Schwere Zeiten für den Handballmeister

Jahrzehntelang war Hypo Niederösterreich das Aushängeschild im Damen-Handball, jetzt verblasst der Glanz. In der Champions League sind die Südstädterinnen chancenlos, Siege in der Meisterschaft sind keine Selbstverständlichkeit mehr.

Der 4. November 2015 ging als einer der wenigen schwarzen Tage in die Vereinsgeschichte ein. Gegen Korneuburg gab es die erste Meisterschafts-Niederlage seit 22 Jahren oder umgerechnet 384 Spielen. Österreichweit wird Hypo Niederösterreich dennoch wohl das Maß der Dinge bleiben. International haben die Südstädterinnen den Anschluss aber schon verloren.

Ex-Manager Gunnar Prokop: „Der Nimbus ist vorbei!“

In der Champions League verlor man in dieser Saison alle fünf Spiele, darunter gab es ein 16:37 gegen Györ – die höchste Niederlage in der Königsklasse der Vereinsgeschichte. Der ehemalige Manager und Meistermacher der Südstädterinnen, Gunnar Prokop, sieht die Entwicklung der Mannschaft „mit zwei weinenden Augen“ und den „Nimbus“ Hypo Niederösterreich am Bröckeln. „Das ist nicht mehr nur am Bröckeln, das ist vorbei. Der Nimbus war nicht nur europaweit, sondern wir hatten Einladungen aus der ganzen Welt – Korea, Japan, Brasilien, China, USA – wir waren überall bekannt!“

Hypo NÖ in der Südstadt

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Die Mannschaft muss sich an das Verlieren erst gewöhnen

Doch die Zeiten änderten sich: Hypo Niederösterreich stehen längst nicht mehr die finanziellen Mittel von damals zur Verfügung, der Kader ist nicht mehr mit Superstars gespickt. „Früher hatten wir eine Profimannschaft, jetzt ist es eine Amateurmannschaft“, beschreibt Trainer Feri Kovacs die Lage. „Wir trainieren nicht viel mehr als andere Mannschaften. Nach dem Training gehen die Spielerinnen arbeiten oder studieren oder arbeiten und studieren. Es ist eine Frage des Geldes, und das ist viel weniger als früher. Und wenn du weniger Geld hast, musst du andere Wege gehen“, so Kovacs.

Obmann Haidvogel: „Wollen österreichischen Weg gehen!“

Und dieser Weg führt bei Hypo Niederösterreich über die Jugend. Noch stehen allerdings sehr viele ältere Spielerinnen im Kader der ersten Mannschaft. Das soll sich in den kommenden Monaten ändern. Schritt für Schritt soll das Team verjüngt werden, und sollen Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft aufrücken. Dass der internationale Erfolg damit vorerst auf der Strecke bleibt, ist Obmann Gerhard Haidvogel bewusst: „Die jungen Spielerinnen müssen erstmals wirklich Verantwortung übernehmen und das geht einmal besser, einmal nicht so gut. Aber wir wollen auf diesem Weg bleiben. Wir wollen den österreichischen Weg gehen.“

Hypo Südstadt Handball Damen

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Damals waren die Zeiten für Hypo noch besser...

Ob Hypo eines Tages wieder an die Erfolge von früher anschließen wird können, traut sich Obmann Haidvogel nicht zu sagen. „Der Erfolg in Österreich wird nicht ausbleiben. Wir werden Meister werden, wir werden Cupsieger werden. Ob es dann in zwei, drei oder fünf Jahren wieder dafür reicht, in die Champions-League-KO-Phase zu kommen oder in ein Final-Four, das wird die Zeit zeigen“, meint der Obmann.

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at

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