Güterzugsunfall: Kollision im Tunnel

Nach dem Güterzugsunfall auf der Südbahn am Dienstag, gibt es eine überraschende Wendung. Vor der Entgleisung kam es im Tunnel zu einer Kollision. Das bestätigten Polizei und ÖBB. Die Ermittlungen gestalten sich sehr schwierig.

Die Exekutive bestätigte Informationen, die dem ORF Niederösterreich vorliegen. Es kam offenbar im Bereich des Polleroswandtunnels Dienstagvormittag zu einer Kollision zwischen einem Güterzug und einer Elektrolokomotive. Durch den Anprall sei der hintere Teil des Zuges - einige Containerwaggons - von den Schienen geworfen worden, so die Polizei. Die Elektrolokomotive wurde bei dem Zusammenprall im Frontbereich stark beschädigt. noe.ORF.at liegen nun Fotos aus dem Tunnel vor.

ÖBB nahmen Mittwochfrüh Stellung zum Unfall

Die ÖBB hatten am Dienstag in einer Aussendung nur von einer Güterzugsentgleisung gesprochen. Zu den aktuellen Entwicklungen gibt es seit Mittwochfrüh eine Stellungnahme. ÖBB-Sprecher Christopher Seif sagte, die Situation am Dienstag sei chaotisch gewesen, man habe sich erst einen Überblick verschaffen müssen, um sich genauer zu dem Unfall äußern zu können.

Zum Unfallhergang sagte er: „Der zweite Zug hätte mit einer zweiten Lokomotive in den Bahnhof Breitenstein zurückgebracht werden sollen, hat sich aber während dieser Zeit, während die zweite Lok unterwegs war, aus irgendwelchen Gründen, die wir jetzt noch nicht sagen können, selbstständig gemacht, ist dann zurückgerollt und ist dann auf diese Lok, die zu ihm unterwegs war, geprallt.“

Seif: „Fakten und Aussagen fehlten am Dienstag“

Weshalb es erst am Mittwoch zu dieser Stellungnahme kam, begründete Seif so: „Es sind die Waggons im Tunnelportal kreuz und quer gelegen, man musste sich erst einen Zugang und Überblick verschaffen. Der Triebfahrzeugführer steht heute noch unter einem wahnsinnigen Schock, das heißt, man muss in aufwendigster Arbeit die Puzzleteile zusammensetzen und dann die Daten, Fakten und Aussagen auf den Tisch legen, wenn wir sie auch tatsächlich haben, und das war leider am Dienstag noch nicht der Fall.“

Der Lokführer, der mit der Hilfslok unterwegs war, ist laut ÖBB mit leichten Blessuren davongekommen. Der entstandene Sachschaden ist jedenfalls so groß, dass der betroffene Streckenabschnitt zwischen Breitenstein (Bezirk Neunkirchen) und Semmering (Bezirk Neunkirchen) bis zu drei Wochen gesperrt bleiben wird.

Unfallhergang: Güterzug prallte gegen Hilfslok

Nach den bisherigen Erkenntnissen blieb ein Güterzug auf dem Weg nach Süden stehen, weil sich einige Waggons lösten und vom Zug trennten. Sowohl der Zug als auch die Waggons wurden automatisch gebremst und blieben stehen.

Ein folgender Güterzug musste daher ebenfalls stehen bleiben. Diesen zweiten Zug wollten die ÖBB mit einer Lokomotive zurückziehen. Während die Hilfslok unterwegs war, begann der Güterzug aber unkontrolliert etwa einen Kilometer weit talwärts zu rollen, und zwar mit bis zu 60 Stundenkilometern. Kurz darauf stieß er mit der herannahenden Hilfslok zusammen.

Umfangreiche Aufräumarbeiten notwendig

Die Aufräumarbeiten gestalteten sich schwierig, weil der Tunnel, in dem der Zug entgleiste, zwischen zwei hohen Viadukten liegt und keine Zufahrt zum Unfallort über Straßen oder Wege möglich ist, hieß es von den ÖBB. Bereits am Dienstag wurde versucht, jene Waggons des Güterzuges aus dem Tunnel zu bringen, die nicht aus den Schienen gesprungen waren. Mit Einbruch der Dunkelheit wurden diese Arbeiten abgebrochen. Erst nachdem jene Waggons aus dem Tunnel entfernt wurden, die entgleist waren, könne kontrolliert werden, wie hoch die Schäden sind.

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Bahnstrecke bleibt drei Wochen gesperrt

Die Bergung des verunglückten Zuges ist sehr schwierig, eine Zufahrt zum Unfallort ist auf Straßen oder Wegen nicht möglich.

Es ist aber sicher, dass neben den Gleisanlagen auch die Oberleitung und die Signale beschädigt wurden. Deshalb rechnet man seitens der ÖBB damit, dass die Arbeiten etwa drei Wochen dauern werden. Für den Fernverkehr fahren zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag ersatzweise Busse, für den Nahverkehr fahren Busse zwischen Payerbach-Reichenau und dem Semmering.

ÖBB versprechen keinen Zeitverlust für Reisende

Laut ÖBB gibt es für Reisende keinen Zeitverlust, obwohl man aus dem Zug aus- und in den Bus einsteigen muss. Denn die Busse sind auf der Strecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag schneller als der Zug, der über den Semmering fahren würde. Das gelte sowohl für Fahrten in Richtung Graz als auch in Richtung Wien. Die Zugstickets behalten beim Schienenersatzverkehr ihre Gültigkeit, sowohl im Bus als auch später im anderen Zug, der zur Weiterfahrt benützt wird.

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