Güterzugsunfall: Fünf Mio. Euro Schaden

Der Zugsunfall am Semmering war nicht nur eine Entgleisung, sondern eine gewaltige Kollision. Die Ermittlungen erweisen sich laut ÖBB als „mühevolle Kleinarbeit“. Der Schaden dürfte sich auf mindestens fünf Millionen Euro belaufen.

Der dramatische Unfall, der sich Dienstagvormittag auf der Südbahnstrecke am Semmering in einem Tunnel ereignet hat, hat sich nach Recherchen des ORF Niederösterreich am Mittwoch als Kollision und nicht als Entgleisung herausgestellt - mehr dazu in Güterzugsunfall: Kollision im Tunnel. Bilder aus dem Tunnel zeigen die enorme Wucht des Zusammenstoßes, zwölf bis 14 verkeilte Waggons sind zum Teil zu sehen. Der Güterzug soll mit 40 bis 60 km/h Richtung Tal gerollt sein, dem Vernehmen nach mehr als einen Kilometer weit.

ÖBB: „Notfallmanagement hat gut funktioniert“

Die ÖBB sprachen bis Mittwochfrüh noch von einer Entgleisung, obwohl die internen Informationen wohl andere waren. Denn laut internen Protokollen der ÖBB, die noe.ORF.at vorliegen, war von Anfang an klar, dass es sich um eine Kollision handelt. Franz Seiser, ÖBB-Infrastrukturvorstand, weist indirekt den Vorwurf zurück, dass man die Informationen zurückgehalten habe. „Unser Notfallmanagement hat sehr gut funktioniert. Das Hauptaugenmerk bei so einem Vorfall liegt darin, den Verkehr abzuwickeln, einen Schienenersatzverkehr einzurichten und sich um unsere Reisenden zu kümmern. Was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft versuchen wir auch sehr zeitnah Informationen weiterzugeben. Der erste Unfallbericht ist am Dienstagabend gekommen“, so Seiser.

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So kam es zum Unfall:

Diese Grafik zeigt, wie es zu der Kollision im Tunnel kam. Der Güterzug rollte zurück und krachte gegen die bergauf fahrende Lok.

Aus jetziger Sicht wird die Südbahnstrecke drei Wochen lang gesperrt sein - mehr dazu in Nach Zugsunglück: Südbahn wochenlang gesperrt. „Wir werden alles daran setzen, dass wir zu Weihnachten wieder betriebsfähig sind. Die Staatsanwaltschaft hat die Fahrzeuge noch nicht freigegeben. Wenn die Fahrzeuge frei gegeben sind, werden wir etwa elf Tage brauchen, um die Strecke vollständig zu sanieren“, sagt Seiser. Das Ziel ist, dass die Reparaturarbeiten bis Weihnachten abgeschlossen sind. ÖBB-Sprecher Christopher Seif bezeichnete die Ermittlungen am Mittwoch als „mühevolle Kleinarbeit“. Der Unfallort im Pollereswand-Tunnel zwischen zwei Viadukten bzw. zwischen Breitenstein und Semmering sei „extrem schwer und nur über den Schienenweg zugänglich“. Zudem hätten die geschockten Triebfahrzeugführer, einer wurde leicht verletzt, vorerst nicht einvernommen werden können.

Millionenschaden durch Kollision

Die ÖBB haben am Mittwoch auch erstmals gegenüber noe.ORF.at zum Schadensausmaß Stellung genommen. ÖBB-Vorstand Seiser spricht von einem „beträchtlichen Schaden" und geht derzeit von einem Schadensausmaß von mindestens fünf Millionen Euro aus. „Der Schaden ist beträchtlich. Bei einem Güterzug sind die Fahrzeuge defekt, eine Lok ist defekt, wir müssen mehrere hundert Meter defekte Gleise beklagen und die Oberleitung ist auch kaputt.“

Auf der Südbahn über den Semmering sind nach ÖBB-Angaben etwa 57.000 Fahrgäste pro Woche in beide Richtungen unterwegs. Täglich verkehren 57 Fern- und acht Nahverkehrs sowie etwa 100 Güterzüge. Ein Ersatzverkehr mit Autobussen wurde eingerichtet. Für den Fernverkehr im Abschnitt Gloggnitz - Mürzzuschlag, für den Nahverkehr von Payerbach-Reichenau bis Semmering (in Ausnahmen aus betrieblichen Gründen ebenfalls bis Mürzzuschlag, wie auf der ÖBB-Website informiert wurde). Die Fahrzeit auf die Passhöhe bzw. durch die niederösterreichisch-steirische Semmering-Tunnelkette sei „unwesentlich länger“, heißt es bei den ÖBB.

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