Weibliche Karikatur und Comics in Krems

Das Karikaturmuseum Krems zeigt Werke von zwei Zeichnerinnen verschiedener Generationen: Marie Marcks ist die Doyenne der deutschen Cartoon-Szene, Comic-Künstlerin Barbara Yelin ist aktuell Artist in Residence in Krems.

Marie Marcks verstarb im Vorjahr, ihr ist - laut Aussendung des Hauses erstmals nach 30 Jahren in Österreich - eine umfangreiche Schau gewidmet. Parallel dazu gibt es die Personale Barbara Yelin (geboren 1977 in München). Beide Ausstellungen sind bis zum 14. Februar 2016 zu sehen.

Bedeutendste deutsche Karikaturistin

„Die Zukunft in Comic und Karikatur ist weiblich. Deshalb fördern wir seit Jahren konsequent Frauen in Personalen, Themenausstellungen und im Artist-in-Residence-Programm des Landes Niederösterreich“, meinte Direktor und Kurator Gottfried Gusenbauer anlässlich der Eröffnung der beiden Schauen am Samstag. Rund 70 Exponate belegen das Schaffen der im Dezember 2014 im Alter von 92 Jahren verstorbenen, bedeutendsten deutschen Karikaturistin, Grafikerin und Buchautorin. Marcks habe über fünf Jahrzehnte gesellschaftspolitische und feministische Themen analysiert und Statements für Friedensarbeit, Umweltschutz und Menschenrechte abgegeben.

Männerdomäne in den 60ern durchbrochen

Die gebürtige Berlinerin lebte vorwiegend in Heidelberg. Nach einer Ausbildung an der Kunstschule und einigen Semestern Architektur-Studium arbeitete sie als selbstständige Kunstschaffende. Den Beginn markierten in den 1950er-Jahren Plakate für Jazz- und Film-Klubs oder Veranstaltungen der US-Armee. Einflüsse von Pablo Picasso, Jean Cocteau und der expressionistischen Druckgrafik seien dabei klar erkennbar. 1958 gestaltete sie grafisch den bundesdeutschen Beitrag auf der Weltausstellung in Brüssel.

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Karikaturmuseum Krems: Ausstellungen zu Marie Marcks und Barbara Yelin, 29. November 2015 bis 4. Februar 2016

Anfang der 1960er-Jahre begann Marie Marcks politische Karikaturen zu veröffentlichen und durchbrach damit eine Männer-Domäne. Sie zeichnete - schwarz-weiß oder mit Buntstift, oft kamen Sprechblasen dazu - u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“, „Stern“, „Spiegel“ und die Satirezeitschriften „Titanic“ und „pardon“. Sie schöpfte auch aus ihren Erfahrungen als Mutter von fünf Kindern und Alleinerzieherin. Ihre autobiografischen Aufzeichnungen aus dem Familienalltag seien ein wichtiges Votum für die Gleichstellung der Frau in Beruf, Gesellschaft und Familie, so Gusenbauer.

Originale aus Comic-Roman „Irmina“

Barbara Yelin hat sich laut dem Karikaturmuseum mittlerweile an die Spitze der Graphic Novel-Szene gezeichnet. Zu sehen sind 55 Arbeiten, darunter Originalzeichnungen aus ihrem mehrfach ausgezeichneten Comic-Roman „Irmina“, für dessen deutsche Ausgabe sie den bayrischen Kunstförderpreis 2015 in der Sparte Literatur erhielt. Zudem gibt es Einblicke in ihre Sketchbooks, auf diversen Reisen erstellte Comic-Tagebücher, und eine digitale Präsentation im Filmkabinett.

Yelin studierte Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. 2010 entstand in Zusammenarbeit mit Autor Peer Meter der Comicroman „Gift“ über einen historischen Kriminalfall, 2011/12 zeichnete sie den täglichen Comicstrip „Riekes Notizen“ für die Frankfurter Rundschau und war Gastprofessorin für Graphic Novels in Saarbrücken. Als Comic-Künstlerin arbeitete Barbara Yelin u.a. für das Goethe-Institut, von 2005 bis 2013 war sie Mitherausgeberin und Zeichnerin des von Frauen gestalteten Comicmagazins „Spring“.

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