auch für den Menschen die Zeit, sich auf seine Wurzeln zu besinnen, den Sinn des Lebens bewusst zu hinterfragen.“ Mit dem Ritual des Friedhofbesuches dürfe Allerheiligen aber nicht abgeschlossen sein, sagt Weissensteiner.

Den Grund, warum der Gedanke an den Tod mittlerweile ein so großes Tabu in unserer Gesellschaft sei, sieht er in der Entwicklung unserer Gesellschaft. „Sterben ist Loslassen und Loslassen ist in unserer Gesellschaft schwierig geworden. Wir sind eine ‚Haben‘-Gesellschaft geworden.“ Wir wollen mehr Besitz und Kontrolle haben, und nicht und nichts loslassen. Schon gar nicht das eigene Leben.

Die Rituale wieder mehr der Zeit anpassen

„Der Tod ist angstbesetzt, weil der Glaube schwindet. Früher war der Glaube da, um Frieden zu finden, auch mit dem Gedanken an den eigenen Tod. Aber dieser Glaube schwindet, und damit auch die Möglichkeit, mit dem Tod Frieden zu schließen,“ erläutert der Psychologe und Priester im Gespräch mit noe.orf.at. So komme es zu einem seelischen Chaos, und dem Chaos weiche der Mensch auf die altbewährte Methode - durch Flucht - aus, er feiert Halloween.

Halloween Kürbisse

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Weissensteiner rät, die Rituale wieder mehr der Zeit anzupassen. Nicht nur Friedhofsbesuche, sondern auch die Dunkelheit im Wald zu erleben, Einsamkeit und Ruhe, aber auch Geborgenheit zu Hause zu spüren, und sich dafür auch ganz bewusst Zeit zu nehmen. Umzüge mit Laternen, etwa zu Martini, seien für Kinder eine Möglichkeit, der Dunkelheit etwas entgegenzusetzen. Abgesehen davon könne man dabei die Bedeutung des Lichtes in der Dunkelheit erleben, und das sei ja wiederum auch ein religiöses Symbol, so der Priester.

Fakten zu Halloween: (K)ein keltisches Fest

Auch wenn immer wieder betont wird, Halloween habe sich aus dem keltischen Samhain, dem Fest der Toten, entwickelt, so halten dies jüngste Forschungen laut online-Enzyklopädie Wikipedia für unwahrscheinlich, halten sogar den keltischen Totengott Samhain für eine Erfindung des Christentums.

Faktum ist: Halloween ist ein Re-Import aus Amerika, das Fest stammt aus Europa. „All Hallows Eve“, also der Allerheiligen-Abend, gab ihm seinen Namen. In Irland entstand die Sage des Bösewichts Jack Oldfield, der nach einem Handel mit dem Teufel aus der Hölle entkommen ist. Weil ihm die Himmelstür aber auch verschlossen blieb, muss er seither zwischen Himmel und Hölle umherwandern - mit einer ausgehöhlten Rübe, in der ein Stück Höllenglut brennt.

„Trick or Treat“ im Mittelalter

Im elften Jahrhundert buken die Iren am Allerseelentag kleine Kuchen mit Ribiseln, die an die Bettler verteilt wurden. Diese versprachen im Gegenzug, für die Seelen der Verstorbenen zu beten. Vermutlich war diese Tradition der Vorläufer des heutigen Kinderbrauchs, mit dem Spruch „Süßes oder Saures“ um die Häuser zu ziehen und Süßigkeiten zu erbetteln.

Friedhof Grabkreuz

APA/Georg Hochmuth

Fakten zu Allerheiligen: Eine christliche Erfindung

Das kirchliche Hochfest Allerheiligen fand ursprünglich am ersten Sonntag nach Pfingsten statt. Im vierten Jahrhundert wurde es in der Ostkirche eingeführt, weil es wegen der steigenden Zahl von Heiligen unmöglich wurde, jedes einzelnen an einem bestimmten Tag zu gedenken.

In Rom wurde 609 das Pantheon zur Allerheiligenkirche geweiht. Das Fest, urspünglich am Freitag nach Ostern, wurde dann 100 Jahre später auf den 1. November verlegt. „Ende des zehnten Jahrhunderts kam dann Allerseelen hinzu, ein Gedenktag aller Verstorbenen, die sich noch im Fegefeuer befinden und die volle Gemeinschaft mit Gott noch nicht erreicht haben“, kann man bei Wikipedia nachlesen.

Ursula Köhler, noe.orf.at

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