Weberei kämpft sich nach Konkurs zurück

Die Textilindustrie im Waldviertel steckt seit Jahren in der Krise. In Frühwärts (Bezirk Waidhofen an der Thaya) gibt es allerdings auch gute Nachrichten: Die einst älteste Frottierwarenfabrik Österreichs schreibt wieder schwarze Zahlen.

Frühwärts ist eine kleine Gemeinde im nördlichen Waldviertel mit 250 Einwohnern, sie liegt etwa 15 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt. Am Ortsrand von Frühwärts befindet sich ein zitronengelb gefärbtes Gebäude: die älteste Frottierwarenfabrik Österreichs, Wirtex.

Im Websaal laufen die Maschinen wieder, es gibt genug Arbeit. Das war aber nicht immer so. Die Zukunft der Firma hing an einem seidenen Faden. Im Jänner 2013 erfuhr Wirtex-Geschäftsführer Rudolf Strobl vom Konkurs des Traditionsunternehmens. „Es gibt ein Sprichwort: ‚Wenn du glaubst, dass du etwas kannst und wenn du glaubst, dass du etwas nicht kannst - alles ist möglich‘. Aus diesem Grund habe ich mir angesehen, was in diesem Bereich noch möglich ist. Man braucht nur Ideen und Umsetzungskraft“, so Strobl.

Weberei Wirtex

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Die einst älteste Frottierwarenfabrik Österreichs in Frühwärts befindet sich nach dem Konkurs wieder im Aufwind.

Energiekosten gesenkt

Mit Eigenkapital kaufte Strobl Wirtex mitsamt dreißig Webstühlen. Er begann die Produktionswege zu optimieren und senkte die Energiekosten. „Wir haben Sanierungsmaßnahmen gesetzt, sämtliche Fenster wurden erneuert. Wir stellen außerdem auf energieeffiziente Leuchtmittel um. So wird der ganze Betrieb kontinuierlich wirtschaftlich gemacht.“

Das Konzept ging auf. Bereits nach dem ersten Jahr schrieb Wirtex wieder schwarze Zahlen. Derzeit sind 15 Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Frottierweberei beschäftigt, die meisten kommen aus der Umgebung, zwei reisen jedoch jeden Tag aus Tschechien an. Ladislav Pelikan ist Weber und seit 20 Jahren bei Wirtex beschäftigt. Der gelernte Maschinenschlosser ist froh, dass der Betrieb weitergeführt wurde. Auch die Näherin Mira Hruzova kommt gerne nach Frühwärts, weil sie - wie sie sagt - in Österreich einfach mehr Geld verdient.

Weberei Wirtex

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Die Maschinen bei Wirtex laufen, das Unternehmen schreibt mittlerweile wieder schwarze Zahlen.

Weberei findet kaum Lehrlinge

Wirtex ist ein Familienunternehmen, wichtige Entscheidungen trifft Rudolf Strobl gemeinsam mit seiner Frau und seiner Schwiegertochter. Die Firma hat sich am Markt wieder etabliert und produziert etwa Handtücher für zahlreiche Luxushotels aus ganz Europa. Dennoch warten auf das Unternehmen zahlreiche Herausforderungen. So findet man derzeit etwa kaum Lehrlinge, denn die einzige Berufsschule für Weberei in Österreich befindet sich in Vorarlberg.

Rudolf Strobl zufolge ist das Querdenken das wichtigste Element, um wirtschaftlich zu überleben. „Wenn man immer wie jeder andere denkt, bekommt man nicht mehr als jeder andere. Wir sind in einer abgelegenen Region und müssen beginnen querzudenken. Mit dem Querdenken hat man andere Perspektiven und kann andere Wege gehen.“

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